Bony und der Bumerang
nieder, weil ich ihm nicht freiwillig zum Henker folgen wollte. Der Schuß drang dicht über dem Herzen in die linke Lunge. Ich konnte ihn noch mit einem Knüppel niederschlagen, aber er wird bald wieder zu sich kommen und mich hier suchen. Bevor er hier ist, muß ich unbedingt einen Brief schreiben, den Sie bitte Mrs. Thornton überbringen.«
»In Ordnung, Clair. Aber zunächst müssen Sie Ihr Hemd ausziehen und die Wunde versorgen.«
»Das kann warten. Wir dürfen keine Zeit verlieren«, beharrte Clair. »Holen Sie schnell das Schreibzeug. Meine Kräfte lassen nach.«
Er stemmte sich hoch, zog einen Rohrstuhl an den Tisch und setzte sich wieder. Dugdale zögerte, dann holte er Papier, Umschläge und Kugelschreiber. Clair begann sofort zu schreiben, und aus seinem nassen Haar fielen dicke Tropfen auf das Papier. Der junge Mann legte inzwischen zwei Decken zum Anwärmen auf den Herd.
Schließlich war Clair fertig, riß das Blatt vom Schreibblock ab.
»Dug!«
»Ja, Clair?«
Der junge Mann trat an den Tisch. Clair beschriftete noch den Umschlag, dann blickte er Dugdale aus blutunterlaufenen Augen an.
»Sie werden doch gewiß Little Lady einen Gefallen tun?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Dugdale sofort.
»Sie war stets nett zu uns«, fuhr Clair fort. »Meiner armen Schwester hat sie damals geholfen – und jetzt begleiche ich eine Schuld. Sie aber, Dug, können sich revanchieren, indem Sie sofort bei Tagesanbruch losreiten und ihr diesen Brief bringen. Lassen Sie sich weder durch die Polizei noch durch das Hochwasser davon abhalten. Es ist wichtig, daß sie den Brief so schnell wie möglich erhält. Verstanden?«
»Ja – aber ich verstehe nicht, worum es eigentlich geht, Clair. Doch das soll mir gleichgültig sein. Wenn Little Lady den Brief unbedingt bekommen soll, werde ich ihn ihr überbringen.«
Clair richtete sich mühsam auf und wischte sich mit dem Handrükken über den Mund. Dugdale schob den Brief unter sein Kopfkissen. Clair schrieb inzwischen einen zweiten Brief, doch diesmal waren es nur wenige Zeilen, und er benötigte auch keinen Umschlag.
»Lesen Sie das«, sagte er unter Husten. »Wenn Knowles kommt, übergeben Sie ihm das Schreiben.«
Dugdale reichte Clair ein Handtuch, dann beugte er sich über den Schreibblock und las.
Am 5. März abends tötete ich König Henry mit einem Bumerang. Ich warf den Bumerang nach ihm, verfehlte ihn aber in der Dunkelheit. Der Bumerang fiel zu meinen Füßen nieder. Wir bückten uns beide danach. Ich erwischte ihn zuerst, und während sich der Eingeborene noch bückte, schlug ich ihm den Schädel ein. William Sinclair
»Sinclair?« fragte Dugdale verwundert.
»Ja, ich heiße Sinclair, nicht Clair. Bitte – einen Schluck Kaffee. Ich möchte mich legen – mir wird übel –«
»Eine Sekunde, Bill. Sie sind naß bis auf die Haut. Zunächst muß die Kleidung runter. Kommen Sie.«
Sinclair konnte sich kaum noch bewegen. Dugdale mußte ihn festhalten, während er ihm die Jacke abstreifte. Schließlich gelang es ihm, den Verletzten auf die Decken zu legen, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte, und das blutdurchtränkte Hemd herunterzuschneiden.
Die Wunde hatte aufgehört zu bluten. Dugdale säuberte sie vorsichtig und verband sie mit einem Bettlaken. Dann deckte er den Sterbenden zu.
Trotz des Regens, der mit unverminderter Heftigkeit auf das Dach trommelte, war das Ticken des Weckers deutlich zu hören. Bis Tagesanbruch konnte Dugdale nichts unternehmen. Der Buschpfad war durch den Regen aufgeweicht, so daß er mit dem Lastwagen nicht losfahren konnte. Und irgendwo in Finsternis und Regen lag ein Mann, war vielleicht verletzt oder bewußtlos. Oder er wanderte ziellos durch die Dunkelheit, suchte vergeblich die Hütte. Dugdale trat ans Fenster, zog die Vorhänge zurück und ließ das Rollo hochschnappen. Vielleicht wies der Lichtschein dem Sergeanten den Weg.
Eine Stunde lag Sinclair ohne Besinnung. Dugdale hatte Hose und Jacke des Mannes am Herd getrocknet, nun faltete er die Sachen zusammen und legte sie auf den Tisch. In diesem Moment öffnete Sinclair die Augen.
»Versprechen Sie mir, daß Sie Little Lady den Brief überbringen?« murmelte er.
»Ich verspreche es.«
»Und Dugdale – in meiner Jacke steckt eine Brieftasche. Die übergeben Sie ihr auch. Versprechen Sie es.«
»Sie haben mein Wort, Bill. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Einen Schluck Kaffee.«
Dugdale füllte die Tasse, kniete neben dem Sterbenden nieder. Er
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