Bookman - Das ewige Empire 1

Ballonkorb noch
etwas zuschrie, das er aber nicht verstehen konnte. Dann wurde ein Gegenstand
aus dem Ballon geworfen, der gegen ihn prallte und ihn ins Wasser schleuderte.
    Wild mit den Armen rudernd, packte er das Ding, das man ihm
zugeworfen hatte. Was war denn das? Es schien aus Tauen zu bestehen.
    Â»Sie Dummkopf, klettern Sie hoch, verdammt noch mal!«
    Es war eine Leiter, eine Strickleiter. Orphan lachte, weil er es
lustig fand, im Meer zu treiben und so etwas zu finden. Wo war es bloß
hergekommen?
    Â»Schnell, Sie Trottel!«
    Er hielt es für ratsam, der Stimme zu gehorchen. Das dazugehörige
Gesicht war fett und verschwitzt und wirkte erzürnt. Ob der Mann wohl Wasser
für ihn haben würde?
    Er zog sich an der Leiter aus dem Wasser, was die reinste Qual war.
Sein ganzer Körper schmerzte derart, dass er nur wie eine Schnecke vorankam.
    Mit unendlicher Mühe hangelte er sich hoch. Seine aufgesprungenen
Hände taten weh. Trotzdem machte er weiter.
    Noch ein Stück. Fast hätte er losgelassen. Wäre es nicht schön, im
warmen, friedlichen Wasser zu ertrinken?
    Und weiter.
    Â»Nun kommen Sie schon, mein Junge!«
    Weiter. Weiter.
    Und plötzlich hatte er es geschafft.
    Hilfreiche Hände zogen ihn in den Korb. Als er nach unten blickte,
sah er sein Floß langsam versinken.
    Â»Orphan!«
    Â»Hä?«
    Er versuchte, den fetten Mann in den Blick zu bekommen.
    Â»Ich bin’s!« Der fette Mann flößte ihm Wasser ein, das über Orphans
rissige Lippen in seinen Mund rann und das Köstlichste war, was er je getrunken
hatte. Sein Blick wurde klarer. »Verne?«, sagte er zögernd.
    Â»Ich habe Sie gefunden!«, stellte der andere grinsend fest und
schien kurz davor, Orphan in die Arme zu schließen.
    Â»Ich …«, stieß der hervor, und mit diesem einen Wort meinte er
unendlich viel zu sagen. Dann verlor er das Bewusstsein.

Dritter Teil
Der entfesselte Prometheus

32
Die Rückkehr des Königs
    Eine Glukosefalle – schnapp knister plopp –
Den Strand wir überquerten, sahn ein Schild:
Zum Ausgang HIER entlang.
    L. T., »Nach dem Wüsten Land«
    Nach seiner Rückkehr in die Stadt war Orphan innerhalb von
weniger als vierundzwanzig Stunden zweimal angegriffen, einmal ausgeraubt und
schließlich in eine Polizeizelle geworfen worden. Ganz entschieden kein guter
Anfang.
    An einem kalten, feuchten Tag war er wiedergekommen. Dichter grauer,
nach Chemikalien stinkender Nebel waberte über dem Wasser.
    Die Nautilus war unter Wasser die Themse
hochgefahren – in aller Heimlichkeit, nur von den Walen bemerkt, die einen
großen Bogen um sie machten. Offenbar hielten sie das Schiff nicht für einen
Artgenossen.
    Die Nautilus – diese Nautilus – war kein Klipper, sondern ein Unterseeboot, das unter dem Segelschiff
gleichen Namens verborgen gewesen war. Beim Überfall der Piraten war der Kapitän
zusammen mit seinem fettleibigen Passagier und einer Handvoll ausgesuchter
Männer in das U-Boot gestiegen, das anschließend lautlos und ohne eine Spur zu
hinterlassen, in den Tiefen des Karibischen Meeres verschwunden war.
    Â»Sie haben die anderen einfach sterben lassen!«, hatte Orphan
entsetzt ausgerufen. Verne zuckte verlegen die Achseln, während Kapitän Dakkar,
der mit einer weißen, frisch gestärkten Uniform prunkte, lediglich ein
finsteres Gesicht machte. »Sie haben mich dem Tod überlassen!«
    Â»Keineswegs!«, erwiderte Verne. Sie saßen im Speisezimmer der Nautilus , durch dessen große Fenster man die dunklen Tiefen
des Meers sehen konnte. Draußen schwammen seltsam leuchtende Fische vorüber und
starrten mit traurigen Augen zu ihnen herein. »Sehen Sie, es sprach vieles
dafür …«
    Â»Ja?«
    Â»â€¦Â dass Sie, wenn Sie von Wyvern gefangen genommen werden …«
    Â»Dieses Reptil!«, warf Dakkar ein. Verne lächelte Orphan betreten an
und zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Nun ja, was soll man machen.
    Â»â€¦Â schließlich zur Insel gelangen würden«, fuhr Verne mit erhobener
Stimme fort.
    Â»Tatsächlich?«
    Â»Es war zumindest eine Möglichkeit. Und bei alldem geht es nun mal
um Möglichkeiten, Orphan.«
    Â»Wenn man Maschinen glauben lässt, sie könnten Menschen
manipulieren«, fügte Dakkar mit nach wie vor finsterer Miene hinzu.
    Â»Und?«, entgegnete Verne. »Können sie das etwa