Bondage (German Edition)
jetzt meine Hände um Carlos’ Hals legen und tüchtig zudrücken.
„Ich hatte dich von Anfang an dazu auserkoren. Im Grunde genommen ist das eine Ehre, mein Lieber ... Du kannst schon stolz darauf sein.“
Jetzt kann ich mir ein höhnisches Auflachen nicht mehr verkneifen. Der Mann ist ein Psychopath, wie er im Buche steht. Dummerweise befinde ich mich in den Händen dieses Gestörten!
Carlos kommt noch einen Schritt näher, fast könnte ich ihn mir packen, doch da schiebt sich eine unangenehme Traumvision vor mein geistiges Auge ... Carlos, wie er versucht, mich auf dem Schreibtisch seines Büros zu vergewaltigen. Diesen grauenhaften Traum hatte ich schon einmal ... und ich hatte ihn vollends vergessen, oder verdrängt, bis eben ... doch nun ist er wieder da, nimmt mich für den Augenblick gefangen. Und ich frage mich langsam, ob Carlos etwas damit zu tun hat. Ich verhalte mich dennoch ganz ruhig, denn Carlos trägt exakt die gleiche Krawatte, mit der mir in meinem Traum die Hände gefesselt sind! Der blanke Horror ...
Mir bricht der Schweiß aus, Traum und Realität vermischen sich, ich sehe Carlos so nackt und vor allem so „haarig“ vor mir wie damals ... nur fehlt dieses Mal Shahin, der Retter! Mein Herz klopft heftig, ich spüre es in meinem Hals und in den Schläfen. Eine gewisse Übelkeit will sich in mir ausbreiten, doch urplötzlich bin ich wieder ganz klar.
Carlos ist immer noch da, aber vollständig bekleidet, und ich bin immer noch in dieser Pyramide. Ich denke „zum Glück“, und meine es in diesem Moment sogar ernst. Carlos lässt sich nichts anmerken, und so bleibe ich im Unklaren darüber, ob er meine Vision hervorgerufen hat oder nicht. Verstohlen wische ich mir den Schweiß von der Stirn, doch er hat es natürlich gesehen, und sein Lächeln spricht Bände. Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und verschwindet, verlässt den Raum. Völlig fertig lasse ich mich auf den Boden gleiten, ich lehne mich mit dem Rücken an die kalte Wand, und im Moment sind mir sogar die Käfer egal.
In dieser Position muss ich wohl eingeschlafen sein, denn ich habe einen eigenartigen Traum. Und es ist einer dieser Träume, bei denen man ganz genau weiß, dass man träumt ... Shahin steht direkt vor mir und sieht auf mich herunter. Er scheint besorgt, trotzdem lächelt er mir aufmunternd zu.
„Durchhalten, Hase“, sagt oder denkt er, whatever. Okay, das muss Shahin sein. Ich bin erleichtert ... keines von Carlos’ Spielchen. – Shahin sieht so blendend aus, dass es mir fast die Kehle zuschnürt, auch wenn er seltsam durchscheinend ist. Und noch etwas irritiert mich: Er hat Flügel auf dem Rücken ... weiße Flügel, wie ein Engel.
„Wir sind auf dem Weg zu dir.“
„Das hoffe ich“, sage ich, vielleicht habe ich es auch nur gedacht. „Lange halte ich das wohl nicht durch“, sage ich ihm im Plauderton, aber eigentlich ist es ein versteckter Hilferuf.
„Lass dich von Carlos nicht verunsichern.“
Mhm, ja, leichter gesagt als getan ... ich stehe auf und versuche, nach Shahin zu greifen, denn ich habe das große Bedürfnis, ihn zu berühren. Ich vermisse seine Nähe, seine Wärme, seine Haut auf meiner. Aber ich greife durch seine Erscheinung hindurch. Hatte ich etwas anderes erwartet? Er verblasst sofort, doch ich spüre etwas, das ich als Shahins Aura identifizieren kann ... dieses Gefühl kenne ich von ihm ... wenn mich – meistens nach einem heftigen Orgasmus – seine Aura umfängt und beschützt ... genau dieses Gefühl ist es, das ich bekomme. Erschöpft gleite ich wieder in den Schlaf ... wenn ich denn jemals aufgewacht war.
Kapitel Vierzehn
Shahin
Ich muss eingeschlafen sein ... und mich im Traum auf die Suche nach Brix begeben haben ... ich habe einen großen Raum, vermutlich eine leergeräumte Grabkammer in einer Pyramide gesehen, in der Brix mit einer Kette an einem Ring an der Wand gefesselt war. Das macht die ganze Rettungsaktion schwer, denn im Tal der schwarzen Katakomben gibt es Erzählungen zufolge fünf Pyramiden ... wie sollen wir in denen Brix finden? Jedenfalls lebt er noch, das habe ich eindeutig erkannt, auch wenn es ihm nicht gut zu gehen scheint.
Als ich mich in meinem Bett umdrehen möchte, rutscht mein Rücken durch die Bewegung von dem Felsen, gegen den ich mich gelehnt hatte, und ich knalle unsanft auf den Sand, werde dabei wach. Ich schaue mich auf unserem Lagerplatz um, doch es ist alles in Ordnung, und anscheinend habe ich auch nicht allzu lange
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