Bondage (German Edition)
Gedanken mehr an meinen Traum von heute Nacht verschwende, sondern nur noch daran denke, wie ich meinen Mann bestmöglichst befriedigen und seine Erregung längstmöglich hinauszögern kann.
Nach einer ganzen Weile, in der wir uns gegenseitig verwöhnen, klingelt mein Handy.
„Ja?“, melde ich mich, noch ganz außer Atem.
„Hallo, Süßer“, höre ich die Stimme meiner Freundin Nora. „Sorry, wenn ich euch gestört habe, aber ich muss leider dringend mit dir sprechen.“
Ich räuspere mich. „Okay, wenn's denn so dringend ist, komm halt vorbei.“ Ich sehe sie richtig vor mir, wie sie bedauernd die Schultern zuckt, bevor sie weiterspricht. Nora hat eine von Natur aus hohe Stimme, die, wenn sie aufgeregt oder verlegen ist, noch kieksiger klingt als sowieso schon.
„Unter vier Augen, bitte“, kiekst sie weiter.
Ich rolle die Augen. Zum Glück kann sie das am Telefon nicht erkennen. Eigentlich nervt mich diese Geheimnistuerei, aber die hat damit zu tun, dass Nora Shahin schlicht und einfach nicht leiden kann. Sie würde ihm nichts tun, aber sie mag ihn halt nicht.
Grund dafür ist unter anderem Shahins katzenartiges Auftreten, und ich habe manchmal den Eindruck, im Grunde genommen hat Nora bloß Angst vor ihm. Seine Distanzlosigkeit mir gegenüber, seine Coolness und sein überaus perfektes und fast jederzeit tadelloses Aussehen trägt auch nicht gerade dazu bei, dass das Verhältnis zwischen den beiden besser wird. Und ich vermute im Stillen, dass Nora auch ziemlich eifersüchtig auf ihn ist. Ich meine, immerhin hat sie sich mal für mich interessiert, ganz am Anfang, als Nora und ich uns kennengelernt haben. Das hat sie mir mal verraten.
Tja, und da war dann Shahin, und der war mehr als nur Konkurrenz. Shahin ist ihr „Ich-verdrehe-die-Augen-wenn-er-nur-den-Mund-aufmacht“-Typ. Um genau zu sein, Shahin ist nicht dumm, im Gegenteil. Er spricht selten mit Nora, denn er weiß natürlich, was sie über ihn denkt – aber wenn er es tut, dann hat das Hand und Fuß, was er sagt – und das bringt Nora jedes Mal zur innerlichen Weißglut, auch wenn sie es sich natürlich nicht anmerken lässt. Ehrlich gesagt, ich frage mich eigentlich regelmäßig, wie lange es noch dauert, bis einer von beiden den anderen im Affekt erdolcht oder so. Mein Mann hat nämlich manchmal eine Art drauf, die Nora an die Decke gehen lässt. Sie kann sich dann gerade noch so beherrschen, und lächelt ihn maliziös an. Meistens bringt Shahin sich dann in Deckung, oder geht unter irgendeinem Vorwand raus. Und dann darf ich mir natürlich auch regelmäßig Noras Meinung über Shahin anhören: Betthäschen, Feierhusche, „dumm fickt gut“ und solche Sachen. Wie gesagt, Nora kann Shahin nicht ausstehen – und vor allem traut sie ihm nichts zu. Wahrscheinlich denkt sie heute noch, Shahin würde mich nur aus- und benutzen.
Es bringt aber auch nichts, ihr zu widersprechen. Das habe ich schon bestimmt einhundert Mal durchexerziert. Sie hört sich das alles an, und fragt mich dann zum Schluss, warum ich eigentlich immer noch mit ihm zusammen bin. Meistens gebe ich dann auf – es ist mir einfach zu viel der Liebesmüh. Trotzdem liebe ich Shahin, und ich würde ihn niemals ohne einen wirklich triftigen Grund aufgeben ...
Kapitel Drei
Shahin
Als es einige Zeit später an der Tür klingelt, grinst mein Mann fies.
„Ich mach schon auf, Schatz“, ruft er und betätigt den Türdrücker zur Eingangstür unten. Klar, Nora kommt. Ausgerechnet. Aber eigentlich ist mir das egal, denn die beiden werden sich wahrscheinlich sowieso gleich in die Küche verziehen, wenn Nora mich in dem Aufzug hier sitzen sieht. Ich habe nämlich nur meinen Seidenkimono übergezogen. Genau den, durch den man bei passenden Lichtverhältnissen mehr sieht als er verbirgt. Und ich sitze auf dem Kuschelsofa und habe meine nackten Füße auf den Rand unseres Wohnzimmertischs gestützt. Breitbeinig, versteht sich. Und damit der Einblick, den Nora erhält, auch gut genug ist, habe ich die Salzkristalllampe auf dem Beistelltischchen eingeschaltet. Das Buch, das ich in der Hand halte und in dem ich scheinbar lese, interessiert mich im Moment kein Stück. Es geht mir bloß darum, Nora zu provozieren, und das gelingt mir außerordentlich gut, denn sie kommt ins Wohnzimmer, sieht mich, stutzt, läuft puterrot an – vor Verlegenheit, wie immer – und flüchtet dann direkt mit ihrem mitgebrachten Korb in die Küche.
Brix grinst mich ziemlich offen an und zwinkert
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