Bondage (German Edition)
sich ja ausgerechnet in mein Lieblingsopfer verlieben.
„Alles Prüfungen“, grinse ich. „Aber Prüfungen sind dazu da, dass man sie verliert und ich gewinne.“
Kapitel Siebenundzwanzig
Brix
Irgendwann werde ich wach. Zuerst denke ich, dass ich zu Hause in meinem Bett liege, doch dann fällt mir ein, wo ich bin, und wem das Bett gehört, in das man mich geführt hat. Die Musik, die von draußen leise ins Innere der Kammer klingt, hört sich auch nicht nach Frankfurt am Main, oder nach Deutschland an, sondern eher nach Orient. Man hört Trommeln, irgendein Zupfinstrument, und im Großen und Ganzen ist das gar nicht so übel, was ich da höre. Und ich kann das beurteilen, schließlich habe ich lange genug im Musikmanagement gearbeitet, und die Newcomerbands ausgesucht und betreut, die mein damaliger Chef unter Vertrag nehmen wollte.
Aber ich glaube nicht, dass diese Jungs oder Mädels, die da draußen spielen, wirklich Lust drauf haben, eine CD zu produzieren. „Music of Seth“ als Albumtitel käme sicher noch ganz gut. Aber „The red hot Templepops“ zum Beispiel als Bandname ist sicher nicht das, was eine realistische Chance auf nen Tophit hat – und ich bin mir ziemlich sicher, dass deren Stil auch nicht so unbedingt gut gekauft wird. Aber ich muss zugeben, für diese ... uhm ... Location ist die Musik genau das Richtige.
Mit diesem Gedanken durchbreche ich endgültig die Grenze zwischen Schlaf und Wachen und muss über mich selbst und meine Gedanken den Kopf schütteln. Statt dass ich mir Sorgen um meine Zukunft und die Tatsache mache, dass mein ehemaliger Chef Dr. Carlos Alfaya derjenige ist, der an dieser vermaledeiten Situation schuld ist, und ich, vorausgesetzt, alles wäre mit richtigen Dingen zugegangen, schon längst auf einem Opfertisch liegen sollte, während ich in einem Bett liege, das Seth mir zur Verfügung gestellt hat, um mit mir sein Hochfest zu feiern, denke ich über die Brauchbarkeit seiner Hausband für eine CD-Produktion nach. Wundert mich nur, dass ich nicht schon versucht habe, seinen Mundschenk fürs „Addiction“ abzuwerben, denn die Cocktails, die er mischt, sind wirklich allererste Sahne, von den Voraussetzungen mal abgesehen.
Ich meine, man kann von einer unterirdischen Bar in einer Pyramide natürlich keine Fünfsterneleistung erwarten, also was soll's? Der „grüne Skarabäus“ jedenfalls war ne Wucht, ebenso wie der „Blaue Stein“. Meinen Wunsch nach einer „Bloody Mary“ hat man leider nicht erfüllen können, weil niemand da war, der Mary hieß, wie man mir sagte, aber anscheinend hatte man einfach keinen Tomatensaft da oder so. Stattdessen bekam ich dann den „grünen Skarabäus“, und danach ging die Post so richtig ab.
Seine Tempeltänzerinnen und Tempeltänzer tanzten, die „Red hot Templepops“ ... uhm ... ich meine, Seths Hausband spielte auf, dazu gab's ein großes Festmahl und danach wurde eine Wasserpfeife geraucht. Also ne richtig gute Party, wenngleich das Ganze so richtig seltsam ist. Aber seit ich hier bin, wundert mich sowieso nichts mehr.
Die Nachricht, dass Shahin auf dem Weg zu mir ist, beruhigt mich jedoch unwahrscheinlich. Jetzt muss er mich nur noch finden – oder ich ihn. Delora ist der Meinung, dass er spätestens morgen hier sein wird. Ich weiß es nicht. Ich kann ja wohl kaum rausgehen und Carlos fragen, ob er zufälligerweise meinen Mann gesehen hat. Wobei ... ich habe eigentlich eine ganze Menge Fragen an Carlos. Unter anderem die, auf welchem Trip er hängen geblieben ist, als er sich diesen ganzen Schwachsinn ausgedacht hat mit Seth und so? Ich meine, eigentlich ist Seth ja ganz verträglich. Zwar nicht unbedingt der Typ, den man als netten Kumpel von nebenan bezeichnet, aber auch nicht das blutrünstige Monster, das Seth nach Shahins Vermutungen und den Taten der „Kinder der Isis“ in Frankfurt hätte sein müssen.
Aber egal, ich habe ja nicht vor, den Rest meines Lebens hier zu verbringen, dazu fehlt ein ganz wichtiger Faktor: mein Mann. Und ehrlich gesagt bin ich auch nicht so der Wüstentyp. Klar mag ich Sand und so. Am Strand, versteht sich, mit viel Meer um mich herum. Diese Pyramiden haben auch was für sich, hier unten ist es jedenfalls angenehm kühl, im Gegensatz zu draußen. Aber mein Leben lang möchte ich nicht hier sein. Dazu mag ich das „Addiction“ viel zu sehr. Und meine Freunde. Andererseits, solange mein Mann hier ist, würde ich selbstverständlich mit Freuden an seiner Seite sein. Auch,
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