Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
Vom Netzwerk:
Fersen. Das würde er schreiben können, bei Bedarf würde er sich aus Krimis etwas leihen.
    Jaska hatte den Kaffee bezahlt, einen zerknitterten Schein aus der Tasche gezogen und das Wechselgeld hineingestopft. Ari hatte das Zittern der Hände bemerkt.
    Jetzt kam Jaska zurück. Er ging direkt auf Ari zu.
    »Danke«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Ari ergriff sie schüchtern.
    »Schon gut ...«
    »Nee, wirklich, danke«, sagte Jaska noch einmal und ließ die Hand nicht los, beugte sich näher zu Ari heran. Wieder die Fahne. Ein Ermutigungsschluck auf der Toilette?
    »Bei mir ist ziemlich viel Scheiß passiert.«
    Jaska ließ die Hand los und fuhr sich durch die Haare.
    »Ich hab auf den Jungen nicht aufpassen können ... weil ...« Er blickte zur Kasse, wo Tomi noch immer die Bonbontüten musterte.
    »Ich sag nicht, dass es nicht auch meine Schuld wäre. Ich penn bei anderen Leuten in der Ecke ... Ich sag dir eins, es ist ganz schön teuer, arm zu sein. Ich hätte den Jungen nehmen sollen, als seine Mutter bloß gesoffen hat ... Jetzt macht sie auf Tugendkönigin, droht mir, ich dürfte ihn nie mehr sehen ... Die ist der reinste Teufel ... Ich ... Wenn ich nicht mit dem Jungen ... Meine Mutter hilft mir ... Was willst du machen ...«
    Tomi kam unglücklich mit einer Tüte Schokohagel an den Tisch zurück.
    »Was glaubst du, wie die Oma die erst mag.«
    »Nicht so wie Fuchsbonbons.«
    »Das ist ein guter Junge, Ari«, sagte Jaska mit zitternder Stimme. »Denkt immer an die anderen. Scheiße ... Der ist besser als sein Vater. Viel besser.«
    Tomi schien sich zu genieren.
    Jaska nahm Tomis Plastiktüte.
    »Steck sie in die Tüte, damit sie nicht vergessen gehen«, sagte er, schaute in die Tüte, nahm die Packung mit den Nüssen heraus.
    »Was haben wir denn hier? Partisanenfutter. Hast du Eichhörnchen gefüttert?«
    Tomi schüttelte den Kopf, ein kleines Lächeln bildete sich auf den Lippen.
    »Darf der Papa mal probieren?«
    »Nein, weil die sind für Mirabella.«
    Jaska stieß Ari an und zwinkerte.
    »Okay, okay ... für Mirabella.«
    Tomi wurde rot, aber das war eine zufriedene Röte. Jaska lachte laut auf.
    Ari hatte sich überlegt, ob er es wagen sollte, mit auf die Station zu kommen, aber jetzt merkte er, dass es endgültig Zeit war zu gehen. Im selben Moment bemerkte er Tomis misstrauischen Blick.
    »Kommst du mit ... die Oma besuchen?«, fragte Tomi prompt.
    »Ich weiß nicht, vielleicht sollte ich besser ...«, stammelte Ari.
    Jaska wirkte nervös, ein Bein vibrierte unablässig unter dem Tisch. Plötzlich griff er wieder in die Hosentasche und zog noch einen Schein heraus.
    »Tomi ...«, sagte er, wieder mit zitternder Stimme. »Kauf für uns auch eine Tüte. Irgendwas Gutes. Zur Feier des Tages. Hättest du nicht auch Lust, Ari?«
    Tomi schaute zuerst verwundert drein. Dann begriff er, und es machte sich erwachsener Ernst auf seinem Gesicht breit. Rasch entfernte er sich vom Tisch.
    Kaum hatte sich Tomi abgewandt, traten Jaska Tränen in die Augen. Ari geriet in Panik. Er wollte etwas Tröstliches sagen, befürchtete aber, damit alles nur noch schlimmer zu machen.
    »Hör zu, Ari ...« Die Worte kamen weinerlich und dick vor Selbstmitleid. »Ich bin dir dankbar für das, was du getan hast. Tust du mir noch einen großen Gefallen?«
    Ari brachte keinen Ton heraus, er wartete nur kreidebleich ab, was kommen würde.
    »Gehst du mit Tomi seine Oma besuchen?«
    »Ich kann eigentlich nicht ...«
    Ein Schluchzen erschütterte Jaska. Er schluckte, wischte sich die Augen.
    »Ich kann meiner Mutter so nicht unter die Augen treten ... Ich würde ja gern, aber ich kann nicht ... Könntest du nicht ... Der Junge braucht jemanden, mit dem er .... Ich hab mich eben da drüben erkundigt ... Seine Oma kann nicht richtig sprechen ... Der Junge braucht ... Es muss jemand dabei sein.«
    Nein, dachte Ari, nein, das muss jetzt aufhören.
    »Ich kann nicht ...«, konnte er gerade noch sagen, bevor Jaska den Unterarm vor die Augen legte, zitternd unter dem Druck der zurückgehaltenen Tränen.
    Tomi näherte sich bereits dem Tisch, blieb aber stehen, versuchte so zu tun, als hätte er nichts gemerkt, drehte sich zur Kasse um, tat so, als suche er etwas, schaute verstohlen hinter sich, um zu sehen, wie die Lage sich entwickelte. Als Jaska sich zu beruhigen schien, kam Tomi langsam auf den Tisch zu. Jaska sah ihn an, wischte sich die Augen.
    Verblüffend schnell hatte er sich wieder gefasst. Ersprach deutlich und langsam, ließ

Weitere Kostenlose Bücher