Bookman - Das ewige Empire 1
drauÃen alles in Ordnung
wäre und das Empire nicht am Rande des Zusammenbruchs stünde. Wo Isabella
Beetons wahre Interessen wohl liegen mochten? Als sich Orphan zu den anderen
zurückdrehte, bemerkte er, dass Byron ihn scharf beobachtete.
»Die Handlung verdichtet sich â¦Â«, murmelte der Dichter. »Oder sollte
ich vielleicht eher sagen: die Handlungsstränge ?«,
fügte er mit der Andeutung eines Lächelns hinzu.
»Was geht hier vor sich?«, fragte Orphan. Die beiden Roboter
wechselten einen vielsagenden Blick.
»Das siehst du doch«, erwiderte der Türke. »Die Stadt erhebt sich
und rüstet sich zum Kampf, ebenso wie alle anderen groÃen Städte des Empire.
Aber entschieden wird der Kampf hier, wo sich der Sitz der Macht befindet.«
»Dann ist es also so weit«, sagte Orphan mit leiser Stimme und
drehte sich erneut zu Isabella Beeton um, die ihm wie einem alten Freund
zulächelte. Aus irgendeinem Grund schmerzte ihn das mehr als alles andere. »Die
Echsen â¦Â«
»Bilden eine Minderheit und sind geschwächt«, erklärte der Türke.
»Das war schon immer so. Kannst du dich noch an unsere letzte Begegnung
erinnern, Orphan? Damals habe ich gesagt, du seist ein Katalysator, ein kleiner
Bauer, der über das Schachbrett auf ein Endspiel zumarschiert, dessen Ausgang
ungewiss ist.«
»Aber ich habe doch gar nichts getan!«, entgegnete Orphan. Mir könnt ihr nicht die Schuld in die Schuhe schieben,
fügte er in Gedanken hinzu.
»Es gibt dich«, sagte der Türke. »Das genügt manchmal schon.«
»Was wollt ihr?«, flüsterte Orphan. Plötzlich hatte er das Gefühl,
als wiche der Raum um ihn herum zurück. Die lauten Gespräche wurden zum
undeutlichen Hintergrundgemurmel, und auÃer dem Türken nahm er niemanden mehr
wahr.
»Was wir wollen?«, sagte Byron. »Das wissen Sie bereits, Orphan. Wir
wollen Rechte haben, wir wollen, dass man uns gestattet zu sein, was wir sind.
Und auch, dass man mehr von uns anfertigt.«
»Wollen Sie dafür kämpfen?«, fragte Orphan.
Byron schüttelte den Kopf. »Dazu gibt es zu wenige von uns. In dieser
Hinsicht ähneln wir den Echsen. Wir werden toleriert, aber die Menschheit
könnte uns jederzeit auslöschen. In Frankreich wäre es fast dazu gekommen. Hier
könnte es immer noch passieren.«
»Was wollt ihr dann tun?«, erkundigte sich Orphan.
»Was wir immer getan haben«, sagte der Türke. »Beobachten, planen,
hoffen.«
»Ihr benutzt mich immer noch«, stellte Orphan fest â eine
Erkenntnis, die ihm ganz plötzlich gekommen war und wie eine kalte Dusche auf
ihn wirkte.
Der Türke nickte. Byron zeigte keinerlei Reaktion.
»Was erwartet ihr von mir? Was soll ich tun?«
In dem Moment trat der Kellner an ihren Tisch und stellte einen
Teller mit einem Riesensandwich vor Orphan hin. AnschlieÃend brachte er eine
staubige Weinflasche. Nachdem er sie entkorkt hatte, schenkte er drei Gläser
voll, eins für Orphan, eins für Irene und eins für Byron. Orphan bemerkte, dass
das Gesicht des Dichters einen verlegenen Ausdruck annahm. »Brennstoff«,
murmelte er und hob das Glas zum Mund. Der Kellner entfernte sich.
»Nur was du immer getan hast«, sagte der Türke. »Dass du versuchst,
das Richtige zu tun, Orphan. Auf mehr kann niemand von uns hoffen.«
»WeiÃt du, wer ich bin?«, fragte Orphan. Der Türke nickte.
»Und wie lange weiÃt du es schon?«
Der Kopf des Türken drehte sich Byron zu, um sich anschlieÃend
wieder Orphan zuzuwenden. »Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür â¦Â«
»Von Anfang an«, warf Byron ein.
»Ihr habt mich benutzt.«
»Stimmt.«
»Aber zu welchem Zweck?« Die Ãbertragung, schoss es ihm durch den
Kopf.
So war es also. Sie hatten ihn benutzt, benutzten ihn immer noch, so
wie der Bookman es tat, so wie die Revolutionäre es wollten. Er biss in sein
Sandwich (trotz seiner Wut merkte er, wie gut das saftige, mit MeerrettichsoÃe
bestrichene Rindfleisch schmeckte). »Wo ist der Bookman?«, fragte er.
Das Richtige tun, dachte er. Aber das hatte nie in seiner Absicht
gelegen. Das Einzige, was er je gewollt hatte, war, wieder mit Lucy zusammen zu
sein. Alles andere ⦠Ich bin nicht angetreten, um die Welt zu verändern, dachte
er. Ich wollte nur ein Happy End für Lucy und mich.
»Mach
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