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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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schnell verheilt. Die … die Medizin scheint alles in Ordnung gebracht zu haben. Wie du gesagt hast.«
    »Gut. Sehr gut. Jetzt komm her.« Indrani hatte dem Wagen offenbar neue Anweisungen erteilt, denn ihre Betten rückten näher aneinander heran und verschmolzen schließlich zu einem. Er spürte ihren Arm, der sich um seine Brust legte, und ihren warmen Atem an seinem Ohr. »Du bist zu mir gekommen«, flüsterte sie.
    Als er aufwachte, war er sich nicht sicher, wie lange er geschlafen hatte. Er lag wieder in einem Einzelbett, und Indrani saß am anderen Ende des Wagens, wo sie Flammenhaar wiegte und ihr etwas vorsang. »Das hübsche Lächeln meines hübschen Mädchens, die hübschen Ohren, die süße Nase …« Sie berührte jede Stelle, die sie besang, und Flammenhaars kleines Gesicht zeigte großes Entzücken.
    Indrani blickte zu ihm herüber. »Kannst du mich ver-stehen?«, fragte sie.
    »Natürlich.«
    Sie wirkte erleichtert.
    Er setzte sich auf. »Ist es Tag oder Nacht?«
    »Ich … ich weiß es nicht.« Nun sah er die Sorge, die sie hinter dem Spiel mit ihrer Tochter verborgen hatte. »Das Dach sagt mir nicht mehr, wie spät es ist.« Als Flammenhaar weinte, erinnerte sich Indrani daran, das Kind wieder zu wiegen. »Die zarten Knie, die kleinen Zehen …«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Das ist eine politische Sache«, sagte Indrani. »Das Dach wurde ursprünglich dazu geschaffen, für die Kommission zu arbeiten. Doch das war zu friedlichen Zeiten, als alle genug von allem Möglichen hatten. Es wurde dazu geschaffen … gegenüber allen Menschen gerecht zu sein, die Privatsphäre sämtlicher Bewohner zu respektieren und sich selbst daran zu hindern, auf irgendeine Weise benutzt zu werden, durch die andere Bürger zu Schaden kommen könnten. Doch je länger die Krise andauerte, desto mehr Wert legte es darauf, gerecht zu sein, bis es fast zu einer Obsession wurde. Und dies ist das allererste Mal … dass es sich weigert, die Uhrzeit zu nennen. Es ist … Ich dachte schon, es würde zu einem neuen Beben kommen. Ich dachte, wir würden hier im Wagen eingeschlossen werden, wie die Leute, denen die Atemluft ausgegangen ist.«
    Stolperzunge ging zu ihr hinüber, um sie zu umarmen. Gedankenverloren kitzelte er das Baby, dessen kleine Augen ihre Gesichter bestaunten.
    »Wie lange dauert es noch, bis wir da sind?«, fragte er. »Oder ist auch das … zu politisch?«
    »Eine Stunde«, sagte sie. »Weißt du, wie viel Zeit das ist?«
    Er stellte fest, dass er es wusste. So viel Zeit hatte ein Jäger zu Hause ungefähr gebraucht, um vom Mittelplatz bis zu den Mauern von Bluthaut-Wege zu gelangen. Vielleicht war es das letzte Mal, dass er seine Frau sah, und er hatte es ihr immer noch nicht gesagt. Aber er konnte sich nicht einmal sicher sein, dass ihr keine Gefahr drohte, nachdem er sich von ihr getrennt hatte.
    »Dann sollten wir vorher aussteigen«, sagte er. »Wenn sie beabsichtigen, die Vereinbarungen nicht einzuhalten, wie du befürchtest, dürfte an der Station eine Jagdgruppe auf uns warten.«
    »Du hast recht, Liebster. Wir können ihnen nicht vertrauen.« Indrani schloss für einen Moment die Augen. Danach griff sie unter ihr Gewand und holte den letzten Rest ihres Räucherfleischs hervor. »Ich lasse den Wagen vorher anhalten, sodass wir die Werft in wenigen Stunden zu Fuß erreichen können. Mit etwas Glück wird man nicht damit rechnen, dass wir so weit entfernt aussteigen. Jetzt lass uns etwas essen. Ich möchte dieses Zeug nicht noch länger mit mir herumtragen.«
    Doch der Wagen stellte ihnen nun kein Wasser mehr zur Verfügung, sodass sie beide gezwungen waren, ihre Mahlzeit trocken zu verzehren. Es war schon einige Stunden her, seit sie an der Shuttle-Station etwas getrunken hatten. Doch schon wenig später spürte Stolperzunge, wie die Geschwindigkeit des Wagens sich verlangsamte. Der Lichtstreifen im Tunnel wurde wieder zu einer Abfolge verwischter Flecken, die durch immer längere dunklere Abschnitte getrennt waren, bis schließlich die grünen Leuchtflächen zu erkennen waren, die sie auch im Obergeschoss gesehen hatten.
    Indrani blinzelte, und sie beide traten an die Fenster des Wagens, um nach draußen zu blicken. Doch sie sahen nur sehr wenig, bis sie dem Wagen befahl, die Innenbeleuchung zu dimmen.
    »Bei den Göttern!«, sagte Indrani.
    Stolperzunge konnte ihr nur zustimmen. Unter einem to ten Baum häuften sich Leichen wie herabgefallene Blätter .
    »Sie … sie haben auf einen Wagen gewartet«,

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