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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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Flamme, die versiegte, gleich wieder ausgehen wollte.
    Doc! Du musst das hinkriegen!
    Er goss ein bisschen Flüssigkeit nach, zündete das Feuer noch einmal an. Die Flamme flackerte kurz auf, griff nach dem Papier und nach dem Reisig.
    Man spürte einen Windhauch. Tomi hatte Angst, der Wind könnte die Flammen ausblasen, und schüttete direkt aus der Flasche Grillanzünder hinein. Die Flamme loderte für einen Moment kniehoch auf, flaute leicht ab, brannte aber stabil weiter.
    Ein richtiges Lagerfeuer, flackernde Flammen. Mit zwei Händen griff Tomi nach der Flasche und spritzte noch mehr Grillanzünder ins Feuer.
    Ein Zischen. Plötzlich ein heißes Brausen. Die kleine Flamme loderte nun hüfthoch auf, verbrannte ihm die Hand, ergriff den Ärmel. Er wedelte mit der anderen Hand.Die Würstchenpackung fiel ins Feuer, er wedelte wie wild und schaffte es, den brennenden Ärmel zu löschen, und machte einen Schritt rückwärts. Das Feuer prasselte. Mittendrin lag die Packung mit den Würstchen, die Plastikfolie begann zu schmelzen.
    Er versuchte, sie herauszuziehen, aber er verbrannte sich die Finger. Da fiel ihm der Würstchenstock ein. Damit versuchte er, die Packung zu erwischen. Zuerst rutschte sie immer wieder weg, aber dann gelang es ihm, sie aus dem Feuer zu bugsieren.
    Das Lagerfeuer qualmte, die Augen brannten.
    Die Würstchen waren schwarzgrau, verrußt und mit dem geschmolzenen Plastik verklebt. Tomi versuchte, sie zwischen den Plastikfetzen herauszuschälen, dabei wurden seine Hände völlig schwarz. Eine Wurst bekam er zu fassen, er kratzte Plastik und Ruß ab, außen war sie noch warm, aber innen vollkommen kalt. Tomi pulte ein Stück unter der Pelle heraus, es schmeckte verbrannt und kalt zugleich, aber sein Hunger war groß.
    »Was soll das denn, verdammt!«, rief jemand. Tomi drehte sich um, ein Mann im Overall der Tankstelle starrte abwechselnd ihn und das Feuer an, von dem immer dichterer Qualm aufstieg.
    Tomi sprang auf, zögerte einen Moment, griff nach der Packung mit den Würstchen, aber die war kaputt, die Würste fielen auf die Erde. Er ließ sie liegen, rannte, ein Zweig schlug ihm ins Gesicht, er stolperte, rappelte sich sofort wieder auf, fand den Weg und rannte und rannte, rannte davon.
     
    Tomi war bis zum Sportpark gerannt. Am Waldrand ließ er sich auf einem Stein nieder, vor sich der zugeschneite Fußballplatz. Er hatte das Bisschen, was man von der Wurst,die er in der Hand behalten hatte, essen konnte, aufgegessen, aber er hatte immer noch Hunger. Jetzt auch Durst. Aber auch die Saftpackung war zurückgeblieben. Der Arm tat ihm weh, auch zwischen den Rippen pulsierte der Schmerz. Der eiskalte Wind brachte ihn zum Frieren.
    Schließlich kamen die Tränen. Ein großes, überbordendes Weinen. Er brauchte sich nicht zu beherrschen. Niemand hörte es.
    Totale Scheiße.
    Ich kann gar nichts.
    Es gibt keinen Doc ... keinen Doktor ... Kilmore.
    Alles bloß kindische Scheiße.
    Verdammte verfickte Scheiße. Ich bring die Scheißkerle um.
    Mama ruf ich nicht an.
    Nie im Leben, Mann!
    Zur Hölle mit allen Scheißmutanten.
    Oh Mira ... Mira ... Mirabella.
    Zessi ...
    Verdammte verfickte Scheiße.
    Die Tränen wärmten, die Kraftausdrücke noch viel mehr, es tat gut, sie auszuspucken.
    So eine ... Scheiße!
    Er sprang auf. Schüttelte die Arme, boxte und trat in die Luft.
    So wie der Typ im Park.
    Der verrückte Typ. Mad Max ...
    Durst. Er raffte eine Handvoll grauweißen Schnee zusammen, sah am Wegrand aber Spuren von Hundepisse. Er drehte sich zum Wald um. Ein paar Meter weiter hatte der Schnee Klumpen gebildet und sah sauber aus. Tomi zog einen Handschuh aus und brach sich ein Stück von der eisigen Kruste ab. Dann nahm er Schnee von einer anderenStelle und aß ihn. Er war so kalt, dass die Zähne schmerzten. Er hielt einen kleinen, rauen Klumpen im Mund und ließ ihn schmelzen.
    Das löschte den Durst. Das löschte fast den Durst. Fast ganz.
    Der Doc kennt alle Tricks. Der alte Partisan.
    Zessi Mirabella, die Prinzessin.
    Viuuhh . Abflug.
    Tomi breitete die Arme aus.
    Er spürte die Kälte an den Fingern und schob die Hand in die Tasche. Eine Nusstüte, in der noch eine Nuss steckte. Davon hatte er Mira welche abgegeben, vor ewigen Zeiten.
    Tomi nahm das Handy aus der Tasche. Öffnete wieder einmal eine bestimmte SMS.
     
    Die Nüsse warn gut.
    Es war schön.
    Rate wer.
     
    Er steckte die Tüte wieder ein. Ihm knurrte der Magen. Er musste in den Supermarkt hineinkommen und sei es durch die

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