Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
Vom Netzwerk:
Gilgamesch fielen ihm wieder ein. Wir leben
in einer Zeit der Mythen , hatte er gesagt. Dann bin ich der Minotauros,
überlegte Orphan, der in das Labyrinth des Bookman geraten ist.
    Â»Er hat mich zu sich eingeladen, in die Egyptian Hall«, sagte
Orphan, »was sehr freundlich von ihm ist.«
    Â»Die Egyptian Hall?«, hakte Belinda nach und erhob sich vom Bett
(auf dem sich Ariel, eine offene Blechbüchse auf den Knien, im Schneidersitz
niedergelassen hatte, um mit dem Cannabis, das Tom Thumb regelmäßig in Captain
Powers’ Pfeifenladen am Leicester Square kaufte, eine Zigarette zu drehen). »Da
sind Ariel und ich erst letzte Woche gewesen. Das musst du dir unbedingt
ansehen! Die haben da eine ganz irre Maschine, einen alten Roboter, der Schach
spielt und jeden schlägt, der ihn herausfordert!«
    Noch mehr Roboter. War sein Leben jetzt nicht nur in die
Bestrebungen von Menschen, sondern auch in die von Maschinen eingebunden? Ich
könnte ihm einen Brief schicken, überlegte er, und ihm mitteilen, dass ich
verhindert bin. Dafür hätte er sicher Verständnis.
    Â»Stimmt!«, warf Ariel ein. »Und das Drollige ist, dass die Maschine
die Gestalt eines alten Türken hat!«
    Langsam und verstohlen sickerten diese Worte in Orphans Bewusstsein
ein. »Was hast du da eben gesagt?«
    Seine Stimme hörte sich an, als käme sie nicht aus ihm, sondern aus
weiter Ferne. Was hatte ihm Lord Byron geraten?
    Fragen Sie den Türken. Doch er, Orphan,
hatte dem keine Beachtung geschenkt. Weshalb nicht?
    Â»Ich habe gesagt, das Ding sieht aus wie ein alter Türke«,
erläuterte Ariel, während sie mit den Fingern eine tütenförmige Zigarette
zurechtmachte, die sie anschließend mit einem Streichholz anzündete.
Süßlich-beißender Rauch stieg auf. »Mit einem Turban und herabhängendem
Schnurrbart und Händen, die sich über dem Schachbrett bewegen, als wären sie
echt.« Sie nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und zuckte die Achseln.
»Geh’s dir einfach mal ansehen. Eine mechanische Ente haben sie da auch, die
Futter aufpickt und es dann wieder ausscheißt.«
    Â»Kommt aus Frankreich«, fügte Belinda hinzu.
    Orphan ließ den Blick zwischen den beiden Mädchen hin und her
wandern. Fragen Sie den Türken , dachte er. Und da war
er also, der Türke.
    Â»Ist da jetzt geöffnet?«, fragte er.
    Â»Da ist immer geöffnet«, erklärte Tom. »In der Egyptian Hall finden
laufend Veranstaltungen statt.« Er musterte Orphan, als versuchte er, hinter
etwas zu kommen, das er nur halb begriff. »Bist du sicher, dass das eine gute
Idee ist?«, sagte er.
    Â»Nein«, erwiderte Orphan.
    Tom nickte bedächtig.
    Mit dem Gefühl, sich in etwas Unvermeidliches zu schicken, ging
Orphan zur Tür, um seine Schuhe und seinen Mantel anzuziehen. Dann drehte er
sich zurück, um sich zu bedanken, doch Tom schüttelte abwehrend den Kopf. »Du
bist hier immer willkommen«, sagte er. »Sei bloß vorsichtig, ja, Kumpel?«
    Â»Ich werd’s versuchen«, entgegnete Orphan. »Aber in der letzten Zeit
scheint mir das nicht so recht zu gelingen.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Ganz so schlimm kann’s nicht sein«, meinte
er lächelnd, »da du ja noch unter uns weilst.«
    Orphan erwiderte Toms Lächeln.
    Â»Wenn du in der Hall bist«, fuhr Tom fort, »dann grüß meinen alten
Freund Theo von mir. Er arbeitet dort als Jo Jo, der Junge mit dem
Hundegesicht.«
    Â»Wie soll ich ihn denn erk…, ach so«, sagte Orphan. »Mach ich.«
    Anschließend verabschiedete er sich von den zwei jungen Frauen, die
ihn umarmten und aufforderten, bald wiederzukommen. Wenn sie nicht da sein
sollten, solle er im Shakespeare’s Head nach ihnen fragen.
    Â»Gern«, versprach er. Dann öffnete er die Tür und verließ den warmen
Pub, um in die kalte, dunkle Nacht hinauszutreten.

13
Eine Nacht in der Stadt
    Â»Mörtel und Zement«, läuten die Glocken von
St. Clement.
»Rüben und Rote Bete«, läuten die Glocken von St. Margarete.
»Hacke und Beil«, läuten die Glocken von St. Gile.
»Haus und Garten«, läuten die Glocken von St. Martin.
»Wagen und Gaul«, läuten die Glocken von St. Paul.
»Orangen und Äppel«, läuten die Glocken von Whitechapel.
»Ding und Dong«, läuten die Glocken von St. John.
»Kessel und Pfanne«,

Weitere Kostenlose Bücher