Bonbontag
Hand, hielt es aber vor den Mund wie ein Funkgerät. Seine Lippen bewegten sich, man hörte jedoch nichts.
Große Gesten, leise Töne. So würde Ari es in seinem Roman schreiben.
10
Mira-Mira-Mirabella.
Halt durch. Du bist doch okay?
Der Scheißmutant war da ... Soll ich zuhauen, hat er gemeint, voll mit Grimasse. Braucht er gar nicht, weil er eine Scheißgiftwolke um sich rum hat.
Der Obermacker hat angeklingelt. Über Telepator haben wir gesprochen. Bald sehen wir uns und so, hat er gesagt.
Er ist ein harter Brocken.
Alle Mutanten zu Brei. Er wird helfen.
Wir kommen und gucken nach dir ...
Noch nicht ganz gleich.
Weil vorher müssen wir noch was machen. Mad Max hat zu tun. Er ist beim Film. Ziemlich fett.
Der schreibt alles, was gesagt wird.
»Kill You Fuck Shit.«
All das.
Ich darf vielleicht mitspielen ... Irgendwann mal, hat er gesagt.
Jetzt gehen wir irgendwelche Bosse treffen. Wahrscheinlich alle mit Benz und so.
Auch wenn Mad Max und ich die Straßenbahn genommen haben.
11
Ari und Joel nahmen auf der Couch Platz.
Die sollte so aussehen, als hätte man sie auf dem Flohmarkt gekauft. Vielleicht war es auch so. Lässig, clever, Recycling. Beide versanken tief. Bewegte sich der eine, geriet auch der andere ins Schaukeln.
Ihnen gegenüber hatten sich Pasi, Reijo und Marja-Liisa um den Tisch versammelt, das Büro gehörte Reijo. Pasi sah mit seinen schulterlangen Haaren wie ein Rocker aus, Reijo mit seinem Fast-Bürstenschnitt wie ein Beamter. Marja-Liisa saß mit eingefallenen Wangen schmal dazwischen, sie war als Produktionsleiterin engagiert worden, hatte Erfahrung und trug darum grundsätzlich eine misstrauische, erschöpfte Miene zur Schau.
Die Firma hatte ihre Räumlichkeiten in einem alten Fabrikgebäude, wo man leichte Zwischenwände eingezogen hatte. Hinter einem Eingang mit Metalltür waren mehrere kleine Firmen aus der Medienbranche untergebracht, es gab einen großen gemeinsamen Bereich in der Mitte, darum herum die Büros und in jedem Büro ein Fenster auch nach innen, zum zentralen Aufenthaltsbereich.
Tomi war nicht mit ins Büro gekommen, Ari sah durchs Fenster, wie der Junge langsam umherging, die Plastiktüte schlenkern ließ und die Filmplakate an den Wänden bestaunte.
An der Tür hatte Joels Unsicherheit schließlich auch Ari angesteckt, und für einen Moment hatte er bereut, Tomi mitgenommen zu haben. Aber dann war es ihm gelungen, den Sachverhalt flüssig und in groben Zügen zu schildern, er hatte etwas vom Sohn seines Cousins und von Koinzidenzen gesagt, das Ganze schien die Gastgeber nicht im Geringsten zu bewegen.
Irgendwie war die Stimmung gespannt. Auf dem Tisch stand Kaffee, und zwischen Pasi und Reijo gab es eine Meinungsverschiedenheit darüber, wer vergessen hatte, das dazugehörige Gebäck zu kaufen. Ari war zu Tomi gegangen und hatte sich von ihm die Bonbontüte geben lassen, mit dem Versprechen, ihm eine neue zu kaufen. Scheinbar beiläufig hatte er sie für alle auf den Tisch gelegt. Pasi und Reijo probierten gereizt die Fuchsbonbons, Ari hatte das Gefühl, dass sich die Atmosphäre nun etwas entspannte. Dennoch zitterten seine Hände, als er den Notizblock aus der Tasche nahm.
Er sah das eingerahmte Foto zweier schulpflichtiger Jungen auf dem Schreibtisch stehen. Offenbar Reijos Kinder. Womöglich hatte Tomis Anwesenheit eine etwas dämpfende Wirkung.
Das sind keine bösen Menschen, sondern Eltern von kleinen Kindern, konnte er noch denken, bevor Reijo sich räusperte.
»Wer fängt an?«, fragte Reijo. Sein Blick war seltsam ausdruckslos.
Was wird jetzt kommen?, dachte Ari, den Stift in der Hand, um sich Notizen zu machen. Großartig ...?
»Ich bin sprachlos«, sagte Pasi.
Ari lächelte bereits, aber das Lächeln gefror ihm sofort.
»Ich kapier hier nichts«, übernahm Reijo die Regie. »Das geht einfach immer bloß weiter, die Figuren kriegt man nicht zu fassen, und außerdem ist das alles viel zu lang.«
»Es sollte ja auch schon vor zwei Monaten fertig sein«, sagte Marja-Liisa dazwischen. »Das ist was ganz anderes als das, worüber wir gesprochen haben.«
Ari warf einen Blick auf Joel, der vollkommen blass geworden war und nichts sagte. Normalerweise gab er immer Kontra.
»Na ja, ganz was anderes ist es nun auch wieder nicht ...«, fing Ari schließlich an.
»Tut mir leid, wenn ich mich wiederhole, aber ich kapier da nichts«, schnitt ihm Reijo das Wort ab. »Was ist mit dir, Pasi?«
Es folgte ein Moment der Stille. Pasi räusperte sich
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