Bonbontag
ich hab auch schon richtig großen Stars ins Gesicht gesagt, was ich von ihnen halte.«
Pasi und Marja-Liisa blickten etwas peinlich berührt vor sich hin, sie schienen Reijos dramatische Gebärden zu kennen.
Ari und Joel verließen den Raum. Tomi lief auf Ari zu, ging dicht neben ihm.
»Wenn man keine Kritik verträgt, wechselt man besser die Branche!«, rief ihnen Reijo hinterher.
Ari spürte etwas an seiner Hand und griff danach. Es war Tomis Hand.
Schweigend waren sie zum Aufzug gegangen und ohne ein Wort zu sagen nach unten gefahren in den gangartigen Eingangsbereich, wo die Briefkästen hingen, einer neben dem anderen, auch der von Pasis und Reijos Produktionsfirma, das Seestern-Logo war von weitem zu erkennen. Joel blieb vor dem Briefkasten stehen. Für einen Augenblick glaubte Ari, Joel werde den Kasten aus der Wand reißen, auf denBoden werfen und darauf herumtrampeln. Aber Joel murmelte nur etwas vor sich hin.
Er verließ das Gebäude und schlug den Weg ein, den sie gekommen waren, im Sturmschritt, als hätte er es eilig zum nächsten Termin, aber die Eile reichte nur bis um die Ecke, wo man ihn von den Fenstern der Firma aus nicht sehen konnte.
Dort blieb er stehen und brach in Tränen aus. Lehnte sich an die Hauswand und weinte. Tomi erstarrte auf der Stelle, wurde blass, sah Joel an und dann von ihm weg, wusste nicht, wohin er schauen sollte.
»He, ist schon gut«, versuchte Ari seinen Freund zu beruhigen. »Das sind Arschlöcher, über die regt man sich besser gar nicht erst auf.«
»Die ... die ... das spricht sich rum ...«, schluchzte Joel.
Ari klopfte ihm unbeholfen auf die Schulter. Tomi hielt Abstand.
»Ich ... ich hab sonst nichts ... im Moment habe ich nichts anderes ...« Wieder endete der Satz mit Schluchzen.
Plötzlich merkte Ari, dass Tomi verschwunden war. Er blickte um die Ecke und sah den Jungen in das Gebäude hineingehen, in dem sich die Filmfirma befand.
Ari rannte ihm hinterher. Er erreichte die Tür und sah durch die Scheibe, dass der Junge einen großen Blumentopf mitten vor die Briefkastenreihe gerückt hatte. In diesem Moment stieg er auf den Blumentopf und ...
Nein!, rief Ari, aber zu spät. Tomi richtete den Strahl direkt in den Briefkasten der Produktionsfirma.
Auf Joels Gesicht zeigte sich ein kleines, steifes Lächeln, als Ari ihm von Tomis Aktion erzählte, ansonsten sah er völlig erschöpft aus. Gemeinsam gingen sie zur Bushaltestelle.
»Uns wird schon was einfallen«, sagte Ari, als Joel in den Bus stieg.
Joel nickte, wollte etwas sagen, aber seine Stimme versagte.
Die Türen gingen zu.
Im selben Moment klingelte das Handy.
Ari hatte nicht vor, sich zu melden, er blickte nur mit getrübten Augen aufs Display. Leena.
Er antwortete sofort, ging zum Sprechen unters Haltestellendach.
»Und, wie war’s?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Ari schwieg einen Moment.
»Ari?«
Er erzählte es ihr. Sprach vor allem über Joels Reaktion, aber in geschönter Form. Joel war außer sich, sagte er.
»Zu blöd«, meinte Leena immer wieder. »Wieso kapieren die das nicht?«
Ari verstummte, schluckte, Leena sagte, das, was sie habe lesen dürfen, sei echt gut gewesen.
»Wir bleiben noch bis morgen hier«, sagte sie.
Bleibt nur, sagte Ari mit erstickter Stimme. Er wünschte, sie hätte gesagt, dass sie schon heute kämen, dass Leena einmal im Leben nicht so unerschütterlich kühl und ruhig wäre, sondern begreifen würde ... ohne dass er etwas sagen müsste, verstehen würde ...
»Harri fährt allerdings bald los, wir könnten uns dranhängen, wenn wir wollen ... Aber vielleicht ist es schöner, bis zum Schluss der Ferien hier zu sein.«
»Mal sehen ... wie ihr wollt«, brachte Ari mühsam heraus.
»Willst du mit Anni reden?«, fragte Leena.
Ich bin gerade an einer ungünstigen Stelle, sagte Ari, verabschiedete sich abrupt und beendete das Gespräch.
Dann seufzte er laut auf.
Tomi hatte ihn die ganze Zeit angesehen und wandte nun plötzlich den Blick ab. Sie gingen los.
»Das warn Arschlöcher, stimmt’s?«
»Das könnte man so sagen«, antwortete Ari und sah Tomi an, der ihn besorgt zu mustern schien. »Jetzt kriegen wir für dich wohl auch keinen Job als Schauspieler.«
»Ich hätt gar nicht gewollt ...«, sagte Tomi und vermied es, Ari in die Augen zu schauen. »Nicht mit solchen Scheißkerlen.«
Sie gingen an der Eisbahn entlang zur Straßenbahnhaltestelle. Die Sonne schien, das Eis glänzte.
»Ich überleg grade ...«, fing Tomi
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