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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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wegzupaddeln. Obwohl ständig Wasser
über den Rand schwappte und ihn durchnässte, trug ihn das behelfsmäßige Floß.
    Hinter ihm lautes Gebrüll und weitere Schüsse, die ihn jedoch alle
verfehlten. Er paddelte weiter, hinaus aufs dunkle Meer, weg von der Insel, und
stellte sich vor, wie er von dort aus gesehen immer kleiner wurde, um
schließlich am Horizont zu verschwinden. Er war in Hochstimmung und hatte das
Gefühl, als schwebte er auf einer Wolke, was ihm fast ein Kichern entlockt
hätte. Oder auf einem Pilz, dachte er.
    Nach einer Weile wurden die Schreie und Schüsse immer leiser, um
endlich ganz zu verklingen. Als er den Kopf drehte, konnte er die Insel nicht
mehr sehen. Um ihn herum war nichts als dunkles Wasser. Ich bin verloren,
dachte er, empfand statt Angst jedoch eine wilde, unbändige Freude.
    Irgendwann hörte er auf zu paddeln, legte sich auf den Rücken und
blickte zu den Sternen hoch. Hatte er richtig gehandelt? Er fühlte sich von
allen Entscheidungen, allen Konsequenzen befreit. Die Sterne funkelten ihm
entgegen und gaben keine Antwort.
    Plötzlich blitzte ein Licht auf, ein Licht, das immer stärker wurde
und das Meer vor ihm unheimlich aufleuchten ließ. In der Ferne zeichneten sich
die Umrisse der Insel ab. Sie war doch nicht so weit weg, wie er angenommen
hatte.
    Die Kanone!
    Er sah, wie eine große Feuerkugel in die Luft aufstieg, deren
Flugbahn er voller Bange verfolgte. Was, wenn der Abschuss misslang und die
Sonde ins Meer stürzte?
    Doch sie flog geradenwegs weiter.
    Er hatte den Auftrag, den unmöglichen Auftrag erhalten, diese Kanone
zu sabotieren und zu verhindern, dass die Sonde in den Weltraum gelangte. Der
Bookman, Wyvern – sie hatten ihn damit betraut, jeder aus eigenen Gründen, und
vielleicht hatten, ohne dass er es wusste, noch Tausende von anderen hinter
diesem Vorhaben gestanden. Doch als er die Möglichkeit gehabt hatte, die Kanone
zu beschädigen, dafür zu sorgen, dass sie versagte – da hatte er es nicht
gekonnt.
    War das die richtige Entscheidung gewesen? Jetzt würde das Signal
ausgeschickt werden, und die Echsen – die anderen Echsen – würden kommen. Als
Freunde oder als Feinde? Gab es überhaupt noch welche, die das Signal auffangen
konnten? Doch dann fielen ihm die jungen Echsen ein, und er dachte daran
zurück, wie das Raumschiff der Echsen einst abgestürzt und auf der Insel
gelandet war. Wie Seeleute, die es nach einem schrecklichen Sturm an eine
fremde Küste verschlagen hat, dachte er. Konnte er es ihnen verübeln, dass sie
ein Notsignal ausgeschickt hatten? Wenn sie schlimme Dinge getan, Könige
abgesetzt und sich die Erde untertan gemacht hatten, dann hatten sie sich nicht
anders als Menschen verhalten. Es gab so viele Argumente pro und contra. Und er
wusste, dass Lucy, die jetzt vielleicht nie zu ihm zurückkommen würde, ihn
verstanden hätte. Verstanden hätte, dass er es zum Schluss nicht gekonnt hatte.
    Wellen schlugen an sein Floß, das sanft auf und ab schaukelte. Er
sah, wie in der Ferne nacheinander mehrere riesige Gebilde aus dem Meer
auftauchten.
    Wale.
    Für den Bruchteil einer Sekunde meinte er eine Frau zu sehen, die
zwischen den Walen aus dem Wasser auftauchte und in seine Richtung blickte.
    Lucy, dachte er voller Glückseligkeit.
    Und schloss die Augen. Um ihn herum erklang die Symphonie des
Gesangs der Wale, die nicht von dieser Welt zu sein schien.
    Die ganze Nacht über und den größten Teil des folgenden
Tages driftete er über das Meer. Obwohl er immer durstiger wurde, verlor er
nichts von seiner seltsamen Gelassenheit, dem neuen Frieden, den er gefunden
hatte. Er lag reglos auf dem Rücken, während die Sonne auf ihn niederbrannte
und sein Floß tiefer und tiefer ins Wasser sank. Wie lange es wohl dauern
würde, bis es endgültig unterging?
    Es dämmerte bereits, als er etwas am Himmel bemerkte. Verblüfft
starrte er eine Weile hoch, ohne sich einen Reim auf dieses Ding machen zu
können. Es war rund und erinnerte mit seinen schreienden Farben – Gelb und Grün
– an ein Zirkuszelt. Ob das ein Vogel war?
    Dann kam es näher und sank tiefer, bis er es schließlich erkannte –
ein Ballon! Während er noch mit dümmlichem Lächeln hochblickte, sah er, wie
sich jemand aus dem Korb beugte, und hörte, wie sein Name gerufen wurde.
    Orphan winkte nach oben, während ihm der Mann im

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