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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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flexiblen Draht nach außen zu Tannenberg hin. »Zuerst soll ich Ihnen ausrichten, dass Sie genau das tun sollen, was ich Ihnen sage. Es wird alles mitgehört. Wenn Sie nicht spuren und zum Beispiel anfangen sollten, mich auszufragen oder gar zu verfolgen, müssen Sie mit sofortigen ernsten Konsequenzen rechnen«, gab er die ihm übermittelten Anweisungen weiter.
    »In Ordnung. Ich werde alle Ihre Forderungen erfüllen. Ihnen wird niemand folgen. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Gut. Also, ich soll hier genau um zehn Uhr zwei Koffer abholen. Wie’s aussieht, bin ich da im wahrsten Sinne des Wortes goldrichtig.« Schmunzelnd zeigte er auf die beiden goldfarbenen Metallkoffer, die links und rechts neben dem Leiter des K 1 standen. »Stellen Sie sie bitte auf die Rückbank …«
    Er brach ab und nickte eifrig, während er zu seinem geheimnisvollen Gesprächspartner sagte: »Weil das Kofferraumschloss kaputt ist. Ich hab zwei Decken zum Drüberlegen dabei.« Dann wandte er sich wieder an Tannenberg, der auf eine weitere Order wartete. »Stellen Sie die Koffer auf die Rückbank«, wiederholte er. »Und legen Sie die Decken drüber. Ich kann Ihnen leider nicht helfen, ich hab’s im Kreuz.«
    »Schon gut«, meinte Tannenberg. Er hätte natürlich allzu gerne gewusst, wer den Taxifahrer beauftragt hatte und wo seine Fahrt jetzt hingehen sollte. Aber da er nicht bereit war, auch nur das geringste Risiko einzugehen, hielt er den Mund.
    Der ältere Mann nahm ein Handy, das auf dem Beifahrersitz lag und in dem das Kopfhörerkabel steckte, hob es demonstrativ in die Höhe. »Bitte beeilen Sie sich. Sonst passiert was – soll ich Ihnen ausrichten.«
    Der Kriminalbeamte legte einen Zahn zu und hievte die schweren Metallkoffer auf die Rückbank. Anschließend warf er die beiden kamelfarbenen Wolldecken darüber und drückte vorsichtig die Autotür ins Schloss.
    »Alles klar. Ich muss jetzt los«, verkündete der Taxifahrer. Die Scheibe wanderte surrend nach oben und der beige Mercedes älterer Bauart brauste davon.
    Viel Glück, dachte Tannenberg, während er mit einem nachdenklichen Blick das Taxi auf seiner Fahrt an der Fruchthalle vorbei begleitete. Es bog vor dem Burggymnasium nach rechts ab und verschwand aus seinem Sichtfeld.
    Anschließend ging er gemeinsam mit Mertel, der die ganze Zeit über die Aktion mit gezogener Waffe im Hintergrund verfolgt hatte, in den Übertragungswagen. Als sie dort eintrafen, telefonierte Gero Lottner gerade gestenreich mit der Zentrale seines Senders. Mit Tannenbergs Einverständnis war Lottner als einziger seines Teams im Regieraum verblieben. Der Kapitän verlässt nie sein sinkendes Schiff, hatte der Regisseur schmunzelnd erklärt.
    »Hat sich der Erpresser inzwischen noch einmal bei Ihnen gemeldet?«, fragte der Leiter des K 1 mitten in das Telefongespräch hinein.
    »Einen Augenblick bitte«, sagte Gero Lottner in den Hörer und verschloss mit der rechten Hand das Mikrofon. »Nein, bei mir hat sich bislang niemand gemeldet.« Er lüpfte die Augenbrauen und ergänzte seufzend: »Außer meinem Sender. Mein Chef macht mir vielleicht die Hölle heiß. Er sagt, wir sind in allen Nachrichtensendungen das Topthema. Er fordert, dass wir unsere Quizshow sofort abbrechen und dafür eine Sondersendung bringen sollen. Sie verstehen – wegen der Quote!«
    »Klar, verstehe ich das. Aber eigentlich schade. Wo wir doch gerade die 10 … Millionen … Euro gerettet haben«, entgegnete Tannenberg grinsend. »Sie haben es auch nicht immer leicht.«
    Der Regisseur machte eine wegwerfende Handbewegung und beschäftigte sich wieder mit seinem quotenlüsternen Gesprächspartner. »Ja, ja, machen wir. Interviews? Klar. Damit können wir gleich anfangen. Neben mir steht nämlich gerade der Held des Abends – Hauptkommissar … Wie heißen Sie denn eigentlich?«
    Aber die beiden medienscheuen Kriminalbeamten hatten bereits auf dem Absatz kehrtgemacht. Sie waren schon auf dem Weg zu den Sprengstoffexperten. Diese versicherten ihnen, dass man inzwischen fast die gesamte Fruchthalle durchsucht habe, die Spürhunde aber noch nicht einmal den Ansatz eines Hinweises auf irgendeinen Sprengkörper entdeckt hätten. Demzufolge sei die Halle ab sofort wieder gefahrlos zu betreten.
    Als Tannenberg vorhin den ranghöchsten LKA-Beamten verständigt und ihm die dramatische Situation in der Fruchthalle geschildert hatte, stellte dieser natürlich sofort einen inhaltlichen Zusammenhang zwischen den beiden Straftaten her.

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