Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
Sie es dann überhaupt bis rauf nach Denny Hill …«
»Ich sagte, komm .«
An den Haupträumen vorbei und manchmal auch darunter hindurch schlichen sie durch Gänge, die sie um die Fabrik herum führen würden, weg von ihrem Lärm und den Geräuschen der Arbeiter. »Ist nicht mehr weit«, versicherte Rudy flüsternd. »Sobald wir auf der anderen Seite sind, ist der Weg frei.«
»Und dann können wir auf den Hügel rauf?«
»Hab ich doch gesagt, oder nicht?«
»Ja, Sir«, murmelte Zeke, auch wenn diese unterirdischen Irrwege auf ihn nicht den Eindruck machten, als ob sie irgendwie aufwärts führten – ganz und gar nicht. Eigentlich war es die ganze Zeit über mehr oder weniger bergab gegangen, und noch dazu über eine viel weitere Strecke als eigentlich nötig. Und immer an der Küstenmauer entlang anstatt tiefer ins Stadtzentrum hinein.
Aber Zeke hatte das Gefühl, in der Falle zu stecken, und wusste nicht, in welche Richtung er sonst gehen sollte; also folgte er Rudy wohl besser. Jedenfalls so lange, bis ihm das Ganze zu unheimlich wurde. Einen anderen Plan hatte er nicht.
Rudy hielt einen Finger vor seine Maske und riss den Stock hoch, was wohl bedeutete, dass Zeke stehen bleiben und mucksmäuschenstill sein sollte; was er wegen der Nachdrücklichkeit von Rudys Geste auch tat und sich fragte, welches Unheil ihnen hinter der Ecke wohl drohte.
Zeke verrenkte sich schier den Hals, um etwas sehen zu können – und war regelrecht erleichtert: Ein junger Chinese stand über einen Tisch gebeugt, der mit Linsen, Werkzeugen und Röhren übersät war. Er wandte dem Durchgang, in dem Zeke und Rudy sich befanden, den Rücken zu. Sein Gesicht war nach unten gerichtet, konzentriert auf etwas, das die beiden Eindringlinge nicht sehen konnten.
Rudy bedeutete Zeke, sich auf gar keinen Fall von der Stelle zu rühren, außer es drohte akute Lebensgefahr. Es war schon erstaunlich, was dieser Mann mit ein paar stummen Gesten alles ausdrücken konnte.
Zeke sah zu, wie Rudy wieder in seine Tasche griff und das Messer herausholte, mit dem ihn die Prinzessin an der Schulter erwischt hatte. Die Klinge war nicht mehr feucht und blitzte unter dem getrockneten Blut in Rudys Hand.
Der Mann am Tisch trug eine lange Lederschürze, und sein Rücken schien einen leichten Buckel zu haben. Unter seiner Brille glänzte ein bis auf den langen Pferdeschwanz kahl rasierter Schädel. Er schien durchaus alt genug, um irgendwo Kinder zu haben, und während Zeke ihn so musterte, dämmerte ihm, dass dieser Mann höchstwahrscheinlich gar kein Interesse daran hatte, irgendjemandem Ärger zu machen.
Aber es dämmerte ihm nicht rechtzeitig, um etwas zu sagen, und später sollte er sich fragen: Selbst wenn er auf die Idee gekommen wäre, etwas zu rufen … hätte er es getan?
Nur kam er gar nicht auf die Idee.
Rudy glitt hinter den kleineren Mann, packte ihn und zog ihm die scharfe Klinge quer über die Kehle, während er ihm mit dem unverletzten Arm den Mund zuhielt. Der Chinese wehrte sich noch, aber der Angriff war zu schnell und unvermittelt gekommen.
Die beiden Männer drehten sich in ihrem Kampf, als würden sie Walzer tanzen. Zeke konnte nicht fassen, wie blutig das Ganze war. Literweise schien das Blut hervorzusprudeln, in einer leuchtend roten Kaskade, aus einem Schnitt, der von Ohrläppchen zu Ohrläppchen reichte. Wie aus einem Springbrunnen spritze es über Tisch und Werkzeuge, während die Männer sich drehten und wanden.
Zeke sprang zurück und schlug sich die Hände vor den Mund, traf aber nur den kantigen Filter der Gasmaske. Einen Moment lang glaubte er, das kupfer-orangefarbene Blut auf der Schürze des Mannes schmecken zu können, die verschmierten Fußabdrücke auf dem Boden, aber dann wurde ihm klar, dass es sein eigenes war, von der Wunde im Mund. Was jedoch nichts an dem fürchterlichen Anblick änderte, der sich ihm bot.
Zeke hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Aber er trug eine Maske, und wenn er sie abnahm, bedeutete das den sicheren Erstickungstod. Also schluckte er den Impuls hinunter, zusammen mit der Galle in seinem Mund, und widerstand dem Drang, sich von dieser üblen Szene reinzuwaschen.
Und dann, nachdem der Mann in Rudys Armen erschlafft war und Rudy ihn mit den Füßen unter den Tisch schob, an dem er eben noch gearbeitet hatte, fiel Zeke auf, dass er keine Maske getragen hatte.
»Er …« Zeke würgte an seiner Magensäure.
»Jetzt mach mir hier bloß keinen auf mitfühlend, Junge. Er hätte
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