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Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
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brannten und juckten. Ein Stück weiter erkannte er an einer weiteren Pfütze, dass Hireshs Entführer die Richtung nicht geändert hatten. Doch als er um sie herumging, konnte Stolperzunge unter einer blassen Lichtquelle genau über ihm endlich einen Blick durch eine transparente Scheibe in einem der Zylinder werfen. Er blieb wie angewurzelt stehen.
    Drinnen lag zusammengerollt ein … eine Bestie . Ein nichtmenschliches Wesen mit einem Gesicht, das nur aus Augen und Schnurrhaaren zu bestehen schien. Kurze Hauer ragten zu beiden Seiten aus einem breiten Mund. Wie konnte es Bestien im Dach geben? Hier lebten nur Menschen – zumindest hatte bisher alles danach ausgesehen. Auf der Oberfläche gab es jede Menge Bestien. Sie kämpften und aßen und starben, und wenn eine Art ausgerottet war, tauchte an ihrer Stelle wie durch Magie eine andere auf. Magie. Sein ganzes Leben lang hatte Stolperzunge nie eine andere Erklärung gebraucht, woher seine Beute kam. Und nun lag eins dieser Wesen genau vor ihm.
    Das Geschöpf schien nicht tot zu sein, sondern zu schlafen. Er blickte in ein paar andere Zylinder. Sie enthielten Wesen der gleichen Art. Alle Behälter waren identisch, abgesehen von einem. Neben dem Mittelgang stand einer, in dessen Scheibe ein Loch klaffte. Jemand hatte diesen Zylinder aufgebrochen und dem schlafenden Wesen den Unterkiefer abgerissen. Das übrige Fleisch hatte man verschmäht. Für den Jäger ergab es keinen Sinn, dass man es verderben ließ.
    Mit zitternden Händen löste er eine Scherbe aus dem zerstörten Kokon. Wie er gehofft hatte, war sie scharf und gefährlich, ähnlich wie ein bearbeitetes Stück Panzerrücken. Aber auch recht zerbrechlich, sodass er achtsam damit umgehen musste. Er wünschte sich einen Speerschaft, an dem er sie befestigen konnte.
    Vorsichtig ging er weiter und versuchte sich auf die schwachen Schleimspuren zu konzentrieren, die durch den Raum führten. Am anderen Ende gab es eine weitere Tür, vermutlich sein Ziel. In den Zylindern lagen nun Bestien einer anderen Art, mit schuppiger Haut und ohne erkennbare Augen. Auch hier war eins der Wesen im Schlaf gestört worden, und auch ihm fehlte ein Stück Fleisch. Dieses Muster wiederholte sich bei zwei weiteren Spezies, bis Stolperzunge das hintere Ende des Raumes erreicht hatte. Mit jedem grausigen Fund nahm seine Sorge um Hiresh zu.
    Er drehte am Knauf der Tür, wie Jagadamba es ihm gezeigt hatte. Er nahm keine Rücksicht mehr darauf, ob es hier vielleicht einen Hinterhalt gab. Er sprang durch die Öffnung und gelangte in einen Raum, in dem lange Seile von der Decke hingen. Die zerrissenen Enden zischten und versprühten Funken. Schleim quoll aus Löchern in der Wand. Stolperzunge stellte fest, dass er auf einer kreisrunden erhöhten Plattform stand, von der man in einen runden Saal hinabblickte, in dem sich komplizierte Käfige voller Schatten befanden. Schleim floss an drei Wänden hinunter, die drei Mannslängen hoch aufragten, und an mehreren Stellen verschwand er durch schwarzrandige Löcher im Boden.
    Unten schrie jemand. Die Stimme wurde durch das Summen und Knistern gedämpft.
    »Hiresh!«, rief Stolperzunge und ärgerte sich über seine Dummheit, weil er nun die Entführer auf sich aufmerksam gemacht hatte. Er lief am Rand der Plattform entlang, bis er eine tropfnasse Metalltreppe gefunden hatte. Als er halb hinuntergestiegen war und immer noch Hireshs panische Schreie hörte, knarrten die Stufen gefährlich. Dann krachte Stolperzunge plötzlich mitsamt der Treppe auf den Boden des runden Käfigraums. Er rollte sich ab, als er aufprallte und in einem Haufen aus losen und harten Objekten landete.
    Knochen! , wurde ihm klar. Hunderte von Knochen, die wahrscheinlich alle zur gleichen Bestienart gehörten. Doch ihm blieb keine Zeit, sie sich genauer anzusehen, weil Hireshs Stimme verstummt war.
    Er sprang auf. Hier unten war das Summen lauter, ein konstantes, beinahe schmerzhaftes Vibrieren. Er war zwischen zwei Käfige gestürzt. In jedem hätten hundert Männer aufrecht stehend Platz gehabt, doch sie enthielten Betten wie jenes, in dem er aufgewacht war, als man ihn im weißen Raum gefangen gehalten hatte. In der Mitte des Raumes standen schwere Metallobjekte herum, die von einem Gewirr aus Drähten überzogen waren, von denen einige zischten und Funken versprühten. Überall breiteten sich große Schatten aus, in denen Feinde lauern mochten. Nicht gut, zumal er keine Ahnung hatte, mit welcher Art von Feind er es hier zu

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