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Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall

Titel: Bombenstimmung: Tannenbergs sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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spielte nun Tannenberg die Rolle des Skeptikers.
    »Wer weiß, vielleicht ist es ja auch tatsächlich so.«
    »Wird sich zeigen, lieber Rainer. Aber du hast eben einen wichtigen Aspekt ins Spiel gebracht.«
    »Und welchen?«
    »Du hast die Frage aufgeworfen, ob wir es mit einem Einzeltäter oder mit einer Tätergruppe zu tun haben.«
    »Also, bei beiden Anrufen handelt es sich um ein und dieselbe Person, oder was meint ihr?«
    »Seh ich genauso, Sabrina«, stimmte Mertel zu.
    »Für eine Tätergruppe würde meines Erachtens die Komplexität und logistische Professionalität sprechen.«
    »Wie immer: Trefflich formuliert – aber nicht sonderlich fundiert. Denn diese Aussage trifft nur die Planung, aber nicht die Ausführung«, sagte Tannenberg.
    »Wieso denn?«, wandte der Rechtsmediziner ein. »Wenn die 10 Millionen in den Koffern gewesen wären, hätte doch alles perfekt funktioniert.«
    »Damit hat der liebe Rainer nicht ganz unrecht«, bemerkte Sabrina schmunzelnd.
    »Ist ja schon gut«, knurrte Tannenberg.
    »Ich weiß nicht, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass es sich um einen ausgebufften, skrupellosen Einzeltäter handelt. Schließlich gibt es bislang keinen einzigen Hinweis auf eine weitere Person, die in diese Sache involviert wäre«, sagte Mertel. »Na ja, möglicherweise entdecke ich auch noch etwas Interessantes bei der genaueren Tonbandanalyse.«
    »Aber eines können wir schon mal im Hinblick auf ein zu erstellendes Täterprofil definitiv festhalten«, versetzte die junge Kriminalbeamtin. »Der Anrufer kennt sich anscheinend sehr gut mit dem Internet aus.«
    »Außerdem beherrscht er die Kunst, seine Stimme elektronisch zu verfremden«, ergänzte Mertel. »Das kann nicht jeder.«
    »Ja. Und beides lässt möglicherweise auf einen jüngeren Mann schließen«, behauptete Sabrina.
    Sie steckte sich einige Kartoffelchips in den Mund, ging zum Schreibtisch ihres Chefs, setzte sich auf dessen Ledersessel und fuhr den PC hoch. »Ich schau mir jetzt mal diese Webcam an.« Sie befolgte genau die Anweisungen, welche der Erpresser vor ein paar Stunden dem Event-TV -Regisseur gegeben hatte.
    Wie ein langsam herabgelassener Rollladen baute sich das Livebild auf. Es wurde offensichtlich von einer fest installierten Kamera gesendet. Ihre Kollegen hatten sich inzwischen hinter sie gestellt und starrten nun ebenfalls auf den Flachbildschirm. Die Männer sahen das gleiche unwirkliche Szenario, welches sie kurz vor 21 Uhr verlassen hatten: Die Fassade der Pfalzgalerie und die verwüstete, mit zwei Kratern verunstaltete Parkanlage waren nach wie vor in grellen Lichtschein getaucht.
    »Die Perspektive ist eindeutig und lässt nur einen einzigen Schluss zu: Diese Kamera steht hundertprozentig auf dem Dach oder zumindest im obersten Stockwerk des Albert-Schweitzer-Gymnasiums.«
    »Ja, den Eindruck hab ich auch«, nickte der Kriminaltechniker. »Wenn es den toten Politiker nicht gäbe, müsste man durchaus neidlos anerkennen, dass diese Drohgebärde und die Idee mit der schon vorhandenen Webcam einfach genial war!«
    »Okay, Leute. Auf die Sache mit dem armen Dr. Winkelmann kommen wir später noch einmal ausführlicher zurück«, erklärte Tannenberg. Während die anderen weiter in den PC-Monitor stierten, schlenderte er zu seiner Tabelle, machte weitere Eintragungen.
    Anschließend richtete er erneut das Wort an seine inzwischen wieder an den Besuchertisch zurückgekehrten Kollegen: »Jetzt konzentrieren wir uns zunächst weiter auf die Erpresseranrufe. Es gibt nämlich noch zwei offene Fragen: Erstens: Warum bestand der Täter darauf, dass es keine Werbeunterbrechungen mehr geben dürfe.«
    »Weil er immer genau sehen wollte, was in der Halle passiert«, antwortet Mertel wie aus der Pistole geschossen.
    »Das heißt: Er saß entweder irgendwo vor einem Fernsehgerät …«
    »Oder er hatte eins dabei«, fiel Dr. Schönthaler seinem alten Freund ins Wort.
    Tannenberg brummte zustimmend. »Zweitens: Warum bleibt der Erpresser nicht einfach in der Leitung, sondern sagt, dass er gleich noch mal anruft, und legt dann auf.«
    »Vielleicht, weil er dringend noch einige andere Dinge erledigen musste. Oder, weil er Angst hatte, jemand könnte den Anruf zu ihm zurückverfolgen.«
    »Ja, kann alles sein«, seufzte Tannenberg. Er zog tief die Luft ein. »Wie immer: Fragen über Fragen.« Ein heftiger Ruck ging durch seinen Körper. Er betätigte abermals die Abspieltaste des Kassettenrecorders.
    »Am Anfang war er ja noch ziemlich

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