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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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verstand und gar nicht verstehen konnte; irgendetwas war ihr entgangen, etwas Gefährliches. Aber nun, da sie sich ihr Grab bereits ge schaufelt hatte, würde sie sich auch hineinlegen, wenn es sein musste. Sie sagte: »Ist schon gut. Wir sehen uns morgen früh.«
    Lucy holte tief Luft, und ihr Uhrwerkarm gab ein leises Knacken von sich, als würde er unter Anspannung stehen. »Ich werde dich hier nicht einfach zurücklassen.«
    »Doch, das werden Sie«, berichtigte Dr. Minnericht und schob sie durch die Tür.
    Mit zornblitzenden Augen fuhr Lucy auf dem Absatz herum. »Wir beide sind noch nicht fertig miteinander«, schnaubte sie und schlug krachend die Tür hinter sich zu. Von draußen rief sie: »Ich komme heute Nacht noch zurück!«
    »Das würde ich nicht empfehlen«, sagte Minnericht leise, aber Lucy konnte ihn nicht mehr hören.
    Das Geräusch ihrer sich entfernenden Schritte klang wütend, gedemütigt.
    Briar und Minnericht ließen einander Zeit, sich ein unverfängliches Gesprächsthema auszudenken. Schließlich war es Briar, die als Erste wieder etwas sagte: »Wegen meines Sohns. Ich möchte, dass Sie mir sagen, wo er ist und wie es ihm geht. Ich möchte wissen, ob er noch lebt.«
    Nun war es Minnericht, der auf geradezu unverschämte Weise das Thema wechselte. »Das hier ist nicht der eigentliche Bahnhof, wissen Sie.«
    »Darüber bin ich mir im Klaren. Wir befinden uns in einem verschütteten Eisenbahnwaggon, das ist alles. Ich weiß nicht, wo Sie hier unten leben oder was Sie machen. Ich möchte einfach nur meinen Jungen.« Sie ballte die Fäuste und öffnete die Hände wieder, strich stattdessen mit ihnen ihre Manteltaschen glatt. Sie schlang die Finger ihrer einen Hand um den Schulterriemen der Tasche, als könnte ihr das Spüren ihres Gewichts und das Wissen um ihren Inhalt ein wenig Kraft geben, sich zu behaupten.
    »Ich will Ihnen etwas zeigen«, erklärte Minnericht, ohne die ses Etwas näher zu spezifizieren. Er öffnete die Waggontür und hielt sie Briar auf wie ein vollendeter Gentleman.
    Sie trat nach draußen und drehte sich sofort um, weil sie die Vorstellung, ihn in ihrem Rücken zu haben, nicht ertragen konnte. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf, logische Gedanken, und sie wusste aus tiefstem Herzen, dass das nicht ihr toter Ehemann war, aber das änderte nichts an der Art, wie er ging, wie er stand, wie er sie mit höflicher Verachtung ansah. Es verlangte sie verzweifelt danach, ihm den Helm herunterzureißen und sein Gesicht zu sehen, damit endlich Schluss war mit diesen Zweifeln, die sie verwirrten und aufwühlten. Sie wünschte sich von ganzem Herzen, dass er etwas – irgendetwas – sagte, das klarstellte, ob er wusste, wer sie war und von diesem Wissen Gebrauch machen würde oder nicht.
    Aber nein.
    Er ging voran in den beleuchteten Korridor und führte sie zu einer weiteren, an Flaschenzügen befestigten Plattform, die nichts mit den klobigen Holzkonstruktionen draußen gemein hatte: Es war ein mit Sorgfalt entworfener und beinahe kunstvoll gebauter Kasten von der Größe eines Wandschranks.
    Dr. Minnericht trat ein und betätigte einen Hebel, woraufhin sich ein schmiedeeisernes Faltgitter hinter ihnen schloss. »Eine Ebene weiter unten«, erklärte er und zog an einem Griff über ihren Köpfen.
    Eine Kette spulte sich ab, der Aufzug fuhr nach unten und kam wenige Sekunden später wieder zum Stehen.
    Auf der anderen Seite des Gitters, das mit lautem Rasseln zur Seite glitt, lag eine Art Ballsaal, schimmernd von Goldglanz, mit Böden, so hell wie Spiegel, und Leuchtern, die von der Decke herabhingen wie Marionetten aus Kristall.
    Nachdem Briar ihre Stimme wiedergefunden hatte, sagte sie: »Lucy hat mir schon erzählt, dass es hier um einiges schöner ist als im Gewölbe. Sie hat nicht zu viel versprochen.«
    »Lucy kennt diese Ebene gar nicht. Ich habe sie nie hierher mitgenommen. Und wir sind noch nicht am Ziel angelangt – wir gehen hier nur durch.«
    Briar trat unter die glitzernden Lichter, die sich zu drehen schienen, als wollten sie ihren Bewegungen folgen, und ihr fiel auf, dass es sich nicht um Kristalle handelte, sondern um Glasbirnen und Röhren, die durch Drähte und Getriebe miteinander verbunden waren. Sie versuchte, nicht zu staunen wie ein Kind auf einem Jahrmarkt, aber es gelang ihr nicht. »Woher, woher kommen die? Sie sind … das ist unglaublich.« Briar hatte sagen wollen, dass diese Lampen sie an etwas erinnerten, aber das konnte sie nicht zulassen –

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