Bonbontag
herausgekommen, sie blendete, als die Bahn an der zugefrorenen Meeresbucht entlangfuhr. Arispürte die Müdigkeit in den Augen. Gleichzeitig stellte sich eine entspannte Mattigkeit ein, die Anspannung war weg, er hatte sein Bestes getan.
Ari sah Joel im Café an einem Ecktisch sitzen, durch das Fenster hatte man die Schwimmbecken im Blick, aber Joel sah immer nur auf die Uhr und rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Als er das Gespann kommen sah, erstarrte er. Den Jungen musterte er mit unverhohlener Skepsis.
Ari hatte Joel angerufen, ihn vorgewarnt, ihm die Situation erklärt. Diverse Missverständnisse hätten sich so summiert, dass er nun einen Jungen bei sich habe, dessen Mutter gerade in Urlaub gefahren und dessen Vater erst am Nachmittag zu erreichen sei. Einen Jungen, der nicht allein sein mochte. Okay, aber seid, verdammt noch mal, pünktlich, hatte Joel gesagt, der ewige Zuspätkommer.
Jetzt aber war er ausnahmsweise rechtzeitig da. Er begrüßte Tomi übertrieben freundlich, allerdings mit steifem Lächeln. Nie zuvor hatte Ari Joel so nervös erlebt.
Wie auch immer, durch Joel hatte sich diese Chance aufgetan. Er hatte einen der Produzenten vor einigen Jahren im Drehbuch-ABC-Kurs des Finnischen Rundfunks kennengelernt und diesem Mann namens Pasi dann vor einem halbe Jahr ihre Synopse geschickt, worauf Pasi sofort ein Treffen vorgeschlagen hatte. Eigentlich hätte damals Zeit für ein ausführliches Gespräch sein sollen, aber Pasi war – unter bedauerndem Hinweis auf seine vielen Termine – nur eine Viertelstunde bei ihnen sitzen geblieben. Trotzdem hatten sie von ihm ein ermutigendes Feed-back erhalten: »Genau so etwas suchen wir ... Alltagsnah, aber romantisch. Ich habe mit Reijo und den anderen geredet. Alle sind total begeistert.«
Der Zeitplan hatte sich dann ein bisschen gedehnt, ursprünglich hätte das Skript an Weihnachten fertig sein sollen, aber das war ja völlig normal. Da aktualisierte man eben die Daten ein wenig. Joel war grundlos nervös.
Demonstrativ gelassen ging Ari mit Tomi zum Verkaufstresen, nahm das Angebot in Augenschein und plauderte mit den Bedienungen, beide in seinem Alter. Die eine lang, blond, die andere klein, blond, gesprächig, das Plappern nahm kein Ende, während die kleine Blonde Tomis Pirogge und Aris Kaffee samt Hefeteilchen in die Kasse tippte, fragte die große Blonde Tomi, was er in den Skiferien bislang getan habe und ermunterte ihn, auf der Eisbahn nebenan Schlittschuh laufen zu gehen.
»Und anschließend ins Schwimmbad und dann zum Kaffeetrinken hierher!«, befahl sie.
Ari schaute zum Tisch hinüber. Joel blickte auf die Uhr, normalerweise hätte er am Tresen gestanden und geflirtet. Und wäre sicherlich auch hier auf Widerhall gestoßen, dachte Ari neidisch, und hätte wer weiß was zum Naschen bekommen.
»Wir dürfen uns nicht billig verkaufen«, fing Ari an, sobald er an den Tisch gekommen war, und bezog aus seinen eigenen Worten weiteres Selbstvertrauen. »Jetzt müssen wir für die Ausarbeitung richtig Geld bekommen ... auch wenn das Ganze eigentlich schon einen fertigen Eindruck macht.«
Joel sah Ari blass an.
»Na ja ... warten wir mal ab, was sie sagen«, murmelte er und erkundigte sich, ob Ari dazu gekommen sei, sich den Schluss noch einmal anzusehen.
Ari nahm die zwei Seiten, die er ausgedruckt hatte, aus der Umhängetasche und gab sie Joel. Er sagte, das sei nur eine Alternative, zeige aber, dass die Geschichte lebe und gute Lösungen in viele Richtungen biete.
Joel überflog die Seiten, konnte sich überhaupt nicht darauf konzentrieren, war aber zufrieden, etwas in die Hände bekommen zu haben, an dem er sich festhalten konnte.
Sie gingen an der Eisbahn entlang, die Fläche funkelte in der Sonne, viele Leute, Kinder und Erwachsene, waren darauf unterwegs, eine Ecke hatte man für die Eislaufschule reserviert.
»Man müsste eigentlich schon mal aufs Eis«, sagte Ari übertrieben energisch. »An so einem tollen Tag. He, kann man da drüben nicht Schlittschuhe leihen?«
Er bekam darauf keine Antwort, weder von Joel noch von Tomi.
»Hättest du Lust?«, fragte Ari und stieß Tomi leicht an.
Tomi zuckte mit den Schultern.
»Ich bin da ziemlich schlecht ...«, sagte er ernst.
Ari wollte ihn ermutigen, aber daraus wurde nichts, weil sie laufen mussten, um Joel einzuholen, der bereits um die Ecke gebogen war.
Als Ari Joel erreicht hatte, merkte er, dass Tomi zurückgeblieben war. Der Junge hatte das Telefon in der
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