Bony und die weiße Wilde
Matt?«
»Er bastelt in der Tischlerwerkstatt.«
»Hat er die Sirene angebracht?«
»Ja.« Emma kicherte. »Sie funktioniert tadellos.«
Sie trat zur Anrichte, dann drehte sie sich wieder zu Bony um, griff mit der linken Hand hinter sich und zog einen Schubkasten auf. Im selben Augenblick ertönte vor dem Haus das anschwellende Geräusch einer Sirene.
»In spätestens einer Minute ist die Feuerwehr hier«, sagte Emma.
Sie kam auch mit Höchstgeschwindigkeit angebraust, ohne Hut, ohne Jacke, aber mit einem großen Meißel bewaffnet. Matt, als er Bony sah, wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn, grinste schief und setzte sich.
»Ich habe Sie gar nicht zurückkommen hören, Nat«, sagte er überflüssigerweise, dann lachte er ebenfalls. »Die Sirene funktioniert gut, wie?«
»Ja, aber entfernen Sie sich nicht zu weit vom Haus«, mahnte Bony. »Ich habe Neuigkeiten für Sie, die Sie beide zu noch größerer Vorsicht veranlassen sollten.«
Er berichtete von dem mysteriösen Licht, das Wachtmeister Breckoff in der Nacht beobachtet hatte.
»Es ist der erste deutliche Beweis, daß Marvin sich tatsächlich dort unten aufhält«, fügte er hinzu. »Lew und ich werden ihn ausfindig machen. Bitte, Emma, schenken Sie Tee ein Später legen Sie mir dann bitte eine Zeltbahn, eine Decke Verpflegung und einen Kanister Wasser zurecht. So, und nun kommt Sasoon an die Reihe.«
Der Sergeant war nicht in seinem Büro. Elsie kam an den Apparat und sagte, ihr Mann sei mit dem zweiten Wachtmeister irgendwo in der Stadt. Ob er zurückrufen sollte?
»Nicht nötig, Elsie. Sie haben doch Papier und Bleistift zur Hand?« Bony wußte, daß Matt und Emma atemlos lauschten, und so benützte er die Gelegenheit, ihnen noch einmal die Gefährlichkeit des gesuchten Verbrechers zu demonstrieren. »Also schreiben Sie, Elsie: >Für sofortigen Einsatz bereithalten. Telefon neben das Bett stellen.< So, das wär’s, Elsie. Und nochmals vielen Dank für das Essen gestern abend. Emma... ? Oh, schon gut, ich rufe sie. Von mir aus können Sie einen endlosen Schwatz mit ihr halten.«
19
Die Sonne versank hinter dem Leuchtturm von Leeuwin in den Indischen Ozean. Man konnte gerade bis zehn zählen, dann färbte sich der Himmel an der Stelle, wo eben noch die riesige rote Scheibe gehangen hatte, in ein schmutziges Rosa, bis die hereinbrechende Nacht alles auslöschte.
»Rauch von einem Buschfeuer«, meinte Bony.
»Sturm«, war die Ansicht von Lew, dem weisen Mann hinter Australiens Fronttür.
Die beiden lagen oben auf dem Hügel, während sich unten in der Senke Wachtmeister Breckoff den Kopf zerbrach, wie er das Fischstew legieren sollte. Fred hockte neben ihm. Er hatte gerade den Vorschlag gemacht, einfach die zerquetschten Kartoffeln unter das kochende Fischgericht zu rühren.
Unten auf der Lagunenfarm trieb Sadie die Kühe auf die nächtliche Weide, während Mark Rhudder die Kälber mit
Magermilch fütterte. Blasser Rauch stieg aus dem Schornstein und trieb träge über die Lagune hin, während Mrs. Rhudder noch in ihrem Garten arbeitete. Die Möwen am Strand der Lagune sahen aus wie winzige weiße Punkte, und vom Ozean herüber tönte das unentwegte Rauschen der Brandung.
Das Stew war erstaunlich gut geraten, man brauchte nur noch etwas Pfeffer und Salz hinzuzufügen. Die Männer saßen im Lichtschein des kleinen Lagerfeuers und verzehrten genußvoll ihr Mahl. Die Nacht war ruhig und kühl.
Später gingen die Männer wieder auf ihren Beobachtungsposten. Sie sprachen noch einmal die nächsten Pläne durch, rauchten dabei und waren peinlich darauf bedacht, sich nicht durch ein aufflammendes Streichholz zu verraten. Tiefschwarz war die Landschaft ringsum, nur unten auf der Farm schimmerte ein schwaches Licht, und in der Ferne schickte der Leuchtturm seine zuckenden Strahlen über den Himmel.
Bony kam wieder einmal auf Marvin Rhudder zu sprechen, auf die Zeit, als er noch als junger Mann auf der Farm seiner Eltern gelebt hatte.
»Waren Sie auch bei diesem Kricketmatch in Timbertown, als Marvin seine letzten Ferien hier verbrachte?« fragte er Fred.
»O ja, dieses Spiel werde ich im Leben nicht vergessen«, erwiderte der Eingeborene. »Marvin wollte mich umbringen. Kannst du dich noch erinnern, Papa?«
»Und ob! Ich war ja Schiedsrichter. Die Holzfäller schlugen damals die Mannschaft der Lagune. Kein Wunder, daß Marvin sich darüber aufgeregt hat.«
»Er hat sich über alles aufgeregt, Papa, das weißt du. Er war ein ganz gemeiner
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