Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
Vom Netzwerk:
entlang zum Gartentor. Vergessen war der quälende Hunger, vergessen die Beleidigungen des Kochs und die rüden Fragen der Polizisten. Die herrlichen Dinge, die er in seinem Sack davontrug, versprachen viele kühle Drinks und köstliche Mahlzeiten.
    Sobald Joe den Garten verlassen hatte, beschleunigte er seine Schritte. Da ihm der Weg zum Schurschuppen zu weit war, ging er ein Stück am Fluß entlang, bis er zwischen Teebüschen, über denen die sonnenbeschienenen Eukalyptusbäume aufragten, ein schattiges Plätzchen entdeckte. Ein Strahlen glitt über sein Gesicht, als er seine Schätze betrachtete.
    Zunächst kam der Handspiegel zum Vorschein. Langfinger-Joe betrachtete ihn liebevoll – allerdings nur die versilberte Rückseite und den Griff, denn sein Konterfei interessierte ihn nicht im geringsten. Beim Anblick der vergoldeten Kassette leuchteten seine Augen auf, während er für die Haarbürsten nur ein Grinsen übrig hatte.
    Er legte die Gegenstände neben sich auf den Boden. Als nächstes holte er eine billige Schere aus dem Sack, ein schmaler Ledergürtel folgte, eine Porzellandose mit einer süßlich duftenden Creme. Ein längliches Kästchen enthielt zwei wertvolle Ringe und einige andere Schmuckstücke, bei deren Anblick es Langfinger-Joe fast den Atem verschlug. Doch dann zog er eine kleine gerahmte Fotografie aus dem Sack. Ralph Thornton zu Pferde. Mit einer verächtlichen Geste warf er das Bild beiseite.
    Er tastete im Sack umher, ignorierte den großen Gegenstand, der von außen deutlich zu sehen war, suchte zunächst nach kleinen Dingen. Ein Fingerhut kam zum Vorschein, darauf ein kostbarer Füllfederhalter und ein Notizbuch. Schließlich zog Langfinger-Joe ein Stück Holz aus dem Sack – ein gebogenes, poliertes Stück Holz. Joe war perplex. Er konnte nicht verstehen, was ihn bewogen hatte, einen ganz gewöhnlichen Bumerang mitzunehmen. Plötzlich vernahm er eine Stimme. Sie schien den ganzen Himmel auszufüllen, schien von Bäumen und Büschen widerzuhallen.
    »Eine nette Sammlung, Langfinger-Joe.«
    Der Tramp fuhr erschrocken herum und sah einen Mischling, dessen Gesicht deutliche Überraschung verriet.
    »Das geht dich gar nichts an«, murrte Joe.
    »Da irrst du dich gewaltig«, erwiderte Bony leise. Er hatte sich inzwischen von seiner Überraschung erholt.
    »In welchem Zimmer hast du diese Dinge – sagen wir entdeckt?«
    »Was soll das!« knurrte Joe. »Schön, du hast mich reingelegt. Machen wir fifty-fifty.«
    »Denke gut nach, aus welchem Zimmer die Sachen stammen«, wiederholte Bony.
    »Aus welchem Zimmer? Was soll das?«
    »Ich möchte wissen, aus welchem Zimmer du die Sachen gestohlen hast. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    Langfinger-Joe musterte den Mischling mit einem kurzen Seitenblick und zuckte zusammen.
    »Es war das dritte Zimmer«, antwortete er kleinlaut.
    »Aha!« Bony starrte schweigend vor sich hin.
    »Nun, machen wir fifty-fifty?« fragte Joe, dem es langsam unheimlich wurde.
    Bony griff in die Hosentasche und zog eine kleine Metallmarke heraus, deren Bedeutung Langfinger-Joe nur zu gut kannte. Das Gesicht des Tramps war plötzlich aschgrau.
    »Ich möchte sagen, daß es darauf drei Jahre Zuchthaus gibt«, meinte Bony barsch. »Oder möchtest du lieber im Eiltempo zum Schurschuppen laufen, dein Bündel holen und dann rennen, was die Beine hergeben, bis du das Gebiet von Barrakee verlassen hast?«
    »Ich – ich –«, stammelte der Tramp. »Meinen Sie das im Ernst?«
    Als Bony nickte, sprang Langfinger-Joe auf und rannte, wie er in seinem ganzen Leben noch nicht gerannt war. Immerhin war ihm ein kleines Trostpflaster geblieben: der Geldschein in seiner Tasche.
    Bony blieb noch fünf Minuten sitzen und dachte über den seltsamen Zufall nach, der ihn auf eine wichtige Spur gebracht hatte. Die Einkerbungen auf dem Bumerang bewiesen eindeutig, daß es sich um den Kirras handelte, den Häuptling Wombra einem gewissen Sinclair geschenkt hatte. Und von diesem Kirras stammte die Einkerbung an dem Eukalyptusbaum, in dessen unmittelbarer Nähe König Henry ermordet worden war. Was hatte dieser Bumerang in Mrs. Thorntons Schlafzimmer zu suchen?
    Bony erhob sich und packte alles in den Sack. Niemand beobachtete, wie er den Garten betrat, und der Inspektor beabsichtigte, den Sack stillschweigend im Zimmer der Farmersfrau auszuleeren und wieder zu verschwinden. Doch kurz, bevor er die Tür erreicht hatte, kam Mrs. Thornton aus ihrem Boudoir.
    »Jemand hat meine

Weitere Kostenlose Bücher