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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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schaltete Mira immer das Licht ein, man sah es an den Vorhangrändern. Auch gestern. Schlief sie noch?
    Tomi zuckte zusammen. Im Eckfenster brannte Licht.
    Ha. Die Höhle der Kobra. Ist sie zurückgekehrt?
    Ach so ... die hat zu schnell den Abgang gemacht ... und das Licht vielleicht vergessen
    Er starrte auf das Fenster. Nichts regte sich. Nie zuvor hatte die Frau das Licht brennen lassen.
    Da stimmt ganz übel was nicht ... Muss abchecken ... Aber vielleicht ist das ne Falle ... Die Orks, die Pisser. Wo sind die? Telepatoren einschalten ... Mirabellas Tür muss die ganze Zeit gecheckt werden ...
    Tomi war nicht mehr weit vom Treppeneingang seiner Großmutter entfernt, ging aber trotzdem mitten im Hof, überlegte noch, ob er auf Miras Seite hinübergehen sollte.
    Blieb stehen. Etwas brachte ihn dazu, stehen zu bleiben.
    Die Tür am letzten Treppeneingang ging auf. Der kleinste der anderen Jungen kam heraus. Bemerkte Tomi. Drehte sich um, riss die Haustür auf, rief etwas hinein.
    Tomi ging schneller. Blickte hinter sich: ein zweiter Junge stürzte aus der Tür. Das Duo überquerte den Hof.
    Tomi traute sich nicht mehr in den eigenen Hauseingang, ging vorbei, beschleunigte die Schritte noch mehr. Er kannte eine Lücke im Heckenzaun zur Grünanlage hin. Dort schlüpfte er hindurch und rannte über die schneebedeckte Rasenfläche davon.
    Sein Herz hämmerte. Er machte langsamer, drehte sich um und blieb stehen. Er hatte einen ordentlichen Vorsprung. Es waren jetzt drei Jungen. Sie standen an der Stelle, wo er durch die Hecke geschlüpft war.
    »Darf ich nicht mal nach Hause gehen?«, rief Tomi.
    »Das ist nicht dein Zuhause, du Scheißrusse«, rief der kleinste Junge. Die anderen lachten.
    Wie kamen die bloß auf den Russen?
    Tomi wandte sich ab. Er musste etwas zu essen bekommen. Von dem Geld, das ihm seine Mutter gegeben hatte, waren noch zehn Euro übrig.
    Er erreichte die Straße. Vor ihm lag das Einkaufszentrum, zwei Mädchen kamen aus dem Supermarkt.
    Schon von weitem sah er, dass es die Mädchen von vorher waren.
    Tomi senkte den Blick, wollte um den Supermarkt herumgehen, aber zu spät. Die mit der Brille deutete auf ihn. Das kleinere Mädchen griff schnell zum Handy und rief jemanden an.
    Tomi bog um die Straßenecke, ging am Gemeindehaus vorbei, das Gehen wurde zum Laufen, als er die lange Reihe der Garagen erreichte und dann quer den kleinen Hang hinauf abkürzte.
    Okay, dann würde er eben bis ans Ende der Welt gehen, wenn es sein musste.
    Er ging immer weiter. Die Tanke. Dort konnte er hin. Auch dort bekam er was zu essen.
     
    Tomi stand lange in der Tankstelle neben der Tür. Er schaute nach draußen, ob ihm auch niemand gefolgt war. Erst dann drehte er eine Runde durch die Ecke, wo die Lebensmittel standen.
    Als Erstes nahm er eine Packung Kekse. Er suchte Nüsse, fand aber keine. Dann bemerkte er eine Flasche, auf der ein glühendes Feuer abgebildet war, mit warmen, fröhlichen Flammen. Grillanzünder, stand auf dem Etikett. Man könnte ein Lagerfeuer machen, im Wald ein richtiges Lager bauen. Und dort abwarten bis es dunkel wird.
    Er nahm den Grillanzünder und Streichhölzer. Legte die Kekse zurück und griff stattdessen zu Grillwürsten. In der Packung waren vier dicke Würste nebeneinander eingeschweißt.
    Nach dem Bezahlen blieb noch ein bisschen Geld übrig. Er würde später in den Supermarkt gehen können.
    Wenn nötig, würde er unter einem Baum übernachten. So wie im Fernsehen. Obwohl da alle Shorts anhatten.
    Der Doc ist ein Partisan. Unter der Tanne. Ganz still. Dann schlägt er zu. Viuuhh , und Mirabella ist frei.
     
    Tomi ging hinter der Tankstelle an den Müllcontainern und den hinter Draht verschlossenen Gasflaschen vorbei. Gleich danach begann ein Streifen Wald, der sich weit fortsetzte, bis hin zum Sportpark.
    Ein Lagerplatz war bald gefunden. Zwei Fichten mit dichten Ästen schirmten ihn von zwei Seiten ab, kleine Birken und ein Weidengestrüpp bildeten dazwischen einen Zaun.
    Zuerst suchte er nach einem passenden Stock für die Würste. Ein abgebrochener Ast war fast zu robust. Er brach ihn durch. Sobald er Kraft einsetzte, tat ihm der Arm weh. Er stapelte Reisig auf, so wie er es im Fernsehen gesehen hatte. Als Anbrenner zerriss er eine Pappschachtel, die er auf dem Weg fand. Zwischen die Reiser schob er noch die Gratiszeitung, die er an der Tankstelle mitgenommen hatte. Zum Schluss goss er Grillanzünder darüber.
    Das Feuer wollte nicht brennen. Bloß eine kleine, dürftige

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