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Bonita Avenue (German Edition)

Bonita Avenue (German Edition)

Titel: Bonita Avenue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Buwalda
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Versuch verlief besser, obwohl der langgestreckte Körper schwerer war als gedacht. Mit vorsichtigen Schritten trug er ihn zur Werkstatt; um sie betreten zu können, musste er eine Vierteldrehung machen. Keuchend ging er bis zur Mitte des betonierten Raums, drehte sich unsicher um die eigene Achse, und noch ehe er sich entschied, den Körper doch hinter der Furnierpresse zu verstecken, wusste er, dass er einen Fehler begangen hatte.
    Wie blöd kann man sein? Wie blöd ist jemand, der eine Leiche durch die Gegend schleppt? Die Erkenntnis dessen, was ihm nun drohte, machte ihn schwindlig, er musste sich setzen. Wie logisch, ihn des Mordes zu verdächtigen. Auf den naheliegenden Gedanken zu kommen, dass er Wilbert absichtlich in den Schnee gelegt hatte. Schwankend ging er zur Bandsäge, einer Art Riesennähmaschine, und ließ sich auf dem Ledersitz nieder, der daran befestigt war. Mit den Augen eines Staatsanwalts sah er, wie er den bewusstlosen, verletzten Körper per Feuerwehrgriff in den Garten schaffte, und zog die Motive für sein Handeln wie Spielkarten aus dem Ärmel. Ein erfrorener Körper, dessen Arm mehr oder weniger abgerissen ist? Und ihn anschließend in den Schuppen bringen? Warum? Er konnte darauf nichts erwidern. Und außerdem war es ja so gewesen. Er hatte Wilbert seinem Schicksal überlassen. Wohl wissend, was er tat, hatte er nichts dagegen unternommen, dass er krepierte. Er legte den Kopf in die Hände und starrte auf die Farbspritzer auf dem Betonfußboden.
    Sie musste verschwinden. Die Leiche musste verschwinden. Während er mit den Fingern die Wunde an seinem Kinn betastete, kamen die dummen Ideen, die wohlfeilen, auf der Hand liegenden Lösungen, die keine Lösungen waren. Begrab ihn hinter der Werkstatt, auf dem kleinen mit Unkraut bewachsenen Gartenstück, wo die Kinder früher ihr Gemüsebeet hatten. Den Rest seines Lebens auf dem Grab seines Sohnes verbringen? Vor Wut kniff er sich ins Kinn, der Schmerz war wohltuend, Wundflüssigkeit floss an seinem stoppeligen Hals entlang. Das Rutbeek, auf einmal wusste er es: das Rutbeek . Es blieb noch ein paar Stunden dunkel, er konnte die Leiche mit Gewichten versehen, damit zu dem See fahren und sie versenken. Er hämmerte mit der Faust auf sein Knie angesichts einer derartigen Dummheit. Du kannst nicht ungestraft mit einer Leiche durch die Gegend fahren. Er hätte sie überhaupt nie anrühren dürfen. Eine Leiche in einem Naherholungsgebiet verschwinden lassen? Man konnte auf dem Rutbeek sogar Schlittschuh laufen , verdammt.
     
    Weitergehen. Als er sich das erste Mal umdreht, kommt es ihm so vor, als wäre der Audi weit weg, ein kaum sichtbarer silbergrauer Fleck hinter einem Wirrwarr aus Zweigen und Stämmen. Und er? Ist er sichtbar in seiner knallroten Jacke? Kommen die Wallonen hierhin? Natürlich kommen sie hierhin. Eines Tages werden sie hier sein. Und wo ist er an diesem Tag? Ihm kommt es vor, als hinge der Zeltsack mit Haken an seinen Rippen. Bloß nicht stehen bleiben. Trotz der Schmerzen sieht er sie vor sich, die Visage, er darf nicht daran denken. Spür die nassen Fetzen auf deinen Lippen, auf der Stirn. Nach fünfzig überaus mühsamen Metern senkt sich der Waldboden plötzlich ab. Er steht vor einer Kuhle, einer halbrunden Mulde von ein paar Metern Tiefe. Auf dem Boden liegt Schnee, in dem Abdrücke von Vogelfüßen zu sehen sind. Am Rand der Kuhle bemerkt er eine schräg nach vorn gekippte Tanne, die ein Opfer der Bodenabsenkung ist: Die Wurzelplatte ragt halb darüber hinaus. Mit dem Rücken zur Kuhle steigt er ein paar tastende, rutschende Schritte hinunter und wirft einen Blick unter die Wurzel. Da ist Platz. Eine Höhle, in der er sein Gewissen verstauen kann.
    Zuerst war er die Taschen holen gegangen. Er hatte sich selbst ermahnt, ins Bauernhaus zurückzukehren, und war die Treppe hinaufgestiegen. Die Tür zum Badezimmer stand offen, die kleine Neonröhre brannte. Schlammige Fußabdrücke auf den grünen Fliesen, in der Toilettenschüssel stand ein Urinoval, in dem ein Knäuel Klopapier trieb. Er schlug kräftig auf den Spülknopf und ging in Jonis früheres Zimmer. Die rosafarbenen Vorhänge waren zugezogen. Er roch etwas Säuerliches, Schweiß, weigerte sich aber, darüber nachzudenken, ob der Schuft auch hier gewesen war. Unten in ihrem Kleiderschrank fand er seinen alten Rucksack, den sie als Jugendliche ins Turnlager und auf Interrail-Reisen mitgenommen hatte. Eine Tür weiter, in seinem Arbeitszimmer, öffnete er eine

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