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Bone 01 - Die Kuppel

Titel: Bone 01 - Die Kuppel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O'Guilín
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das, Stolperzunge?«, tönte er. »Diese Kleinen sind schon jetzt viel besser als die Erwachsenen! Sie haben eine Menge von mir gelernt!«
    Stolperzunge wollte fragen, wer die Speere gemacht hatte, aber dann erinnerte er sich an die erstklassigen Miniaturwaffen, die Steingesicht für seinen verlorenen Sohn Kleinmesser angefertigt hatte. Der Häuptling erkannte, dass sein Freund nun doch zum Vorfahren werden sollte, denn seine Lehren würden durch diese Kinder an alle nachfolgenden Generationen weitergegeben.
    Stolperzunge gab ihm das Fleisch. »Varaha wollte es nicht haben.«
    »Er will nie Fleisch«, sagte Steingesicht und nahm sich einen Augapfel. »Hmmm. Viel besser als Panzerrücken, was?« Dann brüllte er: »Nein, Shankar! Nein! Mit der Spitze! Ja! Guter Junge!« Er wandte sich wieder an Stolperzunge. »Er ist ein komischer Kerl, was? Dieser Varaha. Glaubst du, dass deine Indrani ihn mag? Geht es darum? Du solltest aufpassen, dass sie nicht zu viel Zeit mit ihm verbringt. Das ist nicht gut für den Häuptling. Vergiss nicht, wie es mit Wandbrecher war.«
    Daran musste Stolperzunge die ganze Zeit denken. Es war, als würde sein Bruder ihm über die Schulter blicken und alles beobachten, was er tat. Aber viel beunruhigender als das war sein Gefühl, die zunehmende Gewissheit, dass er seinem Bruder irgendwann noch einmal begegnen würde, obwohl das unmöglich war.
    »Du solltest es ihm nicht durchgehen lassen«, sagte Steingesicht. »Weißt du, dass er jeden Tag um diese Zeit das Hauptquartier verlässt? Über die Leiter am Fenster, das zum Fluss rausgeht. Wahrscheinlich trifft er sich dann mit ihr.«
    Stolperzunge wurde übel. Was war, wenn es stimmte? Was würde ein Häuptling deswegen unternehmen? Er konnte sich nicht sicher sein, aber um nicht verrückt zu werden, musste er herausfinden, was vor sich ging. Er musste es tun.
    Ohne ein weiteres Wort verließ er Steingesicht und lief zur Flussseite des Gebäudes, so schnell er konnte. Als er dort durch das Fenster blickte, sah er tatsächlich eine menschliche Gestalt in der Ferne, die gerade zwischen den Häusern verschwand. Er verstieß gegen seine eigene Regeln, aber er dachte nicht weiter nach, sondern stürmte die Leiter hinunter und folgte Varaha.
    Bald hatte er ihn eingeholt, doch er hielt einen ausreichend großen Abstand und beobachtete den Mann nur, während der über die Straßen neben dem Fluss ging. Varaha blickte sich kein einziges Mal um, sodass Stolperzunge sich selbst tadelte, weil er ein so schlechter Lehrer war. Wie konnte ein ansonsten guter Jäger so dumm sein? Hielt er sich für einen Vorfahren, der einfach alle möglichen Gefahren missachten konnte? Trotzdem war der Häuptling froh über den Vorteil, den er ihm damit verschaffte.
    Die Straßen wurden immer enger, und an den meisten Gebäuden hatten sich die Balkone gehalten, die beide Männer vom Großen Dach abschirmten. Stolperzunge blickte sich um und vergewisserte sich, dass er nicht ebenfalls verfolgt wurde. Als er wieder nach vorn schaute, war Varaha verschwunden.
    Er erstarrte und fragte sich, ob man ihn vielleicht doch bemerkt hatte, ob der andere Mann nun hinter einer Ecke auf ihn wartete. Er trat vor, und seine Augen suchten den Boden und die Umgebung nach Hinweisen ab. Dann tauchte in der Wand ein seltsames Fenster auf. Es lag so niedrig, dass es sich fast auf Straßenhöhe befand. An einigen Stellen war das Moos abgeschabt worden.
    Stolperzunge ging in die Hocke und zuckte beim leichten Schmerz zusammen, den sein Bein ihm seit der Schlacht verursachte. Er beging den schweren Fehler, den Schatten seines Kopfes durch das Fenster fallen zu lassen, aber seine Sorge war überflüssig. Varaha war viel zu beschäftigt, um etwas zu bemerken. Er stand mit dem Rücken zum Häuptling in einem kleinen Raum, von dem eine Treppe zum Rest des Gebäudes hinaufführte. Er hockte vor einem schweren Brocken aus Mauerwerk, der etwa so groß wie ein Mensch war. Varaha stöhnte und spannte die Muskeln an. Stolperzunge musste ein erschrockenes Keuchen unterdrücken, als sich der Steinbrocken vom Boden löste und zur Seite geworfen wurde. Wie konnte ein Mann so etwas schaffen? Aber er erinnerte sich daran, dass Varaha niemals zu ermüden schien, dass ihm nie der Schweiß ausbrach, dass er niemals Angst hatte. Dann zog der Mann mehrere weiße Waffeln aus einer bislang verborgenen Wandnische hervor. Stolperzunge hatte so etwas schon einmal gesehen. Er konnte sich nicht genau erinnern, bis Varaha sich die

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