Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bone 02 - Das Ende des Himmels

Bone 02 - Das Ende des Himmels

Titel: Bone 02 - Das Ende des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peadar O´Guilín
Vom Netzwerk:
»Deaktivieren! Deaktivieren!«
    Das Licht des Sprechers erlosch. Weitere Geschosse umschwirrten sie. Jetzt war es völlig finster. Dann griff Indrani nach seiner Hand und zerrte ihn weiter. Er hörte eine Stimme vom anderen Ende des Korridors, aber er verstand kein einziges Wort. Der Lärm hörte auf, doch Indrani ließ nicht locker und trieb ihn weiter zur Eile an. Sie schien einen Luftzug von links zu spüren, denn plötzlich zerrte sie ihn in diese Richtung. Sie bog immer wieder ab, um ihre Verfolger abzuschütteln. Wie dumm von ihnen, dass sie die ganze Zeit den Sprecher hatten leuchten lassen! Und wer wusste, welche anderen Hinweise sie unbedacht hinterlassen hatten?
    Stolperzunge hörte wieder Rufe. Ihre Verfolger konnten sie nicht gesehen haben, aber sie schienen immer zu wissen, wohin sie sich wenden mussten, ganz gleich, wie sehr sich Indrani bemühte, unverhofft die Richtung zu wechseln. Jeden Moment konnten die Flüchtlinge über eine Leiche stolpern – oder vielleicht sogar in ein Loch stürzen, was ihr Ende wäre.
    Er zwang Indrani zum Anhalten und legte ihr eine Hand auf den Mund, um ihre Proteste zu unterdrücken. »Aktivieren«, sagte er, weil er nur auf diese Weise vernünftig mit ihr kommunizieren konnte.
    »Sie sehen nicht am Licht, wohin wir gehen«, sagte er. »Und bei dem Lärm, den sie veranstalten, kann es auch nicht das Geschrei des Babys sein. Wir müssen gegen sie kämpfen. Wir werden es nicht schaffen, vor ihnen davonzulaufen.«
    Der Lärm näherte sich ihnen in den engen, hallenden Korridoren, durch die sie flohen. Aber ihnen blieben noch ein paar Herzschläge Zeit, bis ihr Feind sie eingeholt hatte. Stolperzunge entdeckte einen kleinen Nebengang mit einer Nische auf halber Strecke. Er überredete Indrani, das Baby dort zurückzulassen. Allein. Das kleine Wesen fing sofort an zu weinen, und er musste die bestürzte Mutter praktisch zur Gangkreuzung zurückzerren. Dort hielten sie die Enden des Stricks und löschten das Licht des Sprechers.
    Genau hinter dem Jäger floss ein Rinnsal Schleim an der Wand herab. Er bemerkte, dass er darin kniete und wahrscheinlich seine Kleidung ruinierte. Er spürte bereits, wie seine Beine zu jucken begannen.
    Sie hörten Stiefelgetrappel. Es schienen nicht allzu viele zu sein, den Vorfahren sei gedankt, aber diese Leute waren zweifellos starke Gegner.
    »Das Baby!«, rief jemand. »Und ihre Uniformen verraten sie; ich kann sie sehen. Lauft, Jungs! Lauft! Wir werden sie wie Bestien jagen, aber zielt auf die Beine! Die Frau darf nicht getötet werden!«
    In der Dunkelheit bogen die Männer in den Korridor ein, und ihre Stiefeltritte wurden plötzlich dröhnend laut. Stolperzunge spürte, wie ein heftiger Ruck durch das Seil ging, und wusste, dass die Wärter darübergestürzt waren.
    Mit dem Sprecher in der Hand sprang er auf. Er hatte ein solches Gerät bereits an der Oberfläche gehabt und ein paar Tricks gelernt. Zum Beispiel, wie man mit Licht einen Gegner blendete. Er presste die Augenlider fest zusammen und rief: »Heller! Heller als das Dach!« Die Kugel flammte auf, wie er es ihr befohlen hatte, aber nur für einen kurzen Moment. Männer fluchten, aber Stolperzunge bemerkte erschrocken, dass er sie nicht mehr verstehen konnte.
    Dann hörte er Indrani rufen. Ein dumpfer Schlag, als sie gegen jemanden am Boden trat. Stolperzunge stieß ebenfalls einen Kampfschrei aus und stürzte sich ins Getümmel.
    Jemand griff nach seinem Fuß, und er spürte, dass es kein Elite-Angehöriger sein konnte. Trotzdem schaffte es der Mann, ihn auf einen Haufen anderer Wärter zu werfen. Er schlug wild um sich. Ein Gegner trug eine Maske. Die Augengläser splitterten unter Stolperzunges Faust, und er benutzte die kleinen Scherben, um Gesichter und Hälse aufzuschlitzen. Vor seinem geistigen Auge sah er immer wieder Krishnan vor sich, stellte sich das spritzende Blut vor und hörte Geschrei aus allen Richtungen.
    Immer mehr Schreie hallten durch die Dunkelheit. Dann hörte er Schritte, die sich im Eiltempo entfernten. Er erlaubte sich einen letzten Triumphschrei, und dann war wieder alles still, abgesehen von seinem Atem und dem Wimmern des Babys in der Nische.
    »Indrani?«, rief er. »Wir haben es geschafft! Wir haben sie verjagt. Indrani?«
    Nur Stille antwortete ihm.
    »Bei den Vorfahren!«, stöhnte er. Natürlich waren die Männer nicht seinetwegen gekommen. Am ihm waren sie überhaupt nicht interessiert.
    Zwei von ihnen lagen noch bewusstlos am Boden. Stolperzunge

Weitere Kostenlose Bücher