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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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dass er
beinahe rücklings ins Wasser gefallen wäre.
    Â»Diener«, stellte sie fest und schlug mit dem Schwanz, um gleich
darauf davonzuwatscheln. Offenbar hatte sie das Interesse verloren. Die anderen
Echsen wandten sich ebenfalls wieder ihren vorherigen Aktivitäten zu. Die
Menschen (von denen er keinen wiedererkannte) warfen nervöse, ängstliche Blicke
in seine Richtung.
    Die, wie Orphan begriff, eine unausgesprochene Botschaft enthielten.
    Bald würden die Soldaten kommen. Und wenn nicht sie, dann
möglicherweise die Echsen selbst, um nachzusehen, wer es wagte, ihren Nachwuchs
zu behelligen. Davor hatte er am meisten Angst. Ihm war noch allzu gut in
Erinnerung, wie die zwei Echsen in der King’s Arms Tavern in der Drury Lane
miteinander gekämpft hatten. Eine solche Art Kampf traute er sich nicht zu.
    Er fühlte sich so verloren, dass er fast endgültig aufgegeben hätte.
In diesem Augenblick spürte er etwas Hartes an seiner Hüfte. Er griff danach
und stellte fest, dass es das Buch seiner Mutter war. Nein, korrigierte er
sich. Das Buch des Bookman – ein Gedanke, der ihm Angst einjagte.
    Aber ich bin nicht wie meine Familienangehörigen, überlegte er. Er
hatte keine Angst vor Büchern. Deshalb schlug er das Buch auf, um
herauszufinden, ob noch etwas von den Kniffen und Tricks des Bookman darin
enthalten war. Doch es blieb, was es war: ein leeres altes Buch mit vergilbten
Seiten. Trotzdem blätterte er es noch einmal durch, bis er zum hinteren
Vorsatzblatt und der verblassten Mitteilung gelangte, die seine Mutter dort vor
langer Zeit hinterlassen hatte: Unter dem Kindergarten wachsen
flache Pilze .
    Wie war es ihr gelungen zu fliehen? Vom hinteren Ende des
Kindergartens erklangen plötzlich Schreie. Offenbar waren die Soldaten
gekommen. Inzwischen war es fast völlig dunkel geworden. Bald würde man die
Kanone abschießen, um die Sonde zu den Sternen zu schicken.
    Und er würde höchstwahrscheinlich schon bald tot sein.
    Willst du, dass man dich als Saboteur in Erinnerung behält?,
sinnierte er und ließ den Blick über die jungen Echsen schweifen. Konnte er es
sich anmaßen, über ihr Leben zu bestimmen? Was beabsichtigte man mit der Sonde
wirklich? Aber es war zu spät, sich diese Frage zu stellen.
    Deshalb rannte er los, weg von den Soldaten, weg vom Kindergarten,
in Richtung Meer. Die riesige Höhle, in der er sich befand, öffnete sich fächerförmig
zum Strand, der Boden fiel sanft zum Ausgang hin ab.
    In der Nähe der Babys dürfte es keine Abwehrmechanismen geben,
vermutete er. Keine monströsen Würmer im Sand, keine riesigen Insekten, die
einem das Blut aussaugten. Hoffte er jedenfalls.
    Die Decke der Höhle wich über ihm zurück, sodass er auf einmal die
Sterne sehen konnte. Er atmete tief durch, um die frische Nachtluft zu
genießen. Doch schon im nächsten Moment sprang er voller Panik vom Rand der
Höhle auf den feinen schwarzen Sand unten.
    Sie waren hinter ihm her, auch wenn sie sich langsam und vorsichtig
vorwärtsbewegten, weil sie befürchteten, den Babys etwas zuleide zu tun, diesem
kostbarsten Gut im ganzen Empire. Trotzdem würden sie ihn bald eingeholt haben.
    Er rannte den Strand entlang, bis er unversehens auf die Pilze
stieß.
    Auch sie waren riesig, unterschieden sich aber dadurch von den
Pilzen in der Höhle, dass sie – in konzentrischen Kreisen wachsend – flache
Hüte und kurze dicke Stängel hatten.
    Wo flache Pilze wachsen … Ein verwegener Gedanke schoss Orphan durch
den Kopf. Er steckte das Buch in die Tasche zurück und rüttelte am größten der
Pilze …
    Die Schreie der Soldaten kamen näher, immer näher. Dann knallte ein
Schuss. Orphan duckte sich rasch. Doch da die Soldaten die Höhle noch nicht
verlassen hatten, war die Entfernung zu groß, um gut zielen zu können.
    Endlich gab der Stängel nach, der riesige Pilz kippte zur Seite und
landete im dunklen Wasser.
    Â»Halt!«, brüllte jemand, dann erfolgte eine Salve von Schüssen.
Orphan zog den Kopf ein und rannte keuchend los, um auf den im Wasser
treibenden Pilz zu springen. Fast hätte er aufgelacht, so merkwürdig war dieses
Gefühl – als wäre er wieder ein Kind und säße auf einem riesigen Spielzeug, das
unkontrolliert hin und her wabbelte. Er breitete die Beine aus und machte sich
daran, so leise wie möglich von der Küste

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