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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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Stolperzunge seinen Körper erschlaffen. Er wusste, dass er seinen Bruder wiedergewonnen und die Welt wieder einen Sinn bekommen hatte. Als er zu sprechen wagte, sagte er: »Du m-musst j-jagen.«
    Wandbrecher holte tief Luft. »Darüber reden wir das nächste Mal, Bruder.« Offenbar wollte er Stolperzunge jetzt nicht mehr am Gehen hindern, aber sein jüngerer Bruder ließ sich nicht so einfach abwimmeln.
    »Überm-m-morgen. W-wir g-gehen.«
    »Wir werden sehen«, sagte Wandbrecher.
    Stolperzunge schüttelte den Kopf. »Überm-morgen oder F-f-Freiwilliger.«
    Wandbrecher starrte Stolperzunge an, als hätte er noch nie an die Möglichkeit gedacht, dass er, der große Wandbrecher, der künftige Held des Stammes, aufgefordert werden könnte, sich freiwillig zu melden. Schließlich nickte er, aber der Schrecken in seinen Augen war unübersehbar.

JAGD AUF DIE BLUTHÄUTE
    Der Morgennebel hatte gerade begonnen sich zu verflüchtigen. Die Menschen versammelten sich auf dem Mittelplatz, um sich die Geschichten über die seltsamen und finsteren Vorgänge in Haarigen-Wege anzuhören. Mütter wiegten ihre Kinder im Schatten der mit Schädeln verzierten Gebäude, während sich die jungen Männer – in Sichtweite der unverheirateten Mädchen – gegenseitig anrempelten und durch die geschwärzten Holz-und Knochenreste alter Lagerfeuer zur Plattform vorkämpften. Die erfahreneren Jäger mit Familien ärgerten sich, dass sie von ihrer niemals endenden Nahrungssuche abgehalten wurden. Aber auch sie machten sich Sorgen. Ihre Arbeit wurde noch anstrengender, wenn ihnen jetzt ein ganzes Revier nicht mehr zur Verfügung stand.
    Häuptling Speerauge verbreitete eine Aura der Ruhe. Er lächelte seinem Volk zu und bedeutete ihm mit einem Wink zu schweigen. Doch in dem Moment, als er den Mund zum Sprechen öffnete, ertönte ein lautes Wusch . Unter dem Großen Dach rauschten zwei Sphärenstaffeln von entgegengesetzten Enden der Welt aufeinander zu. Feuer und Lichtstrahlen zuckten zwischen ihnen hin und her, und die Menschen schrien überrascht und besorgt über die Wildheit dieser Jagd auf. Stolperzunge spürte, wie ihm die Kinnlade herunterfiel – etwas Ähnliches musste geschehen sein, als er Wandbrecher vor den Panzerrücken gerettet hatte. Ein Anblick wie dieser hatte seine Feinde abgelenkt.
    Eine der Sphären schraubte sich plötzlich höher und explodierte. Einen Herzschlag später hörten die zuschauenden Menschen den Knall und sahen, wie ein großer, vollkommen quadratischer Bereich des Großen Dachs schwarz wurde. Weitere Lichtstrahlen schossen hin und her, bis sich immer mehr Sphären in Feuerbälle verwandelten und ihre Trümmer auf die Welt regneten. Niemand rührte sich von der Stelle, bis ein kopfgroßes Metallstück mitten in der Menge einen Jungen erschlug. Plötzlich schrien alle und suchten Deckung, während die Erde unter der Wucht weiterer Einschläge bebte. Immer mehr Stücke fielen herab, knallten auf die Dächer der Häuser und ließen verängstigte Kinder heulen. Ein Teil in der Größe von fünf Männern stürzte in einen Feuchtpfad. Eine Dampfwolke stieg auf und wehte zu den Wachtürmen hinüber.
    Schließlich flüchtete sich eine Sphärenstaffel zu einem fernen Bereich des Großen Dachs. Die anderen nahmen die Verfolgung auf, und bald war nichts mehr von ihnen zu sehen. Nur ein Mensch war gestorben, aber es dauerte ein ganzes Zehntel, bevor die ersten es wagten, aus ihrer Deckung hervorzukriechen.

    Die Nacht brach an, und die winzigen Lichterstraßen am Dach legten die Welt in tiefe Schatten. Feuer aus Moos und Knochen flackerten überall auf dem Mittelplatz und zischten, wenn Tropfen aus Dachschweiß hineinfielen. Über dem größten Feuer röstete der Junge, der während des Kampfes der Sphären gestorben war. Verwandte und Freunde der Familie saßen in bedrückter Stimmung um die anderen Feuer, während der Duft ihre Augen mit Tränen und ihre Münder mit Speichel füllte.
    Ausnahmsweise redete Wandbrecher an diesem Abend nicht viel. Er hatte ein Stück Metall gefunden, das so groß wie zwei Hände war. Er stach mit Knochensplittern darauf ein und hämmerte mit Steinen darauf herum. Niemand sonst wollte etwas mit diesem Zeug zu tun haben, mit Ausnahme einer Frau von Speerauge, die sich kleine Splitter ins Haar flocht, damit sie im Feuerschein funkelten. Stolperzunge rechnete damit, dass die anderen schon nach wenigen Tagen ihrem Beispiel nacheifern würden.
    Wandbrecher schlug weiter auf seinen Fund ein, bis

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