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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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gehöre Ralphie?«
    »Was sagt denn Ihre Mutter dazu?« fragte Bony.
    »Old Sarah weiß nichts. Sie sagen ihr nichts, Bony.«
    »Was würde sie wohl sagen, wenn sie es erführe?«
    Nelly zögerte kurz. »Sie nichts sagen.«
    »Möglich. Aber was dürfte wohl Mrs. Thornton sagen, wenn ihr Sohn mit einer Eingeborenen davonläuft?«
    »Ist doch egal, was sie sagt«, entgegnete Nelly.
    »Das ist durchaus nicht egal, Nelly. Die Thornstons würden ihren Sohn sehr rasch zurückholen lassen, und Sie würde man davonjagen. Davonjagen wie einen Dingo. Können Sie das nicht verstehen?«
    »Sie werden uns im Busch nicht finden. Wir sind sehr klug. Wir nehmen viel Verpflegung mit und laufen den ganzen Tag – weit weg.«
    Bony seufzte. Die Geschichte war offensichtlich bereits sehr ernst. Falls Ralph mit dem Mädchen davonlaufen sollte, würde man ihn wie einen Ausgestoßenen behandeln. Im Norden von Queensland oder im Northern Territory hätte man eine solche Liaison vielleicht stillschweigend geduldet – aber nicht bei den reichen Viehzüchtern von New South Wales.
    Nun zögerte Bony nicht länger, die uralte Trumpfkarte auszuspielen.
    »Aber der Moment wird kommen, Nelly, wenn er da draußen im Busch an seine Eltern und an das schöne Haus denkt. Dann wird er Sie ansehen und würde sich nach all dem, was er verloren hat, vor Sehnsucht verzehren.«
    »Ich würde ihn gar nicht daran denken lassen«, erklärte sie entschlossen. »Ich würde ihn so sehr lieben, daß er an nichts sonst denken würde.«
    »Aber sobald Sie schlafen, werden seine Gedanken wandern«, gab Bony zu bedenken. »Und dann wird er sich sagen, daß er nur wegen
    Ihnen wie ein Eingeborener im Busch lebt. Immer wieder werden Sie sich vorwerfen müssen, daß Sie ihn zu sich herabgezerrt haben.«
    Nelly schwieg. Sie sah die ganze Angelegenheit plötzlich von einem völlig neuen Gesichtspunkt.
    »Sie wissen es wahrscheinlich nicht, Nelly, aber Sie sind ein außergewöhnliches Mädchen«, fuhr Bony fort. »Nun überlegen Sie einmal. Wenn Sie mit Ralph davonlaufen, werden Sie am Anfang sehr glücklich sein. Aber eines Tages wird die Liebe nachlassen, und dann wird er plötzlich merken, wie tief er gesunken ist. Wegen Ihnen. Wenn Sie aber nun sagen: ›Ich liebe meinen Ralphie so sehr, daß er meinetwegen nicht so tief sinken darf. Ich werde von weitem beobachten, wie er älter wird und eines Tages Herr auf Barrakee ist. Und das ist er nur geworden, weil ich ihn so sehr geliebt habe, weil ich ihn nicht dazu verführt habe, mit mir wegzulaufen und das Leben eines Ausgestoßenen zu führen.‹ Das wäre von Ihnen wirklich edel gedacht, Nelly.«
    Das Mädchen schluchzte auf, dicke Tränen rannen über ihre Wangen. Plötzlich umklammerte sie Bonys Knie, preßte ihr Gesicht dagegen. Lange verharrten die beiden reglos, nur Bonys Hand glitt tröstend über das schwarze Haar des Mädchens.
    »Bony, Sie haben recht!« brach es schließlich aus ihr hervor. »Ich gehe sofort weg. Hinunter zur Three Corner Station. Mrs. Hemming wartet auf mich. Ach Ralphie, was soll ich tun?«

 
8
     
    Die Post aus Bourke traf dienstags und freitags um die Mittagszeit auf Barrakee ein. An dem Tag, an dem Nelly sich entschloß, ihren Ralph heimlich zu verlassen, erhielt Dugdale die Nachricht, daß er bei der Landlotterie einen Preis gewonnen hatte: Daly's Yard Block.
    Der glückliche Gewinner und Ralph Thornton waren fast den ganzen Tag draußen auf der Weide gewesen. Sobald sie zurückgekehrt waren, holten sie sich von Mortimore ihre Post. Dugdales Augen leuchteten auf, als er das amtliche Schreiben gelesen hatte.
    »Mr. Thornton, mir ist Daly's Yard zugefallen!« meldete er aufgeregt dem Schafzüchter, der an seinem Schreibtisch arbeitete.
    »Tätsächlich, Dug? Dann gratuliere ich«, meinte Thornton ehrlich erfreut. »Dann werden Sie uns wahrscheinlich verlassen wollen.«
    Dugdales Gesicht wurde ernst. Jetzt hatte er einen plausiblen Grund, den Schauplatz seiner hoffnungslosen Liebe zu verlassen.
    »Ja, Mr. Thornton.« Er nickte. »Es besteht allerdings keine übergroße Eile. Sagen wir, nach dem Markieren der Lämmer.«
    »Einverstanden, Dugdale! Mit dem Markieren beginnen wir nächsten Montag. Es wird ungefähr zwei Wochen dauern. Anschließend schauen Sie sich Ihr Land an, und dann sagen Sie mir, welche finanzielle Hilfe Sie brauchen. Wenn Sie dort draußen genauso tüchtig sind wie hier bei mir, werden Sie keinen Schiffbruch erleiden. Es tut mir ehrlich leid, Sie zu verlieren.«
    »Sehr

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