Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
Vom Netzwerk:
Besorgen Sie sich die neuesten Aufnahmen, um
friedlich zu schlummern! Der Gesang afrikanischer Vögel und das Schlaflied des
Nils!«
    Und während er den Piccadilly Circus überquerte, drangen hier und da
die Lieder von Händlern und Handwerkern an sein Ohr, Lieder, so alt wie die
Stadt.
    Heraus, ihr Leut, und bringt mir
Messer
    Zum Schleifen, dass sie schneiden besser,
    Auch Scheren werden flugs gewetzt,
    Woran die Hausfrau sich ergetzt.
    Und:
    Zu Hammel nur die Rüben passen,
    Rind und Möhren sich nicht hassen;
    Im Winter isst man weißen Kohl,
    Der rundum tut dem Magen wohl.
    Er hatte sein Ziel fast erreicht. Die Straße war von
Pferdefuhrwerken verstopft, aus denen hier und da die merkwürdigen, mit Dampf
betriebenen Karossen herausragten, in deren glänzenden Metallgehäusen Leute
saßen, die sich diese Vehikel leisten konnten. In der Form ähnelten sie einer
herkömmlichen Kutsche, bloß dass auf dem Dach eine große schwarze,
zylinderförmige Röhre saß, die ständig Dampf ausspuckte. Die Räder waren
wuchtig und breit. Am hinteren Teil des Gefährts war ein schwarzer Kasten
befestigt, der die Dampfmaschine enthielt. Daneben kauerte – in einem
Verschlag, der Orphan an den Souffleurkasten eines Theaters erinnerte – ein
Heizer, als wäre er ein halb nackter Dämon, der die Kessel der Hölle befeuerte.
Unmittelbar vor der Dampfmaschine befand sich das Gehäuse für die Insassen, mit
abgedunkelten Fenstern, um zu verhindern, dass der Pöbel die vornehmen
Passagiere beglotzte, während vorn, in prächtiger Uniform, der Fahrer saß, der
das Fahrzeug mit Hilfe eines großen Metallhebels lenkte.
    Den Fahrern der Karossen standen verschiedene laute Geräusche zu
Gebote (mit denen sie sich freie Bahn schafften) sowie Blinklichter (die
demselben Zweck dienten). Und während sie durch Piccadilly fuhren, schallten
ihnen die Flüche der Fahrer gewöhnlicher Verkehrsmittel hinterher, die sie
gleichgültig hinnahmen und mit noch lauteren, noch grässlicheren Geräuschen
beantworteten.
    Â»Sand! Schöner weißer Sand!«
    Â»Junge Radieschen!«
    Â»Lesen Sie den Sturm . Lesen Sie, was der
Obrigkeit nicht schmeckt! Erfahren Sie die Wahrheit über …«
    Als zwei uniformierte Bobbys gemächlichen Schritts daherkamen,
verstummte der Ausrufer abrupt und verschwand eiligst in die Glasshouse Street.
Der Sturm war Jacks Blatt. Orphan zuckte die Achseln
und ging weiter. Verschwörungen interessierten ihn nicht.
    Â»Fußmatten!«
    Â»Essbare Schnecken!«
    Â»Liedtexte! Kaufen Sie die neuesten Songs von Gilbert und Sullivan!
Kosten nur halb so viel wie eine Theaterkarte!«
    Â»Eberraute! Eberraute! Dann ist im Magen nie mehr Flaute!«
    Â»Frische Muffins aus Yorkshire!«
    Und ein Händler, der Besen und Kämme feilbot, sang:
    Ein jeder, der sich hält stets
reinlich
    Und dem ein schmutzger Boden peinlich,
    Sieht meine Ware voll Entzücken
    Und wird sich vor dem Kauf  nicht drücken.
    Während von einem Stand in der Nähe zu hören war:
    Muffins und Crumpets, die könnt ihr
vergessen,
    Wenn ihr erst mal meine Brötchen gegessen;
    Heiß und knusprig, ein Segen im Winter,
    Machen froh sie euch, ihr Leute, ihr Kinder.
    Und dann, fast ohne es zu merken, war Orphan am Ziel und stand
vor der imposanten Fassade der Egyptian Hall.
    Wie sah sie aus?
    Stellen Sie sich einen grandiosen alten Tempel vor, errichtet für
die längst verblichenen Könige eines großen, unvorstellbar reichen
Wüstenlandes. Flankiert wurde das Gebäude von ganz gewöhnlichen Wohnhäusern aus
rotem und grauem Ziegelstein, die durch und durch gesetzt und bieder wirkten.
Die Hall dagegen … Zu beiden Seiten des Eingangs ragten mächtige hohe Säulen
auf, über denen in einsamer Pracht die Göttin Isis und ihr Mann, der Gott
Osiris, standen. Darüber und um die Statuen herum war die Fassade, die man dem
Tempel von Dendera nachgebildet hatte, mit geheimnisvollen Hieroglyphen
verziert.
    Ganz oben prangte in riesigen Buchstaben die Inschrift MUSEUM .
    Ständig fuhren Kutschen und Karossen vor, um Besucher zu bringen
oder abzuholen. An der großen Eingangstür drängten sich Menschen aller
Schichten, die diesen Tempel des Wissens aufsuchen wollten. Selbst Echsen kamen
zu diesem Ort der Wunder – Orphan machte fünf von ihnen aus, alle in voller
Montur und von einer Schar

Weitere Kostenlose Bücher