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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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fragte Briar geradeheraus, um das Geplänkel zu beenden, doch Minnerichts Antwort triefte derart vor Theatralik, dass nicht viel dahinterstecken konnte.
    »Was lässt Sie nur denken, ich wüsste etwas darüber?«, fragte er unschuldig.
    »Weil Sie es mir längst gesagt hätten, wenn Sie es nicht wüssten. Und wenn Sie wissen, wo er ist, und mich hier an der Nase herumführen, dann wollen Sie irgendetwas von ihm …«
    »Miss Briar«, unterbrach er sie lauter, als eigentlich nötig war, und die Wucht seiner Stimme, schwer wie Blei und durchdringend wie Messingglöckchen, schnitt ihr auf eine Weise das Wort ab, die sie frösteln ließ. Briar hatte nicht vor, klein beizu geben, als er sagte: »Es besteht keine Notwendigkeit für brüskes Benehmen. Wir können uns gerne über Ihren Sohn unterhalten, wenn Sie möchten, aber ich stehe nicht als Zielfläche für Ihre Vorwürfe und Anschuldigungen zur Verfügung. Sie sind momentan Gast in meinem Haus. Solange Sie sich entsprechend benehmen, werden Sie auch wie ein solcher behandelt.«
    Lucys Atem ging keuchend, als hätte sie einen Asthmaanfall. Sie war immer noch nicht von der Bank aufgestanden, und inzwischen machte es den Eindruck, als könnte sie es auch nicht mehr. Ihr Gesicht war beinahe grün vor Angst, und sie schien sich jeden Moment übergeben zu müssen.
    Aber noch war es nicht so weit. Lucy setzte sich auf und sagte: »Bitte, ich glaube … Briar, ich denke doch, wir sollten alle ganz ruhig bleiben. Es gibt keinen Grund, unhöflich zu werden. Wir sind Gäste, wie er gesagt hat.«
    »Ich habe seine Worte gehört.«
    »Dann bitte ich dich, mir zuliebe seine Gastfreundschaft an zunehmen. Wenn er sagt, ihr könnt reden, dann könnt ihr auch reden. Ich bitte dich nur – wie eine Mutter es vielleicht tun würde –, auf deine Manieren zu achten.«
    Die Art, wie Lucy Briar zur Zurückhaltung ermahnte, hatte ganz und gar nichts Mütterliches an sich, sondern klang viel eher wie der Versuch eines zitternden Kindes, seine Eltern vom Streiten abzuhalten.
    Briar schluckte herunter, was sie noch hatte sagen wollen. Das brauchte einen Moment, denn ihr lag einiges auf der Zunge, das sie am liebsten herausgeschrien hätte. Dann sagte sie, mit Worten, die sie so sorgfältig abmaß wie einen Seidenfaden: »Ich hätte gerne die Gelegenheit, mich mit Ihnen zu unterhalten, ja. Ob hier in Ihrem Haus als Gast oder anderswo, spielt keine Rolle. Aber ich bin nur um einer Sache willen hierhergekommen – nicht um Freunde zu finden oder ein angenehmer Gast zu sein, sondern um nach meinem Sohn zu suchen, und solange ich ihn nicht gefunden habe, wird man mir verzeihen müssen, wenn meine Aufmerksamkeit weniger meinen Manieren gilt.«
    Die blauen Lichter hinter der Maske – diese flammendhellen Punkte, die an der Stelle seiner Augen saßen – sahen sie unverwandt an. »Ich verstehe Sie durchaus, und gewiss werde ich Ihnen verzeihen«, sage er, und unmittelbar nach diesen Worten erklang in seiner Brust ein leises Klingeln.
    Einen irrationalen, wahnhaften Moment lang glaubte Briar, das Geräusch käme von seinem Herz, aus einem zusammenmontierten Ding ohne Seele oder einen Tropfen Blut, aber dann griff Minnericht in eine Tasche und zog eine goldene Uhr hervor. Er warf einen kurzen Blick darauf und ächzte leise.
    »Meine Damen, wie ich sehe, wird es allmählich spät. Bitte gestatten Sie mir, Ihnen für den Abend eine Unterkunft anzubieten. Dies ist nicht das Gewölbe, aber Sie werden es dennoch geeignet finden.«
    »Nein!«, sagte Lucy zu schnell und zu laut. »Nein, wir möchten Ihnen keinesfalls zur Last fallen. Wir machen uns einfach wieder auf den Weg.«
    »Lucy«, widersprach Briar, »ich bleibe, bis er mir sagt, was er über Zeke weiß. Und ich bleibe auch als Gast, wenn er es so haben möchte. Sie müssen ja nicht, wenn Sie nicht wollen«, fügte sie hinzu und warf Lucy einen bedeutungsvollen Blick zu, wie sie zumindest hoffte. Dann sagte sie leise: »Ich werde es nicht persönlich nehmen, wenn Sie allein nach Hause gehen möchten, nun, da mit Ihrem Arm wieder alles in Ordnung ist.«
    Briar sah nicht nur Angst in Lucys Gesicht. Auch Argwohn spiegelte sich darin, und Neugierde, die zu groß war, um sich von Furcht verdrängen zu lassen. »Ich lass dich nicht allein hier zurück«, sagte sie. »Und ich möchte auch nicht allein zurückgehen.«
    »Aber Sie dürfen es durchaus. Ich freue mich über Ihre Gesellschaft«, erklärte Briar, »aber ich würde Sie nicht bitten, zu bleiben, wenn

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