Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
Auto.«
    »Wann?«
    »Vor etwa einer Viertelstunde.«
    »Hat er irgendwelche Beobachtungen gemacht?«
    »Nein. Der Mann hat niemanden gesehen, auch nichts Auffälliges gehört.«
    »Sonst noch was?«
    Der uniformierte Beamte warf einen schnellen Blick in seinen Notizkalender. »Ja: Ich hab’ne Halterabfrage gemacht. Das Auto ist auf einen gewissen Walter Klöckner zugelassen, selbstständiger Taxiunternehmer, 62 Jahre alt, wohnhaft: Gut-Heim-Straße 132. Das könnte der Tote sein.«
    »Danke, Krummenacker.«
    Routinemäßig streiften sich die drei Kriminalbeamten und der Rechtsmediziner im Gehen die Plastikhandschuhe über. Dr. Schönthaler bückte sich und kniete sich seitlich neben den Beifahrersitz des beigen Mercedes. Mertel dagegen inspizierte das Autoinnere von der anderen Seite her. Der Taxifahrer lehnte zusammengesunken über dem Lenkrad, sein Kopf berührte die blutbespritzte Windschutzscheibe.
    Nachdem Tannenberg ebenfalls einen kurzen Blick in das Taxi hineingeworfen hatte, hob er ein nasses Papierbündel auf, das direkt vor seinen Füßen im Regen lag. Das Päckchen erinnerte vom Format her tatsächlich an zusammengebündelte Banknoten. Gedankenversunken betrachtete er das zurechtgeschnittene und mit einer Banderolenattrappe versehene Zeitungspapier. Irgendein Scherzbold hatte feinsäuberlich mit Kugelschreiber ›500 Euroscheine‹ darauf geschrieben.
    Erst verarschen sie die Leute, und dann machen sie sich auch noch über sie lustig. Unglaubliche Saubande!, schimpfte er tonlos.
    »Sieht ganz nach einer Hinrichtung aus«, verkündete unterdessen der Gerichtsmediziner. »Kopfschuss aus kurzer Distanz. Projektileintritt hinten rechts. Austritt Stirn links. Da oben steckt das Mistding«, sagte er und zeigte auf einen kleinen Einriss im Dachhimmel.
    Mit einer flüchtigen Geste wies er nach hinten in den Fond des Autos, wo auf dem Boden und der Rückbank ebenfalls unzählige Papierbündel verstreut waren. »Ich schätze mal, der Täter hat rechts hinten gesessen und von dort aus geschossen.«
    »Verdammt«, fluchte Tannenberg wütend vor sich hin. »Ich hätte ihn nicht fortfahren lassen dürfen. Der arme Mann wäre jetzt noch am Leben!« Kopfschüttelnd wühlte er in seinen leicht angefeuchteten Haaren. »Ich Idiot!«
    Während Dr. Schönthaler und Mertel mit ihrer Arbeit fortfuhren, versuchte Sabrina ihren Vorgesetzten und väterlichen Freund ein wenig zu trösten: »Aber was hättest du denn anderes tun sollen, Wolf? Du musstest ihn doch wegfahren lassen. Zu diesem Zeitpunkt hast du schließlich noch nicht wissen können, dass keine Sprengsätze in der Halle versteckt waren. Dich trifft keine Schuld.«
    Tannenberg kniff seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, warf den Kopf noch energischer hin und her. »Mann, Mann, Mann, ich hätte das verhindern müssen!«, schimpfte er laut.
    Voller Wut auf sich selbst kickte er einen Schotterstein weg, der kurz darauf knallend auf dem Stamm einer mächtigen Eiche einschlug. »Es war doch klar, dass dieser elende Drecksack so reagieren würde, wenn er entdeckt, dass ihm der Taxifahrer nur Papier mitgebracht hat.«
    »Das war nicht klar, Wolf«, versetzte Sabrina mit kummervoller Miene. »Es war nur eine von vielen Möglichkeiten.«
    »Aber eine ziemlich wahrscheinliche«, seufzte ihr Chef. Wie im Tran schlurfte er mit hängendem Kopf zum Kofferraum, entriegelte ihn und schob den Deckel vorsichtig nach oben. »Ach, du Scheiße«, stieß er so unvermittelt und heftig aus, dass Mertel und Dr. Schönthaler sofort ihre Arbeit unterbrachen und neugierig zu ihm gingen.
    Den entsetzten Betrachtern bot sich ein bizarrer Anblick: Im Kofferraum befand sich ein weiterer männlicher Leichnam. Auch er war offensichtlich mit einem Kopfschuss getötet worden. Der Tote lag mit angewinkelten Beinen auf der Seite. Sein Rücken berührte eine blaue Sporttasche. Die Augen waren weit aufgerissen, das Gesicht entstellt, schreckverzerrt.
    Eine dünne Blutspur zeichnete sich auf der Stirn ab. Sie mündete in eine etwa tellergroße, angetrocknete Blutlache. In der Mundhöhle steckte ein auseinander gefächerter Packen Pseudo-Banknoten. Weitere Papierbündel waren über den leblosen Körper verteilt, so als habe irgendjemand einen großen Papierkorb über ihm ausgeschüttet. Das zweite Opfer trug Jeans und eine marineblaue Windjacke. Dieser Mann allerdings war bedeutend jünger als der ermordete Taxifahrer.
    Auch Krummenacker eilte herbei. Er hatte in der Zwischenzeit die nähere Umgebung

Weitere Kostenlose Bücher