Bondage (German Edition)
als ich im Halbschlaf Nora neben mir schnarchen höre. Auch Lars und Sven schlafen den Schlaf des Gerechten, aber ich bin mir sehr sicher, dass es irgendjemanden in der direkten Umgebung gibt, der auf uns aufpasst. Wenn ich aufwache, werde ich sicher feststellen, wer letztendlich gewacht hat.
Als ich am nächsten Morgen erwache, ist es hell, und der Wind streift sachte über mein Gesicht. Es ist still, bis auf ein leises Scharren und Schaben irgendwo um uns, aber mein Gefühl sagt mir immer noch, dass alles in Ordnung ist, und so habe ich es nicht so eilig mit dem Aufwachen.
Neben mir höre ich die tiefen Atemzüge von Lars und Sven, die wie immer eng aneinandergekuschelt schlafen. Ich brumme vor Wohlbehagen und drehe mich in die Rückenlage. Mein linker Arm streift Nora, die links von mir liegt, und nun ein „Mist, ich bin eingeschlafen“, murmelt.
Schlagartig sind wir beide hellwach und starren uns kurz an. Lars ist ebenfalls wach geworden und stößt nun einen spitzen Entsetzensschrei aus, als er bemerkt, dass er sich nicht wie gedacht an Sven gekuschelt hat, sondern an eine dunkelbraune schuppige Masse, die einen Meter hoch ist und sich beim näheren Hinsehen als eine riesige Königskobra entpuppt, deren Kopf hoch über uns ruht und deren Halskammern sich bedrohlich aufblähen, als wir erwachen. Das Rasseln und Schaben, das ich gehört habe, rührte von den Rasseln der Schwanzspitze her, die der Wind bewegte.
Mein Instinkt sagt mir gerade noch rechtzeitig, dass es ein Fehler wäre, jetzt zu unseren Waffen zu greifen, weswegen ich mich langsam und ohne eine schnelle Bewegung wieder zu Boden setze, was Sven wiederum nicht versteht, der gerade Lars in den Arm genommen hat, um ihn zu beruhigen. Der Arme hat schließlich einen Schreck fürs Leben bekommen. Würde ich wahrscheinlich auch, wenn ich mich die ganze Nacht an einen überdimensionalen Frosch kuscheln würde, weil ich dächte, es sei Brix, und am nächsten Morgen meinen Fehler bemerken würde.
Die Kobra öffnet kurz ihr Maul, um uns allen die rasiermesserscharfen Giftzähne zu zeigen, die sie bei sich trägt, schließt es dann wieder und gleitet wortlos davon, den Pfad hinauf, den wir des Nachts gekommen sind, und nach etwa zwanzig Metern in ein Loch hinein, das ich nicht bemerkt hatte, als wir im Dunkeln daran vorbeimarschiert sind.
„Also, sie hätte sich zumindest verabschieden können“, versuche ich einen Kalauer im Brix-Stil, um bloß nicht hysterisch zu werden.
„Kein Wunder“, grinst Nora überlegen. Klar, sie hat etwas entdeckt, was sie mir die nächsten zwanzig Jahre unter die Nase reiben kann.
„Das ist ein Schlangen-Amulett. Die alte Frau, die es dir gegeben hat, muss eine mächtige Magierin sein, wenn sie so etwas fertigen kann. Das wundert mich nicht, schließlich hat sie hier draußen überlebt. Die Kobra hat die Macht des Amuletts gespürt und ist gekommen, um uns zu beschützen ... als wären wir ihre Brut oder so. Ich hab noch nie im Leben eine so große Schlange gesehen“, fährt sie bewundernd fort, ohne sich um Lars oder Sven zu kümmern.
„Es gibt keine so großen Schlangen“, wirft Sven trocken ein. „Zumindest habe ich noch nie davon gehört. Normale Königskobras sind maximal dreißig Zentimeter dick ... statt einem Meter.“
Lars zieht ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
„Klar“, presst er dann hervor, ganz und gar nicht begeistert. „Ich habe mit einem Gespenst geschlafen, oder mit sonst was. Hat sich verteufelt echt angefühlt, das kann ich dir sagen.“ Sven nimmt Lars tröstend in den Arm und streichelt seinen Rücken beruhigend.
„Was ich dabei nicht verstehe ...“, überlegt er halblaut. „Du sagtest, du hast oben am Felsplateau Gefahr gespürt, oder?“, fragt er Nora.
Diese nickt, selbst halb in Gedanken versunken.
„Warum ist dir dann hier nichts aufgefallen? Ich meine, mal abgesehen davon, dass du eingeschlafen bist ... warum bist du dann nicht wach geworden? Das ist kein Vorwurf“, fügt Sven an, aber ich sehe ihm deutlich an, dass auch ihm der Schreck noch tüchtig in den Knochen sitzt.
„Vermutlich, weil sie die Schlange genauso wenig als Gefahr gesehen hat wie ich“, bemerke ich, um Nora zu helfen. „Im Gegenteil. Ich bin wach geworden und hab mich ausgesprochen gut gefühlt. Beschützt, damit wir uns klar verstehen. Nicht verletzbar, sondern so, als wäre eine meterdicke Wand zwischen uns und der Gegend. War ja im Endeffekt auch so“, sage ich und kann mir
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