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Bondage (German Edition)

Bondage (German Edition)

Titel: Bondage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster , Simon Rhys Beck
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geschlafen, denn es ist alles ruhig, und am Horizont geht die Sonne auf ... die blaue Dämmerung kommt.
    Als Kind habe ich diese spezielle Stunde am Morgen geliebt, dieses Scheiden der dunklen Nacht, das letzte Aufglimmen der Sterne der südlichen Hemisphäre und das unerbittliche Aufgehen der Sonne im Osten der Welt, dieses rötliche Schimmern am Rand der Weltenscheibe, dem in der Mythologie das Anspannen des Sonnenwagens durch Re-Hatiri, der Wagenlenkerin Re-Harachtes, des Sonnengottes, zugeschrieben wird ... während die Blaue Stunde die Zeit von Nephtys, der blau Gekrönten, Gattin von Seth und Beschützerin der Witwen und Waisen, ist. Es ist eine ausgesprochen friedliche Zeit in der Wüste, und jeder Bewohner der Wüste, gleich welchen Glaubens, akzeptiert den Wunsch der Götter, dass in dieser Zeit keine feindliche oder kriegerische Handlung sowie keine Jagd stattfinden solle.
    Ich sinke auf ein Knie und begrüße die erwachende Welt auf die alte Art, die ich von meinen Eltern und Großeltern gelernt habe, und bitte um Schutz und Hilfe für den heutigen Tag. Dann erhebe ich mich und wecke die anderen, die alle brav ihre Wache geschoben haben und nun den Schlaf der Gerechten schlafen ... und die wahrscheinlich dabei nicht eingeschlafen sind, wie ich mir unwillig eingestehe. Wenigstens hatte das Ganze etwas Gutes – ich habe Brix gesehen und weiß, dass es ihm gut geht.
    Dann bereite ich das einfache Frühstück aus den Vorräten, die ich in weiser Voraussicht ebenfalls mitgenommen habe. Manchmal ist es doch ganz gut, wenn man sich in der Wüste auskennt, grinse ich, während Nora sich ziemlich zerknittert aus ihrem Schlafsack faltet.
    „Guten Morgen, Shahin“, murmelt sie verschlafen, während ich den Tee, den ich mit Wasser, das ich über unserer Feuerstelle von gestern Abend heißgemacht habe, aufbrühe. „Hast du zufälligerweise eine Ahnung, wo es hier Wasser zum Waschen gibt?“, fragt sie mich.
    Ich überlege einen Moment und weise dann mit dem Arm gen Südosten.
    „Da lang“, schlage ich vor. „Etwa vier bis fünf Tage ... mit dem Kamel, versteht sich“, füge ich noch hinzu.
    Nora schaut mich verdattert an, sie scheint es nicht verstanden zu haben.
    „Der Nil“, sage ich. „Zum Waschen ... sonst gibt's hier nur kleine Quellen und Wasserstellen, die sind zum Trinken und nicht zum Baden“, erkläre ich ihr. Die sarkastische Frage, ob sie denn als Führerin unserer Expedition nicht daran gedacht habe, genügend Wasser zum Waschen mitzuführen, erspare ich uns beiden dann doch. Ich muss nicht noch mehr Ärger provozieren.
    „Können wir nach dem Frühstück sofort los?“, frage ich stattdessen.
    Nora nickt, während Lars und Sven ebenfalls zu uns stoßen und sich von mir mit frischem Tee, Datteln und etwas Brot versorgen lassen.
    Nach diesem herrlichen Frühstück – es ist eine halbe Ewigkeit her, dass ich dieses Mahl in dieser Kombination, von der Umgebung mal ganz abgesehen, zu mir nehmen durfte – schwingen wir uns in unsere Sättel und reiten weiter.
    Nora scheint es tatsächlich gelungen zu sein, sich mit ihrem Kamel zu verständigen, es steht jedenfalls auf, ohne zu mucken, und bewegt sich gemächlichen Schrittes in die gleiche Richtung, in die mein Kamel geht ... zum Tal der schwarzen Katakomben.
     
    Auf dem Weg zum Tal rekapituliere ich alles, was ich über die Gegend weiß, beziehungsweise gehört habe. Es soll viele Sandstürme in der Gegend geben, erzählte mein Großvater mir. Das läge daran, dass Seth im Tal der schwarzen Katakomben zu Hause sei, man diesen den „Sandsturmsänger“ nennen würde, und es jedes Mal einen furchtbaren Sturm gäbe, wenn er sänge. Nun ist es so, dass ich als Kind schon einige Sandstürme erlebt habe und ziemlich genau weiß, was man am besten tut, um Stürme dieser Art unbeschadet zu überstehen.
    Ansonsten gibt es im Tal fünf Pyramiden, die verschiedene Farben haben sollen und nur zwei Zugänge ... einen über einen Pass, an dem es gefährliche Tiere wie Schakale, Hyänen, Skorpione und mannsgroße Schlangen geben soll, die einen Menschen oder ein Kamel mit einem „Haps“ auffressen, ohne dass es auffällt. Der andere Zugang führt über einen Bergkamm und eine Zitadelle, von der aus ein unterirdischer Gang zu einer der Pyramiden führt. Aber ich habe absolut keine Ahnung, wo diese Zitadelle gelegen sein könnte ... geschweige denn, in welche Pyramide der Gang führt ... oder ob diese Geschichte überhaupt wahr ist.  Ich weiß nur, dass

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