Bondage (German Edition)
Skarabäus war darin nicht die Rede, und ich hätte auch nicht an die Existenz eines solchen geglaubt, wenn er mich nicht vier meiner Männer gekostet hätte.
Noch vier, nachdem die Steinblöcke in der Tempelvorhalle bereits meine Reihen gelichtet hatten, und die Sandfalle das Übrige dazu getan hat. Okay, vielleicht habe ich die Anleitung zum Umgehen der Fallen, die ebenfalls in dem Plan meines Vorgängers stand, falsch verstanden. Ist ja auch nicht wirklich was passiert, und Schwund gibt's immer. Solange es mir gut geht, ist der Rest nebensächlich.
Ein bisschen seltsam ist es schon. Wir haben alle Ausgänge aus dem Gangsystem magisch versiegelt, sodass wir es mitbekommen hätten, wenn Mendelssohn es verlassen hätte. Dann sind wir alle uns bekannten Gänge abgelaufen und haben jede weitere Kreuzung ebenfalls gesiegelt, sodass uns eigentlich meine Opfergabe spätestens in diesem, letzten Gang in die Hände hätte fallen müssen. Aber was war? – Pfeifendeckel, Mendelssohn bleibt verschwunden.
Übersehen haben wir ihn jedenfalls nicht, aber wir haben auch keine Reste von ihm oder Hinweise auf eine eventuell durch ihn ausgelöste Falle gefunden. Naja, Seth wird mir schon das Passende sagen. Und dann brauche ich erstmal wieder ein Bett und was Anständiges hinter die Kauleiste. Ist ja auch ziemlich stressig, so ein Gewaltmarsch durch den eigenen Keller, nur weil das Vergnügen ausgerückt ist.
Daran, dass er möglicherweise aufgefressen worden ist, glaube ich jedenfalls nicht. Die Kette, mit der ich ihn an den Pfosten gefesselt hatte, sah zwar so aus, als hätte sie jemand durchgebissen, aber er hat ja doch Spuren hinterlassen. Schließlich ist er wie ein Rhinozeros durch meine magischen Sicherungen durchgelaufen, sonst wären wir kaum so schnell auf seine Spur gekommen.
Jedenfalls scheint er gut genährt, denn nicht einmal ich komme zwei Tage ohne Wasser aus – das ist eine interessante Entwicklung. Ich mag gute Spiele, wenn sie meine Mordlust steigern. Und Seths Blutdurst ist auch noch nicht gestillt, so, wie ich das sehe. Immerhin sind schon eine Menge Leute getötet worden, und Mendelssohn gibt die Krönung des Ganzen.
Seth schweigt. Kein Zeichen, keine Erscheinung, nichts. Nicht einmal ein guter Gedanke, der von ihm stammen könnte, wie all die Jahre zuvor. Nur Zweifel. Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Hätte ich statt Mendelssohn vielleicht den ägyptischen Berber, diesen Shahin, entführen lassen sollen, und zum Priester weihen? Gegen seinen Willen? Klar, der weiß nicht, was ihm entgeht, und ich bin mir sicher, ein paar Wochen unter der Folter, und auch sein Wille wäre gebrochen. Wobei es mir selbst wehtun würde, ihn zu verletzen. Zu oft habe ich mit ihm gespielt, und zu oft hat er mir mit seinem knackigen Hintern und seinem Schwanz Freude bereitet, um ihm jetzt Wunden zuzufügen, die man sein Leben lang sehen wird ... andererseits wären das Trophäen seines Wegs, falls er sich irgendwann darauf besinnt, dass es zu seinem Guten gewesen ist, ihn zu seinem Glück und dem Dienst an Seth zu zwingen.
„Okay, wenn ich hier raus bin, werde ich dafür sorgen, dass der Berber den Weg zu Euch findet, oh Meister“, biete ich halblaut an. Im gleichen Augenblick geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass das eine sehr gute Idee wäre. Das geistige Bild, bei dem Seth und dieser Mendelssohn voreinander in einem Thronsaal stehen und eigentlich nur noch der Berber fehlt, damit das Bild vollständig ist, passt zwar nicht ganz dazu, aber das ist mir egal. Hauptsache, ich habe überhaupt ein Zeichen von Seth bekommen. An den Berber ranzukommen, dürfte ein Leichtes sein. Er wird einfach einen treffen, den er geil findet, mit ihm mitgehen, betäubt werden, und schon ist mein kleines Päckchen auf dem Weg hierher.
Die Maschine fliegt nach unserem Zeitplan sowieso wieder nach Deutschland auf diesen kleinen Privatflughafen südlich von Frankfurt am Main, wo meine Firma einen noch kleineren Hangar unterhält. Wenn alles gut geht, ist mein Besuch in zwei, drei Tagen bei mir. Ich denke, ich habe alles, was ich dazu brauche, ihn gefügig zu machen. Stöcke, Peitsche, Skalpell für die schönen Dinge im Leben, Feuer gibt's hier genug ... also heißt es bald „Spaß haben“. Bei dem Gedanken an den Körper des Berbers bekomme ich eine Erektion, die mir beweist, dass Mendelssohn wirklich an allem schuld ist. Wäre er nicht gewesen, so könnte ich den Kleinen immer noch für mich beanspruchen. Aber nein, er musste
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