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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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nicht wahr?« meinte der Schafzüchter. »Leider bietet der See nicht immer einen so erfreulichen Anblick. Erinnerst du dich, Kate, wie der Thurlow Lake aussieht, wenn er ausgetrocknet ist und der Sturm darüber hinwegheult?«
    »Doch, dann ist es schrecklich hier. Da wartet schon Mrs. Watts. Ich kenne sie überhaupt nicht anders – immer hat sie ein kleines Kind am Rockzipfel hängen.«
    Eine hochgewachsene Frau mit hübschem Gesicht – sie mochte knapp über Dreißig sein – öffnete das Tor, das in den kleinen Garten führte. Mrs. Watts liebte ihren Mann und war vernarrt in ihre sechs Kinder, die sie, so gut es ging, selbst erzog.
    »Treten Sie ein«, sagte sie mit ihrer leisen, angenehmen Stimme. »Der Tee ist bereits fertig, und das Gebäck habe ich gerade aus dem Ofen genommen. Liebe Kate – daß Sie immer noch nicht verheiratet sind! Die jungen Männer scheinen keine Augen im Kopf zu haben.« Sie blickte Dugdale durchdringend an. »Mein Mann hat ganz recht, wenn er behauptet, daß die jungen Männer heutzutage keinen Mumm mehr haben.«
    »Nun, das hat doch keine Eile«, entgegnete der Schafzüchter rasch. »Jetzt wollen wir erst einmal sehen, wie dieses Jahr das Wollgeschäft wird. – Wo ist denn Ihr Mann, Mrs. Watts?«
    »Er ist draußen beim Five Mile, Mr. Thornton, muß aber jede Minute zurückkommen«, antwortete sie. »Nun wollen wir nicht länger hier herumstehen. Gehen wir ins Haus.«
    George Watts kam rechtzeitig zum Tee nach Hause. Anschließend unternahm er mit dem Schafzüchter und Dugdale eine Tour durch die weiter entfernt liegenden Weidegründe, während Ralph die angenehme Aufgabe zufiel, den beiden Damen Gesellschaft zu leisten. Als das Gespräch sich schließlich Kindern und Mode zuwendete, entschuldigte er sich und ging zu den Viehgehegen, wo er einige Pferde gesehen hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt war am Thurlow Lake ein Zureiter beschäftigt. Der Laie glaubt, es genüge, ein Pferd mit dem Lasso einzufangen, zu satteln und dann so lange zu reiten, bis man abgeworfen wird. Bleibt man aber im Sattel, ist das Tier gezähmt. In Wirklichkeit würde man auf diese Weise ein Pferd nicht abrichten, sondern zugrunde richten.
    Die besten Zureiter sind oft erbärmlich schlechte Reiter. Zu ihnen gehörte Sonny. Niemand kannte seinen Familiennamen. Er selbst wahrscheinlich auch nicht. Er konnte nicht reiten, aber er verstand es großartig, ein Füllen an die Kandare und an die Zügel zu gewöhnen, ihm beizubringen, daß es stehenzubleiben hatte, wenn man die Zügel fallen ließ, und sofort zu kommen, wenn man den Arm hob. An diesem Nachmittag war Sonny verzweifelt.
    »Ich werde mit dem Rappen einfach nicht fertig«, beklagte er sich, als Ralph sich auf die oberste Latte des Rundgeheges hockte.
    Mit größter Mühe hatte Sonny dem pechschwarzen dreijährigen Wallach das Zaumzeug umgemacht, aber das Tier weigerte sich standhaft, auch nur einen Zentimeter weiterzugehen, hatte die Vorderbeine fest in den Boden gestemmt. Die am Trensenring befestigte kurze Leine war straff gespannt, der Kopf des Tieres weit vorgestreckt und gesenkt. Die Ohren waren angelegt, die Augen funkelten schwarz.
    Sonny lockerte die Leine, näherte sich langsam dem Pferd, das unbeweglich dastand. Er versetzte ihm mit der leichten Gerte einen sanften Schlag, doch der Wallach drehte sich, und alles war wieder wie vorher.
    »Wenn ich ein guter Reiter wäre, würde ich dich entweder zähmen oder dir dein störrisches Herz brechen!« schrie Sonny wütend.
    »Ich bin ein einigermaßen guter Reiter, Sonny«, meinte Ralph. »Lassen Sie es mich mal versuchen.«
    »Tja, Mr. Ralph, ich habe bis jetzt niemanden auf ein Pferd gelassen, das noch nicht gezähmt ist«, erwiderte Sonny. »Dieses Biest hier wird zwar niemals zu gebrauchen sein, aber sie dürfen es nicht reiten. Es würde Sie umbringen.«
    »Unsinn! Machen Sie das Zaumzeug ab und reichen Sie es mir.«
    Ralph Thornton war kein Narr. Er hatte in frühester Jugend reiten gelernt und sich stets feurige Tiere ausgesucht. Er war ein hervorragender Reiter und besaß den nötigen Instinkt.
    Das wußte Sonny. Er wußte aber auch, daß Ralph keine Erfahrung mit bockenden Pferden hatte, und wollte kein Risiko eingehen. Blitzschnell löste er den Kehlriemen und entfernte das Zaumzeug. Sobald sich das Pferd frei fühlte, fuhr es herum und keilte aus. Aber Sonny hockte bereits neben Ralph auf der obersten Zaunlatte.
    »Eigentlich dürfte ich mich nicht auf Ihren Vorschlag einlassen, Mr. Ralph«, sagte

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