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Bonbontag

Bonbontag

Titel: Bonbontag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Nummi
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sagen? Wo wir die Skiferien verbringen? Wir sind, wo wir sind, darüber musst du dir nicht den Kopf zerbrechen ... Sie heißt Mirja! Meine Tochter heißt Mirja! Bei mir ... Der Mensch hat viele Wünsche ... Und ob ich mich erinnere, dass Mirja an Weihnachten bei dir war. Und laut unserer Sorgerechtsregelung gehört die Skiferienwoche der Mutter ... Aber korrigiere mich, wenn ich mich irre ... Warum? Alles ist okay ... Nein ... Im Schutzhaus. Du hast richtig gehört ... Was hast du gesagt? Traust du dich, das zu wiederholen?«
    Paula schaltete die Lautsprecherfunktion des Handy ein.
    » Du verdammtes Stück Scheiße! ... Wie kannst du es nur wagen ...«
    »Du solltest vielleicht ein bisschen auf deine Wortwahl achten. Ich stehe hier bei zwei Gentlemen, die sich ziemlich wundern über das, was da gerade aus dem Lautsprecher kommt.«
    » Sag ihnen, sie ...«
    Paula schaltete den Lautsprecher aus.
    »Auch dir weiterhin alles Gute, und wir sehen uns dann beim Vormundschaftsgericht.«
    Paula drückte das Gespräch weg. Das lief ja bestens, da konnte sie durchaus zufrieden mit sich sein. Sie ließ Wasser in ihre Augen steigen und von dort über die Wangen rinnen.
    »Mein Mann ... ist ziemlich gewalttätig, wie ich vielleicht schon erwähnt habe«, sagte sie, aber dann kam ihr wieder Mirja in den Sinn, das Blut wich ihr aus dem Gesicht, und ihr wurde kurz schwindlig.
    Jetzt fehlt mir gerade ein bisschen die Kontrolle, dachte sie, das kommt vom Schlafmangel.
    Amir wirkte schockiert, der Junge verwirrt. Erkki wiederum hielt Abstand. Er wusste sichtlich nicht, was er tun sollte.
    »Ihre Tochter ist also ... Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
    Paula sah ihn an, den Eierkopf, den jemand mit einem kummervollen Gesicht bemalt hatte.
    »Ja. Oder nein«, sagte Paula. »Es stimmt nicht ganz, was ich ihrem Vater gesagt habe, sie ist nicht dort ... Aber sie ist ... daheim. In Sicherheit. Ich will bloß nicht, dass der Psychopath da hinfährt ...«
    Paula sah, dass Erkki ihr nicht glaubte. Das kann man ihm nicht negativ anrechnen, dachte sie, ich glaube ja auch nicht daran. Ist ja alles bloß Geschwätz.
    Aber Vater und Sohn sind voll darauf reingefallen.
    »He ... wartet mal kurz«, sagte Paula und huschte aus dem Raum. Wenige Minuten später kam sie mit einem geöffneten Karton Schokoriegel wieder zurück. Einige davon steckte sie ein, dann gab sie dem Jungen den Karton.
    »Ich will euch auch sponsern«, sagte sie. »Das geht auf die Rechnung der Verbundgruppe.«
    Amir sah Erkki Saari verdutzt an. Erkki wollte etwas sagen, tat es aber dann doch nicht. Amir zögerte.
    »Danke«, sagte er. »Aber wir haben schon viel zu tragen ... Und kein Auto ...«
    Paula sah auf die Uhr. Konnte die Zeit nicht recht entziffern.
    »Ich könnte ... ich hätte Zeit, euch mitzunehmen ...«
    »Danke, aber .... nach Vantaa .... Langer Weg ...«
    »Hauptsache wir müssen nicht bis Afghanistan.«
     
    Irgendwie ist alles klarer geworden, glaubte Paula, als sie durch den Laden ging, gefolgt von Amir, Kasim, Erkki.
    Penttis Anruf hatte in gewisser Weise für Klarheit gesorgt. Sie wurde den Mann nicht los. Dennoch und gerade deshalb musste sie diesen Prozess bis zum Ende durchziehen. Das war traurig, aber he, das Leben ist kein Wunschkonzert.
    Erkki begleitete sie bis zum Auto. Es sah aus, als hätte er noch mehr zu sagen gehabt.
    »Alles in Ordnung?«, brachte er mit Müh und Not heraus.
    »Tipptopp, in Topform«, sagte Paula. »Aber wie du schon gesagt hast, man muss den richtigen Abstand zu den Dingen finden.«
    Sie fuhr los, winkte, und Erkki blieb am Straßenrand zurück. Der Mann hatte seinen eigenen Rhythmus, wahrscheinlich winkte er immer noch.
16
    Es hatte angefangen zu schneien, dicke Flocken hier und da.
    Plötzlich rannte Tomi los.
    Ari wollte ihm schon hinterherstürzen, blieb aber nach zwei Schritten stehen.
    Neben dem Eingang zum Krankenhaus stand ein ziemlich großer Mann in dunkelgrünem Parka und mit einer brennenden Zigarette in der Hand. Er lehnte an einem Betonelement, das im Sommer vielleicht eine Grünpflanze beherbergte, jetzt aber als Aschenbecher benutzt wurde. Der Parka hatte seine besten Tage lange hinter sich, wie auch sein Benutzer. Die Haare hingen rechts und links des breiten, roten Scheitels unordentlich herab, der Schnurrbart reichte bis über die Backen. Eine Gesichtshälfte war aufgedunsen, das Auge blau, fast zugeschwollen. Ein Kerl, neben den man sich im Bus nicht ohne weiteres setzte.
    Aber Tomi rannte direkt auf ihn zu.

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