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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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wie Sie.
Ein gefährlicher Revolutionär. Schade …« Er klappte das Buch zu. »Ich werde es
an die Techniker weiterreichen, damit sie es untersuchen. Vielleicht finden sie
ja etwas Nützliches heraus. Was nun aber Sie betrifft, Orphan …«
    Das war genau der Satz, den er gehofft hatte, nicht zu hören. »Was
haben Sie mit mir vor?«, fragte er.
    Der Premierminister drehte das Buch, das ihn zu faszinieren schien,
in den Händen hin und her. Und jetzt wusste Orphan auch, woran es ihn erinnerte
– an die Bibeln, die in den Zimmern von Guy’s Hospital lagen und Inspektorin
Adler so beunruhigt hatten. »Ich fürchte«, sagte Moriarty, »mir bleibt nichts
anderes übrig, als Sie hinrichten zu lassen …«
    In dem Moment glühte das Buch in Moriartys Händen auf. Der
Premierminister stieß einen erstickten Schrei aus. Entsetzt sah Orphan zu, wie
ihm das Buch aus den Händen rutschte und zu Boden fiel. Moriarty sackte nach
vorn auf den Schreibtisch. Er atmete schwer, sein Gesicht und seine Hände
hatten ernste Verbrennungen davongetragen. Nachdem er auf den Schreibtisch
gesunken war, glitt ein Teil der Wand lautlos zur Seite. Dahinter kamen ein
Schaltpult und ein Bildschirm zum Vorschein, auf dem die Kanone zu sehen war,
um deren Basis ameisengleich Menschen herumwuselten. Orphan hob das Buch auf
und steckte es in die Tasche. Er starrte den Premierminister an, dann die
Kanone auf dem Bildschirm und das Schaltpult, das die Kontrolle über die Kanone
ermöglichte, und dachte, plötzlich unschlüssig geworden: Was soll ich bloß tun?
    Und jetzt rannte er, rannte durch die Tunnel, während ihm
der Schweiß übers Gesicht strömte und in den Augen brannte. Seine Verfolger
waren ihm dicht auf den Fersen. Ein Schuss knallte, ein Steinsplitter traf ihn
im Gesicht und riss ihm die Haut auf. Nur weg von dem betäubten oder toten
Moriarty, weg vom Tod, der ihm drohte, und vorwärts, immer vorwärts, in wilder
Flucht, die Angst im Nacken.
    Orphan raste weiter, rutschte aus und geriet ins Stolpern, weil der
Boden steil nach unten abfiel. Die Luft war so heiß und schwül wie in einem
Maschinenraum. Von irgendwoher stieg ihm wieder der Geruch des Meeres in die
Nase. Er befand sich in einer Art Rohr. Schließlich kapitulierte er vor dem
immer steiler nach unten verlaufenden Boden und ließ sich, schneller und
schneller werdend, wie ein Kind auf einer Rutschbahn nach unten gleiten.
    Hinter ihm abermals Schüsse, jedoch aus weiter Ferne. Die Luft
peitschte ihm ins Gesicht. Der Boden war so glatt, dass er sich nirgendwo
festhalten und sein Tempo drosseln konnte. Er hoffte inständig, nicht irgendwo
gegenzuprallen und als roter Fleck an der Steinmauer zu enden.
    Das Geschrei von Vögeln, dem er immer näher kam. Das Rohr
verbreiterte sich, vor ihm wurde es hell. Eine Öffnung. Er rutschte weiter …
    â€¦ und flog durch die Luft.
    Unter sich nahm er eine ausgedehnte grün-blaue Fläche wahr, der er
entgegenstürzte …
    Dann schlug er mit ohrenbetäubendem Knall in warmem Wasser auf.
Seine Lungen brannten wie Feuer. Unter ihm schienen sich dunkle, plumpe
Gestalten zu bewegen. Nachdem er wieder aufgetaucht war, blickte er sich um.
    Er war in einem großen Teich gelandet.
    An dessen Ufer es von Echsen wimmelte.
    Da wusste er, warum die Verfolger von ihm abgelassen
hatten. Und ihm wurde bewusst, dass er jetzt wirklich und wahrhaftig in der
Klemme saß.
    Er hatte den Kindergarten entdeckt. Auf den Felsen am Rande des
Teichs flitzten junge Echsen umher und beobachteten ihn mit neugierigem,
starrem Blick. Ab und zu ließ eine der Echsen die Zunge hervorschnellen, um die
Luft zu schmecken, und blinzelte kurz und bedächtig, um Orphan danach wieder zu
fixieren. Er hatte den Eindruck, dass sie ihn für ein neues Spielzeug hielten
und überlegten, was man damit anfangen könne.
    Er schwamm zum Rand des Teiches, hievte sich ans Ufer und blieb eine
Weile, nach Atem ringend, liegen. Zunächst wagte er es vor lauter Angst nicht,
sich zu rühren. Als er sich schließlich doch erhob, bemerkte er zwischen den
Echsen geduckte menschliche Gestalten. Meine Familie, ging es ihm voller
Bitterkeit durch den Kopf.
    Er machte eine Bewegung und blieb abrupt stehen, als eine Echse auf
ihn zuschoss, die Zunge herausschnellen ließ und seine Haut beleckte.
    Dann sprach die Echse – was Orphan derart verblüffte,

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