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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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rief Saara.
    Katri sah auf die Uhr. Ihr Dienst begann in zwei Stunden. Wenn sie frühzeitig hinginge, könnte sie noch den Artikel über die Geschichte der Kindheit heraussuchen. Und die Textstelle von eben noch einmal durchgehen. Etwas daran störte sie nämlich noch.
    Für die Mädchen hätte sie morgen den ganzen Vormittag Zeit.
    »Wir müssen jetzt gehen«, sagte sie und drängte in Richtung Kasse. Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie fand es großartig, am Abend arbeiten zu gehen.

4   Vom Abend bis zum Morgen

1
    Ari stand in der Schlange, und diese bewegte sich nicht vorwärts. Irgendeine Unklarheit an der Kasse.
    Jetzt steckte er also im Supermarkt fest.
    Er war gerade in Fahrt gekommen war, hatte zumindest den Anfang gefunden, da war ihm eingefallen, dass der Kühlschrank fast keine Lebensmittel mehr enthielt. In dem Mittagslokal in der Puistokatu bekam man manchmal auch spät noch eine Suppe, aber nicht mehr um diese Zeit. Also hatte er beschlossen, einen kurzen Abstecher ins Einkaufszentrum zu machen und ein paar Zutaten für Pasta zu holen.
    So viel zum Thema kurzer Abstecher.
    Noch immer standen vier oder fünf Leute vor ihm in der Schlange, und von denen hatte mindestens einer den Wagen vollgeladen bis zum Rand. Und die Schlange bewegte sich nicht. Gerade hatte die Kassiererin gewechselt, es gab irgendein Durcheinander, Münzen fielen herunter und rollten über den Boden.
    Das war kein guter Tag. Nein, Überhaupt nicht, bestätigte sich Ari innerlich.
    Nachdem er von seinem Spaziergang zurückgekehrt war, hatte er gleich versucht, zu schreiben. Er hatte sich an den Computer gesetzt und war auf der Stelle erstarrt. Segelohr, Entenfresse, Planschbecken. Einer für alle und alle gegen einen. Niemand sonst konnte sich daran erinnern. Dafür hatte er vor langer Zeit ein Minus im großen Buch des Universums bekommen. Ein kleines Minus, eine Reiberei unter Jungen. Und jetzt war dort wieder ein Junge gewesen, an derselben Stelle, aber scheinbar allein. Grübelnd? Sich grämend? Schmollend? Jeder war mal allein. Letzten Endes allein. Und wer war mehr allein als ein Schriftsteller?
    Schließlich hatte er das Dokument mit dem Manuskript geöffnet, dann aber doch zuerst im Internet einen Blick auf die Wettervorhersage und bei der Gelegenheit auch gleich auf die neuesten Meldungen geworfen, hatte eine Nachricht überflogen, die scheinbar irgendwie mit seinem Thema zu tun hatte, auch wenn er sich im Nachhinein nicht mehr erinnern konnte, was es gewesen war. An dem Punkt hatte er auf die Uhr gesehen und sich über seinen gescheiterten Zeitplan geärgert. Er war nicht über den Anfang hinausgekommen, seine Gedanken irrten umher, und er wurde müde.
    Nachdem er eine Stunde am Tisch geschlummert hatte, war ihm dann die karge Kühlschrankfüllung bewusst geworden. Er war aus dem Haus gegangen, durch das Grau zwischen den Wohnblocks, bei einem Wetter, das jeder Definition spottete, auf dem immer gleichen Weg, überkrustet mit gefrorenem Schneematsch, man musste aufpassen, dass man nicht ausrutschte. Der Einkaufszentrumsfestung entgegen, wo Autos im Kreis fuhren, was sinnlos aussah und an die Umzingelungsmaßnahmen von Indianern in alten Western erinnerte. So etwas könnte man in einem Roman durchaus schreiben, dachte Ari. Hier war er also gelandet, in diesem Kasten von Supermarkt, vor einer tödlich bekannten Produktpalette. Wer würde so etwas lesen wollen?
    Und dann steckte er auch noch hier fest.
    Ari ärgerte sich. Ihm wurde ein kostbares Stück von diesem Abend geraubt. Denn während er in dieser Schlange stand, ging der Nachmittag allmählich in den Abend über. In einen kurzen Abend, den er nicht bis in die Nacht hinein ausdehnen konnte, denn er hatte gleich am nächsten Morgen einen Termin. Den Termin, wegen dem es wichtig wäre, sich heute noch ein bisschen am Riemen zu reißen. Die Schlussszene. Auf einmal hatte er das Gefühl, dass er jetzt genau wüsste, wie er den Text zum Abschluss bringen könnte, wenn er nur schnell genug hier weg käme. Sonst wäre sein Blutzuckerspiegel so weit gesunken, dass er nicht einmal seinen Namen schreiben könnte, wenn er wieder am Schreibtisch saß.
    Die Gedanken wogten hin und her. Die Schlange geriet in Bewegung. Stockte wieder. Erneut irgendeine Störung.
    Es liegt nicht am Zucker. Ich bin einfach ein fauler Arsch, dachte Ari. Trödle so lange rum, bis die Energie garantiert weg ist.
    Das Problem war ... die Stauung.
    So wie jetzt, in dieser Situation. Mit

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