Bony und der Bumerang
holte Dugdale aus dem Uniformrock des Sergeanten die Handschellen. Dann zog er den Bewußtlosen vor den Herd und fesselte einen Unterarm an den schweren Sessel, den er selbst zusammengezimmert hatte. Die Beine band er an den langen Feuerhaken, so daß sie geschient waren und nicht angezogen werden konnten. Auf diese Weise war es dem Sergeanten nicht möglich, sich mit der freien Hand loszubinden. Erst jetzt bemühte sich Dugdale um den Ohnmächtigen.
Als Knowles endlich zu sich kam, war er schwer angeschlagen. Dugdale holte Decken und sein Kissen und machte es ihm so bequem, wie es unter den gegebenen Umständen nur möglich war.
»Sie brauchen bestimmt noch ein paar Aspirintabletten«, meinte der junge Mann, als der Sergeant stöhnend zu fluchen begann.
»Das werden Sie mir büßen, Dugdale! Sie müssen verrückt sein nach dieser Brieftasche. Aber dafür bringe ich Sie ins Gefängnis, das schwöre ich Ihnen.«
»Wenn ich erst Sinclairs Auftrag ausgeführt habe, ist mir egal, was geschieht.«
»Sinclair? Sie meinen Clair.«
Dugdale nahm die Lampe in die Hand und ließ den Sergeanten Sinclairs Geständnis lesen.
»Das soll ich Ihnen übergeben«, sagte der junge Mann. »Ich lege es auf den Tisch.«
Während Knowles sich langsam von dieser zweiten Niederlage erholte, brühte Dugdale Kaffee auf und briet die Koteletts. Das Fleisch des Sergeanten schnitt er mundgerecht und fütterte ihn mit der Gabel, denn er wagte nicht, die Fessel vom Handgelenk zu lösen.
Knowles würgte die Bissen hinunter. Dugdale aber aß mehr als er benötigte, da er nicht wußte, wann er wieder dazukommen würde, etwas zu essen. Gegen vier Uhr war er fertig. Um fünf Uhr holte er sein Pferd und sattelte es. Das Pferd des Sergeanten folgte, und die beiden Tiere warteten geduldig vor der Hütte, während Dugdale seine letzten Vorkehrungen traf. Den Brief an Little Lady steckte er in die Brieftasche, die er in der Innentasche seiner Jacke sicher verstaute.
»Sie scheinen entschlossen zu sein, sich unglücklich zu machen«, meinte Knowles, der ihn aufmerksam beobachtete. »Seien Sie doch kein Narr, Dugdale. Machen Sie mich los und geben Sie die Brieftasche her. Dann soll die ganze Geschichte vergessen sein.«
»Tut mir leid«, erwiderte Dugdale. Er legte einen Leinenanzug und ein sauberes Handtuch auf den Tisch. »Wasser zum Waschen ist da drüben im Eimer. Auf dem Tisch sind trockene Sachen. Brot und Fleisch finden Sie im Vorratsschrank.« Die beiden Männer musterten sich grimmig. »Ich bezweifle nicht, daß Sie mich ins Gefängnis bringen«, fuhr Dugdale fort. »Eins aber möchte ich klarstellen: Durch diese Brieftasche habe ich keinerlei persönlichen Vorteil. Sie sollten sich damit zufriedengeben, Sinclair erwischt zu haben, und nicht auch noch den letzten Willen des Mannes hintertreiben!«
»Ich tue lediglich meine Pflicht.«
»Daran zweifle ich nicht, Knowles«, fuhr Dugdale fort und holte aus der Tasche des Uniformrocks den Schlüssel für die Handschellen. »Damit können Sie sich dann losschließen. Ich nehme an, daß Sie versuchen werden, mich einzuholen. Das ist vergebliche Mühe. Ich reite nämlich eins der schnellsten Pferde in der ganzen Gegend.«
Er warf den Schlüssel neben die freie Hand des Sergeanten, dann stürmte er hinaus, sprang in den Sattel und startete zum wildesten Ritt seines Lebens.
Tiger war ein kräftiger, grauer Wallach, und Dugdale ließ ihn im Kanter gehen. Er hatte mindestens zehn Minuten Vorsprung und war überzeugt, daß Sergeant Knowles ihn nicht einholen konnte. Er wollte unmittelbar östlich der Hütte den Paroo überqueren und dann zum Thurlow Lake reiten. Bis dorthin waren es fünfundvierzig Meilen. Watts würde ihm für die restlichen fünfzig Meilen bestimmt ein gutes Pferd zur Verfügung stellen.
Dugdale hätte seinen Plan zweifellos geändert, wenn er gewußt hätte, daß Knowles ihm nicht folgen, sondern zu einer zwölf Meilen weiter südlich gelegenen Hütte reiten würde, wo ein Telefonanschluß vorhanden war. Der Sergeant kannte seinen Dienstbereich, und er war durchaus kein Dummkopf.
Der Regen hatte aufgehört, aber der Himmel war immer noch grau verhangen. Auf den flachen Lehmflächen stand Wasser, sie waren gefährlich schlüpfrig. Dugdale hielt sich deshalb auf trockenem Sandgrund. Er durchquerte die Ebene, auf der Knowles mit Sinclair zusammengetroffen war. Nun war es nicht mehr weit bis zum Paroo.
Im Gegensatz zu anderen Flüssen besitzt der Paroo keine steilen Ufer. Sein Bett
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