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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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erlebt. Dieses Bild vergißt man sein Lebtag nicht.«
    Die Krone der Sandmauer lag etwa drei Meter über dem Wasserspiegel der Lagune, und bei Ebbe schätzungsweise fünfzehn Meter über der See. Diese von den Elementen errichtete Staumauer war dreißig Meter dick und hundertzwanzig Meter lang. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was geschah, wenn das Wasser der Lagune wieder einmal frei wurde.
    Ein leichter Wind wehte kalt von der fernen Antarktis herüber. Sie überquerten den Sandwall und wandten sich bei den Teesträuchern hinunter zu dem schmalen Strand, der steil abfiel und mit Steinbrocken übersät war, die die Größe von Fußbällen hatten. Träge rollte die Brandung heran, um sich hochaufschäumend an den Felsen zu brechen.
    »Zum Baden dürfte dies ein ungünstiger Platz sein«, meinte Bony. Er beobachtete die anrollenden Brecher und blickte dann die Küste entlang nach Osten. Am Fuße der Dünen erstreckte sich einige Meilen weit flacher Sandstrand, der schließlich in ein schwarzschimmerndes Kap überging. Vor diesem Teil der Küste erhoben sich Felstürme und Klippen aus der Brandung. Grau schimmerten sie herüber, nur ein Fels unterschied sich von allen anderen durch seine braune Färbung.
    »Ein Berg aus Seetang«, erklärte Matt. »Die See treibt den Tang zusammen, dann wieder auseinander, um ihn an einer anderen Stelle wieder zusammenzuschwemmen. So verändert dieser Berg ständig seinen Platz. Ich habe ihn immer nur hier in der Nähe der Dünen gesehen, niemals bei den Klippen.«
    Bony wandte sich in die genannte Richtung. Hundertzwanzig Meter hohe Klippen und Felsbarrieren ragten weit hinaus in den Ozean.
    »In den Dünen kann Marvin sich nicht verstecken, wohl aber dort in den Klippen«, stellte Bony fest. »Wollen wir uns doch einmal umschauen.«
    Sie stampften durch den nassen Sand und kletterten über Felsbrocken. Blickte man die Klippen entlang, sah man zahllose dunkle Stellen - Höhleneingänge. Da im Augenblick Ebbe herrschte, lagen sie in unterschiedlicher Höhe über dem Schlickboden.
    Matt meinte, hier sei ein vorzüglicher Platz zum Fischen, aber Bony winkte ab. Im Augenblick war er nicht am Fischen interessiert. Sie überquerten eine flache Landzunge und passierten flache Buchten. Seitlich von einer dieser glitzernden Sandbuchten erhob sich ein riesiger Fels, ein gewaltiger Steinbrocken, der sich ungefähr dreihundert Meter vor den Klippen im Meer erhob und quer vor der Lagune lag. Zu beiden Seiten war zwischen dieser Felsbarriere und den Klippen eine schmale Durchfahrt frei. Die Oberfläche des Steinriesen war völlig flach, an den Seiten fiel er steil ab.
    »Die Flut wird bald kommen«, meinte Matt. »Dann werden Sie etwas erleben. Wir klettern jetzt am besten da drüben hinauf«, schlug Matt vor.
    Sie erklommen einen kleinen Felsen zu Füßen der Klippen. Fasziniert starrte Bony immer wieder zu der gigantischen Felsbarriere hinüber. Sie mußte eine halbe Meile breit sein.
    »Marvin hat ein Gedicht darüber geschrieben«, sagte Matt, der bemerkte, daß Bony von diesem Anblick nicht loskam. »War gar nicht so schlecht. Er nannte diese Barriere »Australiens Fronttür<. Zu beiden Seiten kann man die Schiffe daran vorbeifahren sehen. Marvin drückte es damals so aus, daß sie zu Australiens Lieferanteneingängen fahren müssen, weil sie hier nicht hindurchkommen.«

6

    Es war seltsam, daß Matthew Jukes nach dreizehn Jahren und trotz seines Grolls gegen Marvin Rhudder immer wieder verriet, daß er den Jungen von damals noch heute bewunderte.
    »Kann man irgendwie näher an die Felsbarriere herankommen?« wollte Bony wissen.
    »Dazu ist es jetzt zu spät, Nat. Sie werden es gleich sehen. Wenn die Flut kommt, nähert sich ein gewaltiger Brecher. Er kündigt sich dadurch an, daß das Wasser an der rechten Seite plötzlich hochauf steigt. Hier gibt es Stellen, wo man diesen Brecher überhaupt nicht kommen sieht, und dann ist es auch schon zu spät. Unser Ted soll einem solchen Brecher zum Opfer gefallen sein. Aber ich denke eher, daß es der Ausläufer eines Seebebens gewesen ist, denn Ted war viel zu helle, um sich überraschen zu lassen. Ja, die Küste ist gefährlich. Darum kommt auch nie jemand zum Fischen her. Da - sehen Sie!«
    Zunächst konnte Bony am Westdurchgang keinerlei Veränderungen bemerken, aber dann stieg das Wasser an den Klippen höher, und er sah eine riesige Welle mit großer Geschwindigkeit um die Felsbarriere herumschnellen. Sie schäumte

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