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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Verlobten zu stehen, ertappte sie sich immer öfter, wie ihre Gedanken bei Dugdale weilten. Sie war verzweifelt. Sie konnte Ralph schlecht bitten, sie freizugeben. Wie enttäuscht wären dann seine Eltern, die ihr Heim und Zuneigung schenkten.
    Während der häufigen Fahrten mit ihrem Onkel hatte sie reichlich Gelegenheit, ihren Gedanken nachzuhängen. Nur wenn sie auf eine Schafherde stießen, die zum Markieren gebracht wurde oder aus dem Pferch zurückkam, wurde sie munter. Dann betrachtete sie die wogende weiße Masse der Schafe, die Hirten auf ihren Pferden, die Hunde, die mit hängender Zunge die Herde umkreisten. Sehnsüchtig hielt sie Ausschau nach Dugdale, der manchmal einen grauen Wallach, oft aber auch eine braune Stute mit weißen Fesseln ritt.
    Entdeckte sie ihn dann endlich, schlug ihr Herz schneller. Doch sobald sie sich an Ralph erinnerte, umwölkte sich ihr Gesicht wieder.
    Dugdale brachte gerade mit Hilfe von drei Hirten eine Herde von zehntausend Schafen zum Markierungspferch. Als der Wagen anhielt, galoppierte der Zweite Inspektor heran und zog vor Kate seinen breitrandigen Filzhut.
    »Guten Tag, Kate. Guten Tag, Mr. Thornton.«
    Er musterte kurz seinen Boss, der die vorwärtsdrängende Schafherde beobachtete, dann hatte er nur noch Augen für das Mädchen. Gott! dachte er, wie schön sie ist!
    Kate spürte seine Gedanken, drehte rasch den Kopf zur Seite, weil sie fürchtete, sonst ihre eigenen Gefühle zu verraten.
    »Wie kommen Sie voran, Dug?« fragte der Schafzüchter.
    »Gut«, antwortete Dugdale. »Mr. Watts hat noch tausend Tiere im Pferch, deshalb lasse ich mir mit dieser Herde Zeit.«
    »In Ordnung, Dug. Und wie entwickeln sich die Lämmer?«
    »Wir werden ungefähr achtzig Prozent durchbringen, vielleicht sogar noch mehr.«
    »Hm! Der Regen kam gerade noch rechtzeitig.« Thornton beobachtete die Herde. »Wem gehört dieser scheckige Hund?«
    »Sam Smith.«
    »Er ist noch sehr jung?«
    »Nein, bereits zwei Jahre. Ein Abkömmling von Elsie.«
    »Oh!« Elsie war die berühmte Kelpiehündin von Watts. »Sieht aus, als würde er kein brauchbarer Hütehund. Behalten Sie ihn im Auge, Dug. Er hat gerade ein Schaf gebissen. Sagen Sie Sam, er soll den Hund erziehen – oder erschießen.«
    »In Ordnung. Sam hält nicht viel von ihm. Er hat ihn nur mitgenommen, weil sein anderer Hund eine wunde Pfote hat und Schonung braucht.«
    »Gut. Dann wollen wir weiterfahren. Bis später, Dug.«
    »Auf Wiedersehen, Mr. Thornton. Auf Wiedersehen, Kate.«
    »Bis später, Dug.«
    Kate wagte nicht, ihm in die Augen zu schauen, aber als der Wagen losgefahren war, blickte sie sich um.
    Eine halbe Stunde später erreichten sie ein Bachbett, in dem sich eine Reihe von Wasserlöchern befand.
    »Wie wär's mit einem Schluck Tee, Kate?«
    »Gern, wenn wir dazu Zeit haben, Onkel?« erwiderte sie lächelnd, denn sie wußte genau, daß er nicht daran gedacht hätte, wenn er allein unterwegs gewesen wäre.
    Der Schafzüchter sammelte trockene Zweige, zündete ein Feuer an und stellte den Kessel darauf. Kate öffnete inzwischen den Proviantkorb, nahm Aluminiumbecher, eine Flasche Milch, Tee, Zucker und Sandwiches heraus. Thornton holte die Teebüchse, und während er darauf wartete, daß das Wasser kochte, schweifte sein Blick über die bewaldete Landschaft. Plötzlich runzelte er die Stirn, und nach einem kurzen Zögern ging er zu einem fünfzig Meter entfernten Buchsbaum. Er umkreiste ihn, schien nach Spuren Ausschau zu halten.
    »Wonach suchst du denn, Onkel?« rief Kate, die ihn beobachtete.
    »Ich lese eine Geschichte«, rief er zurück. »Komm her, sieh es dir selbst an.«
    Sie ging hinüber. Am Fuße des riesigen, stark zur Seite geneigten Buchsbaumes war die Asche eines Lagerfeuers zu sehen, einige Meter weiter lagen drei Kotelettknochen, die von den Vögeln blank genagt worden waren.
    »Hier hat jemand kampiert«, meinte das Mädchen.
    »Das ist nur die Hälfte der Geschichte. Wann hat hier jemand kampiert?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Vorgestern nacht ist ein Schauer niedergegangen«, erklärte Thornton. »Hier siehst du noch die winzigen Vertiefungen im Sand, die die Tropfen hinterlassen haben. Bei den Fußeindrücken fehlen diese Vertiefungen. Die Asche ist völlig kalt, das Feuer hat also nicht erst in der vergangenen Nacht gebrannt. Ergo muß jemand gestern Nacht hier gelagert haben – eine große Person, denn sie trägt größere Schuhe als ich. Hier!« Er stellte einen Fuß in einen Stiefeleindruck.

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