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Bony und die weiße Wilde

Bony und die weiße Wilde

Titel: Bony und die weiße Wilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Schatten verschwand.
    »Muß wohl doch das beginnende Delirium sein«, murmelte Karl, zog sich die Decke über den Kopf und schlief traumlos bis Sonnenaufgang.
    Als er aufgewacht war, schlug er die Decke zurück und blieb auf der Zeltbahn sitzen. Dunkelgrün und mächtig erhob sich zu seiner Linken der Busch. Dicht an seiner rechten Seite führte der alte Holzweg vorüber. Hier hatte er den Mann mit dem weißen Gesicht, den breiten Schultern und den stämmigen Beinen gesehen. Wie in längstvergangenen Zeiten hatte dieser Mann die alte Melodie gesummt. Marvin Rhudder, der Frauenschreck, der Unhold und Galgenvogel, war in der Geisterstunde auf diesem mondbeschienenen Pfad vorübergegangen.
    Die Sonne schien hell. In der nahen Schlucht kicherten die Kookaburras. Ein Würger saß auf einem Zweig und beobachtete Karl mit schiefgelegtem Kopf. Welchen Schabernack konnte doch der Alkohol einem Menschen spielen! Erst hebt er ihn in den Himmel, und dann wirft er denselben Menschen wie einen Sack mitten in den Busch und überläßt ihn dem Delirium.
    Er goß den Rest Trinkwasser aus dem Segeltuchsack in den Topf und brühte Tee auf. In die dampfende Flüssigkeit kippte er den letzten Rest Rum, und während er an diesem Gebräu nippte und seinen Käse zu den harten Keksen aß, grübelte er erneut darüber nach, ob er Marvin Rhudder tatsächlich gesehen hatte oder ob es nur eine Halluzination gewesen sei.
    »Hör zu! Das letzte, was wir von Marvin Rhudder gehört haben, war, daß er im Gefängnis sitzt, weil er sich in einem Vorort von Sydney an einer Frau vergriff. Er muß also wieder auf freiem Fuß sein - falls ich ihn heute nacht tatsächlich gesehen habe. Vorausgesetzt, er war es, dann wollte er sicher nach Hause. Aber warum hätte er diesen Weg nehmen sollen, von Albany her? Er würde den Zug nehmen oder das Schiff und sich in Timbertown von dem Milchauto mitnehmen lassen. Außerdem kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, daß er es wagen würde, sich zu Hause blicken zu lassen, wo der alte Rhudder doch tausendmal geschworen hat, ihn niederzuschießen, sobald er ihm nur unter die Augen kommt. Nein, ich muß mich geirrt haben! Es war bestimmt das Delirium. Ich wußte ja, daß es mich wieder packen wird - aber ausgerechnet in dieser Nacht...!«
    Er zog kräftig an seiner Pfeife und nickte dem Würger zu.
    »Na schön, sagen wir - er war es. Egal, wie er hierhergekommen ist. Ich habe noch zwölf Meilen bis nach Hause, und er hat rund fünfzehn Meilen bis zur Lagune. Aber er wird sicher nicht ohne Pause marschiert sein. Vielleicht hat er an der alten Sägemühle Rast gemacht. Dort gibt es Wasser, und er hatte ja keins dabei. Dann kann er nach Süden abbiegen und trifft direkt auf die Bucht. Ach, zum Teufel, ich muß mich ja doch getäuscht haben!«
    Er stand auf und klopfte die Asche aus der Pfeife. Er zertrat sie sorgfältig, um jeden Funken zu ersticken. Die nassen Teeblätter breitete er über die bereits erkaltete Asche des Lagerfeuers und hob sein Bündel auf. Die Deckenrolle packte er sich auf den Rücken, den Brotbeutel als Gegengewicht auf die Brust.
    Fünf Meilen weiter konnte er den Platz sehen, auf dem die Sägemühle gestanden hatte. Jetzt ragten nur noch die paar hölzernen Träger in die Höhe, die einst das eiserne Dach gestützt hatten, und am Ufer des um diese Jahreszeit nur wenig Wasser führenden Flüßchens lagen die Trümmer weit verstreut.
    Karl hielt sich fast eine Stunde damit auf, das Gelände nach Spuren abzusuchen, aber schließlich war er sicher, daß hier niemand gelagert hatte. Das Erlebnis der vergangenen Nacht mußte also doch ein Traum gewesen sein.
    Karl benützte jetzt nicht mehr den Holzweg. Er kletterte an den Hängen des Flußufers auf und ab und gelangte schließlich auf einen Hügel, von wo aus er Rhudders Lagune sehen konnte. Blauleuchtend lag sie vor ihm, und weiter in der Ferne, hinter den weißen Dünen, schimmerte der Indische Ozean. Er sah die Farm der Rhudders im Schutze der Dünen liegen. Ein weitläufiges Herrenhaus, umgeben von Nebengebäuden, dem Melkschuppen und den Viehhöfen. Matthew Jukes’ Farm, wo Karl zu Hause war, lag fünf Meilen weiter landeinwärts.

    Emma Jukes, eine kleine gedrungene Frau, bereitete gerade einen Rührteig, als die Hunde anschlugen. Das Bellen ging in ein freudiges Geheul über, und sie hörte, wie Karl Mueller den Hunden etwas zurief. Seine Stimme klang fröhlich und verriet, daß sich der Mann freute, wieder zu Hause zu sein. Und dann stand er

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