Bony und der Bumerang
Männer blickten sich an, und Dugdales Augen glänzten plötzlich verdächtig.
»Vielen Dank«, sagte er leise und drückte die Hand des Schafzüchters.
Mrs. Thornton war im Garten.
»Sie wollen mich sprechen?« meinte Dugdale lächelnd.
»Ja, Dug. Ich möchte Sie zum Mittagessen einladen, bevor Sie uns verlassen.« Sie stand vor ihm, blaß und zerbrechlich, aber sie wirkte ausgeglichen und heiter wie immer.
»Sehr freundlich von Ihnen«, erwiderte Dugdale.
»Ich bedauere, daß Sie uns verlassen«, fuhr sie fort. »Andererseits freue ich mich natürlich, daß Sie nun auf eigenen Füßen stehen. Wir werden Sie vermissen. Sie haben auf Ralph immer einen guten Einfluß gehabt. Zunächst werden Sie in einer gewöhnlichen Hütte leben?«
»Ja, Mrs. Thornton – bis ich es mir leisten kann, ein Haus zu bauen.«
Sie seufzte. »Es wird sehr einsam werden für Sie, Dug, und Sie werden die gewohnten Bequemlichkeiten missen. Ich nehme an, daß Sie keine Fenstervorhänge haben?«
»Nein. Daran habe ich gar nicht gedacht«, gab er zu.
»Das habe ich erwartet. Ich habe Kate gebeten, Ihnen ein paar Sachen zusammenzupacken. Vorhänge, ein Tischtuch, einen kleinen Teppich und noch ein paar Kleinigkeiten. Außerdem ein paar Gläser Marmelade und Obst, die wir selbst eingekocht haben. Das schmeckt ja doch besser als das Zeug in den Konservendosen. Sie werden uns doch nicht vergessen, Dug? Betrachten Sie dies hier als Ihr Elternhaus.«
Dugdale wollte etwas erwidern, brachte aber kein Wort hervor.
»Wir alle haben unsere Sorgen«, fuhr die Farmersfrau fort. »Aber je älter wir werden, um so besser werden wir damit fertig. Wir waren mit Ihrem Vater gut befreundet. Nun hoffen wir, daß uns auch sein Sohn ein guter Freund bleibt.«
»Vielleicht wäre mein Vater auch mit seinen Sorgen fertig geworden, wenn meine Mutter noch gelebt hätte«, sagte Dugdale heiser. »Sie muß Ihnen sehr ähnlich gewesen sein.« Plötzlich ergriff der ruhige, nüchterne Dugdale Mrs. Thorntons Hand und küßte sie. »Ich werde Ihnen immer dankbar sein.«
Dann verbeugte er sich steif und schritt davon.
Das Mittagessen verging wie im Fluge. Thornton sprach über die Schafzucht, seine Frau gab hauswirtschaftliche Ratschläge. Sogar Ralph, der in letzter Zeit immer wortkarger geworden war, taute auf, und Kate, die sich innerlich zerrissener fühlte denn je, brach gelegentlich in ein gezwungenes Lachen aus und schlug vor, Dugdale solle sich schnellstens ein Kochbuch kaufen.
»Um Fleisch zu grillen und Tee zu kochen – dazu benötige ich kein Kochbuch«, entgegnete Dugdale lächelnd, aber auch ihm war bei dem Gedanken an den bevorstehenden Abschied schwer ums Herz. »Und sollte ich es satt bekommen, werde ich bestimmt eine Ausrede finden, um nach Barrakee zu kommen.«
»Dann werden wir Sie wohl sehr rasch wiedersehen«, meinte Kate.
»Wie ich neulich schon sagte«, mischte sich Ralph ein. »Sie müssen sich schleunigst eine Frau suchen.«
Dugdale vermied es, Kate anzublicken. »Das dürfte schwer sein. Welche Frau möchte schon mitten im Busch in einer primitiven Hütte wohnen.«
»Da sind aber hier draußen schon viele Frauen mit gutem Beispiel vorangegangen«, murmelte Kate.
»Möchtest du vielleicht mit mir in einer Grenzreiterhütte wohnen?« fragte Ralph.
»Mit dem Mann, den ich liebe, würde ich überall wohnen«, erwiderte Kate.
Sie spielte ihre Rolle so gut, daß Ralph diese Worte auf sich bezog. Er starrte auf seinen Teller und kam sich wie ein Verräter vor.
Schließlich begleiteten alle Dugdale zum Wagen. Bei Little Lady beginnend, schüttelte er jedem die Hand. Zuletzt kam Kate an die Reihe, und er lächelte sie auf die altgewohnt spöttische Weise an. Beherzt erwiderte das Mädchen Händedruck und Lächeln. Aber als Dugdale abgefahren war, entschuldigte sie sich bei den anderen, ging auf ihr Zimmer und warf sich auf das Bett.
»Ich habe heute morgen einen Brief von Hemming bekommen«, sagte der Schafzüchter, der mit seiner Frau und Ralph langsam zum Haus zurückkehrte. »Er schreibt, daß bei ihm alles in bester Ordnung ist.«
»Das freut mich«, meinte Mrs. Thornton.
»Das Haus ist allerdings größer als das, das sie bei Thorley bewohnten. Sechzehn Zimmer! Du weißt ja, wie schwer es heutzutage ist, Personal zu bekommen. Deshalb war Mrs. Hemming doppelt froh, als Nelly Wanting bei ihr auftauchte und nach Arbeit fragte.«
»Dort steckt unsere Nelly also«, murmelte Mrs. Thornton. »Ich kann bis heute nicht verstehen, warum
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