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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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Pop-Festivals stand, einem Plakat, auf dem, Respekt, Mojo Mama zwischen Dr.   John The Night Tripper und Tyrannosaurus Rex aufgeführt war, der Triumph von Theuntje Beers, für den sein Nachbar kein Auge hatte, ein Triumph, der in dem Moment verblasste, als er Tineke auf die gehäkelte Tagesdecke legte.
    Obwohl der kürzeste Weg verführerisch ist, stolpert er mit seinen knorrigen, in Damensocken steckenden Füßen vorsichtshalber um den Campus herum, geht über den inzwischen zappendusteren Weg durch den nördlich vom Langekampweg gelegenen Wald – in Sichtweite des Heimathafens, doch welchen Heimathafens? Er kennt Tineke gut genug, um sicher zu wissen, dass sie bei seinem Eintreffen schon schläft. Doch wie geht es morgen früh weiter? Er wird nicht anders können, als ihr irgendetwas zu erzählen, und sei es nur, um Joni zuvorzukommen. Vollkommen unvorhersehbar, was die beiden tun werden. Kalkulieren sie mit ein, dass er mit Tineke spricht? Er hat keine Ahnung. Behutsam befühlt er seine Schulter. Kann er es überhaupt verschweigen? Kann er die Frau anlügen, der er irgendwann in der grauen Vergangenheit von einer Sekunde auf die nächste unbedingtes, blindes Vertrauen schenken musste?
    Denn sie machten einen Fehler. In der Aufregung, dem Durcheinander in ihren Köpfen, übersahen sie etwas. Wie menschlich. Die Wohnungstür ist nicht zu. Kurz vorher in der Diele ist ihnen beim Turteln entgangen, dass die Tür einen Spalt aufsteht – Margriet von oben hat sie offengelassen, die einfältige Margriet Sigerius, die zwar um einiges weniger unbefangen, intelligent und aufgeschlossen ist als die Frau, die er gerade fieberhaft entkleidet, aber auch nicht auf den Kopf gefallen ist. Alkoholabhängig und labil, aber nicht blind.
    Und folglich bemerken sie auch nicht, dass Margriet deshalb (so jedenfalls hat er ihre Wege rekonstruiert, hinterher, minutiös) zwar erst einmal bis ganz nach oben geht, die steile Treppe zu ihrer beengten Wohnung hinauf und noch weiter auf der Wendeltreppe bis unters Dach, wo sie das Schlafzimmer zur Straße hin betritt (wer schläft da? Wilbert, am Daumen lutschend) und mit angehaltenem Atem nach ihrem Sohn schaut, vielleicht eine ganze Minute lang, als lausche sie seinem Traum, eine gute Mutter, bin ich das? , aber eigentlich gar nicht an Wilbert denkt. In Wahrheit sendet sie ihr Gehör die zwei Treppen hinunter, zur offenstehenden Tür der Nachbarin, und dann geht sie selbst langsam nach unten – doch halt, erst in die Küche, sie zwingt sich, in die Küche zu gehen, wo sie sich ein Glas Wein einschenkt, das sie langsam austrinkt, bleib ruhig, gib den beiden etwas Zeit, noch fünf, nein, noch sieben Minuten Beherrschung. Und während sie trinkt, ein Glas, noch ein Glas, liegen ihre Ohren wie Schlauchboote auf dem Küchenfußboden. Nach sieben enervierenden Minuten zieht sie ihre Stiefel aus und geht geräuschlos die schmale Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Da bin ich wieder .
    Er erreicht den Langekampweg, geht an den ersten vier frei stehenden Häusern an der Straße vorüber, den Blick abgewandt, er spricht selten mit den Leuten hier, sie leben ihr eigenes Leben. Sobald hinter dem Laub die Fassade des Bauernhauses auftaucht, bleibt er stehen. Im Erdgeschoss brennt Licht, der schwache Schimmer einer Lampe, die sie für ihn angelassen hat.
    Margriet Sigerius, dreiundzwanzig Jahre alt, schlich auf das schmuddelige, ranzige Geräusch zu, das ihren Herzschlag kaum übertönte – auch ihr Herz ging schneller als sonst, ihr Herz ist eine stampfende Maschine, doch durch das Stampfen hindurch hört sie es: das noch viel heftigere Rumsen aus dem Raum neben dem noch warmen Geburtstagszimmer mit der manierierten Schöner Wohnen -Einrichtung aus Peddigrohr und Sitzsäcken. Sie steht vor der Schlafzimmertür, die nasskalte Zitterhand über der Klinke, doch sie ist wie erstarrt. Kann nicht hinein. Versteinert lauscht sie. Dann holt sie tief Luft und schreit. Zum ersten Mal mit der Nachbarin verschmolzen, hört Sigerius seine eigene Frau schreien, hoch und schrill. «SIEHIEM» – dreimal sein Name, und danach kreischt sie: « Was tust du, was tust du, ich hasse dich .»
    Wie starre Leichen liegen sie aufeinander, er und Tineke, die Glückseligkeit hat es nie gegeben. Es wird still in der Diele. Totenstill. Vielleicht sind wir ja tot?
    Dann fliegt die Tür auf, kracht gegen die Wand, das Milchglas springt in Scherben heraus. Er schaut in Tinekes weitaufgerissene Augen. Sie betrachtet die beiden . «Du

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