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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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von den Beinen, und der Hüpfer landete genau auf ihm. Er spürte seinen warmen Atem feucht an seinem Gesicht und hörte den Aufprall, mit dem mehrere seiner Artgenossen auf der Brücke landeten.
    Ich bin tot , dachte Stolperzunge. Diesmal bin ich wirklich tot. In der Nähe hörte er Lachen, dann Rufe und rennende Füße.
    Die Leiche des Hüpfers wurde von ihm gewälzt. Er blinzelte in das Gesicht von Häuptling Speerauge.
    »Wo ist Wasserspringer?«, wollte der Häuptling wissen. »Wo ist mein Sohn?«

MOOSHERZ
    Fünf Tage später juckte Stolperzunges Tätowierung immer noch. Aber sie war gut gelungen. Zumindest sagten das alle. Das Bild zeigte seinen Speer, der in die Vorderseite eines Panzerrückens eindrang und auf der Rückseite wieder austrat.
    »Du wirst schon bald mehr als zehn haben«, sagte Steingesicht und schlug ihm kräftig auf die Schulter. Insgeheim hätte Stolperzunge auf jede Tätowierung verzichtet, wenn ihm dadurch die Schrecken erspart geblieben wären, die er durchgemacht hatte. Dennoch begegneten ihm zum ersten Mal in seinem Leben Jungen in seinem Alter mit Respekt, während Mädchen wie Hellzahn, Baumhals und Klarauge ihn ohne jeden Spott anlächelten. Bei seinen halbherzigen Flirtversuchen kam ihm seine Zunge in die Quere, aber das spielte letztlich keine Rolle, denn die Frau, die er wirklich wollte, lebte nun im Haus seines Bruders.
    Steingesicht war mit Hüpferblut am Messer und an den Zähnen aus der Schlacht zurückgekehrt. Stolperzunge hatte ihn sogar während des Kampfes lachen hören. Er lachte noch mehr, als die Mädchen seine Tätowierungen bewunderten. »Ich werde bald wieder jagen«, sagte er.
    »So schnell?«, fragte eine.
    »Für eine weitere Frau!«, rief er, und zur Begeisterung aller umarmte er sie und hob sie empor.
    Stolperzunge schlich sich davon.
    Als drei Zehntel später das Dachlicht nachließ, trug er ein Stück Hüpferleber auf das Dach des Hauses, in dem er gemeinsam mit seiner Mutter lebte. Die Luft wurde allmählich kühler, und auf den Straßen war es ruhig, abgesehen von ein paar Fliegern, die auf einem unbewohnten Gebäude hockten. Sie krächzten und rissen sich gegenseitig ausgetrocknete Lappen ihrer grellbunten Haut vom Rücken, während ihre riesigen dunklen Augen schnell blinzelten. Manchmal schnappte einer mit seiner langen Schnauze nach einem Artgenossen und zischte durch tausend nadelförmige Zähne, bevor sie sich wieder der endlosen Werbung zuwandten.
    In letzter Zeit hatte Stolperzunge sehr viele von diesen Wesen gesehen. Aber er machte sich keine allzu großen Sorgen, da sie Waffenstillstand mit den Menschen hielten, die ihre abgeworfene Haut als Schmuck schätzten. Trotzdem beobachtete er sie aufmerksam. Er erinnerte sich an Wandbrechers Rat, jede Gelegenheit zum Auskundschaften der Bestien zu nutzen. Eine Weile erwiderte eins der Wesen seinen Blick und schien auch ihn zu mustern.
    Mutter streckte den ergrauten Kopf durch die Dachluke.
    »Stolperzunge?«, sagte sie. »Wir haben… du hast Besuch. Es ist Moosherz.« Sie bedachte ihn mit einem besorgten Blick, aber er winkte ab, um ihr zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung war. Sie nickte und vertraute darauf, dass er seine Gefühle für sich behielt.
    Moosherz kam leise aufs Dach und umarmte ihn nicht, wie sie es sonst immer getan hatte. Als Stolperzunge ein Stück Leber für sie abbiss, lehnte sie mit einem traurigen Lächeln ab. »Du weißt, dass ich jetzt verheiratet bin, Stolperzunge.«
    Er wusste es. Aber sie selbst schien es nicht zu wissen. Ihr rundes Gesicht wirkte verhärmt, und ihrem Blick fehlte das strahlende Funkeln, das ihn schon als Kind begeistert hatte. Erneut schob er ihr das Stück Leber zu. »F-familie«, sagte er.
    »Du hast recht.« Sie klang erleichtert. »Jetzt gehören wir zu einer Familie.« Sie nahm das Fleisch mit zitternden Händen an und aß es hastig. Als er ihr noch mehr anbot, nahm sie es ebenfalls an, bis die ganze Leber aufgegessen war und Stolperzunge sich den Saft von den Fingern leckte. Es schmerzte ihn, sie anzusehen. Wie oft hatte er sich schon vorgestellt, ihre schlanken Hände in seinen zu halten? Und ihre Lippen … Er wusste, wie weich sie waren. Er musste immer wieder an den Tag denken, als sie sich so sehr über irgendetwas gefreut hatte, dass sie ihn auf die Wange geküsst hatte. Das würde er nie vergessen.
    »Danke, Stolperzunge«, sagte sie. »Ich danke dir für alles. Ich glaube … ich glaube, ich bekomme ein Kind.«
    Stolperzunge nickte und

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