Bony und die weiße Wilde
atmen?< Mein alter Herr weiß es bestimmt. Da kommt er.«
Lew atmete schwer, als er oben ankam. Bony wollte ihm Zeit lassen, sich zu erholen, aber sein Sohn bestürmte ihn sofort mit dem Problem.
»Ich würde ein Rauchzeichen geben«, meinte der Alte, nachdem er sich die Geschichte angehört hatte.
»Kein Rauch, überhaupt nichts, was man sehen könnte«, erwiderte Fred. »Komm, überlege weiter. Was hätte Großvater getan?«
»Vielleicht könnte man es folgendermaßen machen«, warf Bony rasch ein. »Hier oben auf dem Hügel stehen drei Bäume. Vom Kliff aus kann man sie deutlich sehen. Sie stehen ungefähr in gleichen Abständen voneinander entfernt, nur ist der mittlere sehr viel kleiner als die beiden äußeren. Wenn Marvin sich nun von der Lagune nähert, und man würde den mittleren Baum zur Seite biegen, dann müßte der Mann auf dem Kliff doch Bescheid wissen, wie?«
»Da hörst du es, Papa. Ganz einfach«, spöttelte Fred.
»Die Bäume sehe ich auch«, schnaufte Lew ärgerlich. »Aber wie sollen Sie den mittleren zur Seite biegen? Dazu ist er doch viel zu kräftig.«
»Aber die Zweige kann man herunterziehen«, erklärte Bony. »Ein Ast steht parallel zur Hügelkuppe und im rechten Winkel zum Kliff. Wir binden ein Stück Draht an den Ast und ziehen ihn herunter, sobald jemand kommt. Wie wäre das?«
»Ausgezeichnet, Nat.« Fred strahlte. »Und von der Farm aus kann niemand diesen Draht sehen.«
»Man wird aber sehen, wenn sich der Ast wie ein Eisenbahnsignal senkt« widersprach Lew. »Es muß also sehr langsam geschehen, damit es den Anschein hat, als sei es der Wind, der den Baum bewegt. Sollen wir es gleich einmal ausprobieren, Nat?«
Fred besorgte den Draht. Sie wählten den horizontal abstehenden Ast des mittleren Baumes aus und bogen das Ende des Drahtes zu einem kräftigen Haken zurecht. Anschließend brauchte Fred eine halbe Stunde, bis er den Draht unauffällig über den Ast geworfen hatte.
Bony blieb noch bis zum Mittagessen im Camp. Sie hatten zwar eine Bratpfanne, aber für die saftigen Steaks, die er mitgebracht hatte, war sie nicht geeignet. Kurzentschlossen nahm er die langstielige Schaufel, fettete sie leicht ein und briet das Fleisch über der Glut des rauchlosen Feuers. Wachtmeister Breckoff, der zu dem Festmahl gerufen wurde, nahm sich gar nicht erst die Zeit, sich anzuziehen. Nach dem Essen stieg er noch einmal mit Bony auf den Hügel, während sich die beiden Neger im Schatten zum Schlafen legten.
»Derjenige der mit der Taschenlampe leuchtete, war entweder Marvin oder jemand von der Farm, der ihn besuchen wollte«, sagte Bony. Die Lider waren ihm schwer, und er wünschte, ebenfalls schlafen zu können. »Aber ganz gleich, wer es war - er benötigte die Taschenlampe, um an der Steilwand des Kliffs auf- oder abzusteigen. Wir werden eine Umorganisation vornehmen, Tom. Ich beziehe mit Lew ein Lager unter dem Teestrauch, und Sie bleiben mit Fred hier. In Zukunft bilden Sie also die Operationsbasis, während wir da drüben auf vorgeschobenem Posten liegen werden. Ich hole mir nur noch Zeltbahn und Decken von den Jukes, denn es kann einige Nächte dauern. Wasser werden wir uns während der Dunkelheit von der Blockhütte besorgen können.«
Dann erklärte er dem Wachtmeister noch kurz, welches Zeichen zu geben sei, falls sich jemand dem Kliff näherte.
»Der Zweig muß sehr langsam gesenkt und dann in dieser Stellung belassen werden, damit sichergestellt ist, daß wir das Zeichen auch wirklich wahrnehmen. Wenn wir entdeckt würden, wäre unsere ganze bisherige Arbeit sinnlos gewesen. Bei Dunkelheit ist unser Signal natürlich nicht zu verwenden, darum können Sie nachts schlafen. Vom ersten Tageslicht bis Anbruch der Dunkelheit halten Sie aber Ihren Posten besetzt. Und seien Sie jederzeit darauf vorbereitet, bei Sergeant Sasoon Unterstützung anzufordern.«
»Alles klar, Nat. Sie besitzen doch eine Waffe?«
»Ja. Sie liegt zwar die meiste Zeit im Koffer, aber diesmal habe ich sie bei mir. Meine Frau würde es mir nie verzeihen, wenn ich mich von Marvin über den Haufen schießen lassen würde. Sie wissen ja, wie die Frauen sind.«
»Nein, das weiß ich leider nicht«, erwiderte Breckoff lachend.
»Eines Tages werden Sie es noch merken, Tom. Ich gehe jetzt. In ungefähr zwei Stunden bin ich zurück.«
Emma deckte gerade den Tisch für den Nachmittagstee, als Bony eintrat.
»Ich habe mir also den psychologisch günstigen Augenblick ausgesucht«, sagte er. »Wo ist
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