Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
Vom Netzwerk:
dankte ihm und hängte die Laternen auf ihren Unterarm, damit sie die Hände für die Leiter frei hatte, und wenige Augenblicke später stand sie in ihrem alten Vordergarten.
    Das Gras war so tot wie die alte Eiche, und der Garten bestand aus nichts als Schlamm und einem schmierigen Film aus längst verfaulten Gräsern und Blumen. Das Haus hatte einen gelblich braungrauen Ton angenommen wie alles andere, das sechzehn Jahre lang dem Fraß ausgesetzt gewesen war. Um die Veranda herum standen nur noch die skelettartigen Überreste der einst prächtigen Rosenbüsche, jetzt brüchig und vergiftet.
    Briar stellte die Laternen auf die Veranda und riss ein Streichholz an.
    Die Vordertür stand offen. Daneben war ein Fenster eingeschlagen. Falls Zeke das gewesen war, so hatte sie es zumindest nicht gehört. Auf jeden Fall war es mit dem kaputten Fenster für jeden ein Leichtes, durch das Loch zu greifen und die Tür aufzuschließen.
    »Mutter, bist du schon hier drin?«
    »Ja«, erwiderte Briar leise.
    Sie bekam kaum Luft, und diesmal lag es nicht an der Maske.
    Drinnen war nichts mehr so, wie sie es hinterlassen hatte. Hier waren Leute gewesen, so viel stand fest. Sachen waren zerbrochen, und die offensichtlichen Verstecke hatte man geplündert. Eine blau-weiße japanische Vase lag in Scherben auf dem Boden. Der Geschirrschrank war umgeworfen worden, und alles darin hatte man entweder mitgenommen oder zerschlagen. Die Ränder des Orientteppichs waren aufgeworfen, dort wo die Eindringlinge mit ihren Stiefeln hängen geblieben waren, mehrere Paar schmutziger Abdrücke führten durch den Salon, in die Küche und in den Wohnbereich, wo Ezekiel stand und alles mit großen Augen in sich aufnahm – alles auf einmal.
    »Mutter, schau dir das an!«, sagte er, als sähe Briar das alles zum ersten Mal.
    Sie gab ihm eine der beiden Laternen und sagte: »Hier hast du ein bisschen Licht, damit du überhaupt etwas sehen kannst.«
    Da war das Samtsofa, so dick mit Staub bedeckt, dass sich die ursprüngliche Farbe nicht mehr erkennen ließ. Ein Klavier mit noch immer festgeklemmten Notenblättern, bereit zum Spielen. Und dort drüben über dem Durchgang hing ein Hufeisen, das nie jemandem Glück gebracht hatte.
    Briar stand mitten im Raum und versuchte sich zu erinnern, wie er vor sechzehn Jahren ausgesehen hatte. Welche Farbe hatte das Sofa gehabt? Was war mit dem Schaukelstuhl in der Ecke? War über der Rückenlehne einmal eine Decke oder ein Überwurf gehangen?
    »Ezekiel«, flüsterte sie.
    »Mama?«
    »Ich muss dir etwas zeigen.«
    »Was denn?«
    »Den Keller. Ich muss dir zeigen, wo es passiert ist und wie es passiert ist. Ich muss dir den Boneshaker zeigen.«
    Zeke strahlte bis über beide Ohren – Briar konnte es daran erkennen, wie seine Augen sich hinter dem Visier verzogen. »Au ja! Den will ich sehen!«
    »Hier entlang. Bleib dicht bei mir. Ich weiß nicht, wie gut der Boden noch hält.«
    Während sie das sagte, entdeckte sie an der Wand eine ihrer alten Öllampen, die immer noch dort hing, als wäre Briar nie fort gewesen. Der mundgeblasene Glasschirm war unberührt – war weder zerbrochen noch saß er auch nur schief – und im Vorbeigehen spiegelte sich das Licht ihrer billigen, industriell gefertigten Lampe darin, sodass der Glasschirm kurz aufzuleuchten schien.
    »Die Treppe ist da drüben«, sagte Briar, und allein bei der Vorstellung, sich über weitere Stufen quälen zu müssen, taten ihr die Beine weh. Sie stieß die Tür mit den Fingerspitzen auf, und die Scharniere quietschten wie damals; sie waren verrostet, aber sie hielten und sangen das vertraute alte Lied.
    Eigentlich war Zeke viel zu aufgeregt zum Reden. Mit einem Dauergrinsen tänzelte er hinter ihr herum, und seine Atemzüge pfiffen so schnell durch die Filter der Maske, als würde er hecheln wie ein Hund.
    Doch Briar hatte das Bedürfnis, ihm alles zu erklären.
    »Vor vielen Jahren gab es einen Wettbewerb. Die Russen suchten nach einer Möglichkeit, die Goldvorkommen im Eis am Klondike auszubeuten. Dein Vater hat den Wettbewerb gewonnen, also haben sie ihm den Bau einer Maschine finanziert, die sich durch dreißig Meter dickes Eis bohren konnte«, erläuterte sie zwischen ihren langsamen Schritten die Treppe hinunter. »Es taut dort oben praktisch nie, vermute ich, und Bergbau ist eine kniffelige Angelegenheit. Jedenfalls hatte Levi sechs Monate Zeit, die Maschine zu bauen und dem Botschafter bei seinem nächsten Besuch in der Stadt vorzuführen, aber

Weitere Kostenlose Bücher