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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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feindseligen menschlichen
Meer. Orphan packte den anderen beim Arm und folgte Irene. Sein Doppelgänger
blickte benommen drein, was Orphan nachvollziehen konnte.
    Sie waren nach links zum Strand abgebogen. Orphan sah mehrere, Dampf
ausspuckende Karossen, die in den Menschenmassen stecken geblieben waren. Als
sie am Bull Inn Court vorbeikamen, dachte er an Tom, und schaudernd fiel ihm
ein, wer den Nell Gwynne in Besitz genommen hatte. Er hoffte inständig, es möge
seinem Freund gut gehen. Dass Tom nach Vespuccia zurückgekehrt war, vermochte
er sich einfach nicht vorzustellen. Zweifellos mischte er hier kräftig mit und
sorgte irgendwo für Unruhe. Was Marx wohl gerade trieb? Ob er noch im Red Lion
in Soho wohnte? Oder hatte sich der Träumer endlich entschlossen, seine Worte
in Taten umzusetzen?
    Â»Wo ist die Armee?«, fragte er. »Unternimmt die Königin denn gar
nichts?«
    Â»Ihre Majestät«, erklärte Irene, »hat sich in ihrem Palast
eingeschlossen. Die Armee ist dabei, sich aufzulösen. Ein Teil der Truppen hat
sich Moriarty angeschlossen, ein anderer Mycroft, ein weiterer Teil beschützt
die Königin und ihre Familie. Viele Soldaten sind desertiert.«
    Â»Aber warum?«, erkundigte sich Orphan.
    Irene blieb abrupt stehen, sodass Orphan fast gegen sie geprallt
wäre. Sie drehte sich um und sah ihn an. »Weil wir«, sagte sie mit Bitterkeit
in der Stimme, »zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder einen König haben.«
    Â»Wer sagt das?«, schrie Orphan so laut, dass er selbst erschrak.
    Irene zuckte die Achseln. »Jeder. Das Gerücht kam kurz nach Ihrem
Verschwinden in Umlauf. Es heißt, dass die Echsen die königliche Familie auf
Calibans Insel gefangen halten. Dass der Thronerbe entkommen sei
beziehungsweise schon unter uns weile und bereit sei, die Macht zu übernehmen.«
Sie sah Orphan forschend an. »Missverstehen Sie mich bitte nicht. Das hier …«
Sie machte eine ausholende Geste. »… wäre früher oder später ohnehin passiert.
Das Gerücht war lediglich das Streichholz, mit dem die Zündschnur des
Pulverfasses in Brand gesteckt wurde. Und wenn wir nichts unternehmen, wird das
Pulver bald explodieren.«
    Â»Sie meinen also, das sei noch nicht geschehen?«, murmelte Orphan,
während sie ihren Weg fortsetzten.
    Â»Da sind wir«, verkündete Irene und blieb stehen. Gerade waren sie
am Savoy Theatre vorbeigekommen und befanden sich direkt gegenüber vom
Simpson’s, das auf der anderen Straßenseite lag.
    Â»Wir wollen in ein Restaurant?«, fragte Orphan. »An einem solchen
Tag?«
    Irene ignorierte seinen Sarkasmus. »Das Simpson’s ist immer
geöffnet«, erwiderte sie. »Kommen Sie. Byron möchte Sie sprechen.«
    Orphan öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
    In dem Moment gab es eine gewaltige Explosion.
    Die vom Savoy kam.
    Er hörte Schreie, die jedoch schwach und gedämpft klangen. Seine
Augen tränten. Er schüttelte den Kopf, um seine Benommenheit loszuwerden. Als
er Irene ansah, bemerkte er, dass sie sich von ihm abgewandt und einen Revolver
gezogen hatte. Er drehte den Kopf, um der Richtung ihres Blicks zu folgen.
    Zwei schwarz gekleidete Roboter mit ausdruckslosem Gesicht hatten
seinen Doppelgänger gepackt, der verzweifelt versuchte, sich zu befreien.
    Â»William!«, schrie Orphan und griff nach seinem Revolver. Als ihm
einfiel, dass man ihm die Waffe gestohlen hatte, stürzte er sich auf die
Angreifer.
    Die in dem Augenblick jedoch Verstärkung erhielten. Weitere Roboter
strömten aus einer mattschwarzen Karosse von einer Machart, wie er sie noch nie
gesehen hatte. Es war ein niedriges, geschossförmiges Vehikel, aus dessen
Seiten und hinterem Teil metallene Haifischflossen ragten. Orphan trat und
schlug um sich, versetzte einem der ausdruckslosen Gesichter einen Schlag, bis
es ihm gelang, sich zu William vorzukämpfen.
    Jedenfalls beinahe.
    Ein Schuss knallte. Einer der Roboter, die seinen Doppelgänger
festhielten, stürzte zu Boden. Aus seiner Brust sprühten Funken auf.
    Â»Lauf weg!«, schrie Orphan, während er den zweiten Roboter
attackierte. Er warf sich gegen die schwarz gekleidete Gestalt, prallte von ihr
wie von einer Gummiwand ab und kollidierte mit seinem Doppelgänger.
    Beide gingen zu Boden. Orphan erhielt einen heftigen Tritt in die
Nieren. »Schnappt ihn euch!«, flüsterte eine Stimme.
    Die

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