Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
Vom Netzwerk:
Unbehagen bereiteten. Von einem Baum zu fallen war höchstwahrscheinlich
schmerzhaft und konnte tödlich ausgehen. Darauf war er nicht sonderlich
erpicht.
    Er sah zu, wie die Sonne im Meer versank, und betrachtete das
schäumende Kielwasser des Schiffes. Zwei der Matrosen saßen an Deck und
spielten Karten, ein dritter lag schlafend in einer Hängematte.
    Das Abendessen wurde in der Kabine des Kapitäns serviert, eine
einfache, aber köstliche Mahlzeit aus gegrilltem frischem Fisch und Kartoffeln
(ein Geschenk Vespuccis – oder eher der Echsen – an Europa, das sich dort
großer Wertschätzung erfreute), die mit Öl und Gewürzen zubereitet worden
waren. Dazu gab es einen guten französischen Weißwein, den Verne beigesteuert
hatte. Obwohl der Kapitän keinen Alkohol trank, hob er sein Glas, um einen
Trinkspruch auszubringen: »Auf den König von England! Möge er bald wieder
seinen rechtmäßigen Platz einnehmen!« – Worte, die Orphan seltsam beunruhigend
fand.
    Während des Essens geschahen zwei rätselhafte Dinge, eines davon
verbaler Art. Als sie beim Nachtisch waren (Xocolatl, das vielleicht größte
Geschenk, das nach Europa gebracht worden war), wandte sich Verne, während sie
über Riesentintenfische sprachen, an Dakkar und fragte: »Haben Sie sie
mitgenommen?«
    Dakkar tupfte sich mit seiner Serviette die Lippen ab. »Ja«,
antwortete er mit leiser, kaum hörbarer Stimme. Daraufhin redete Verne sofort
übers Wetter.
    Am Ende der Mahlzeit kam es zur zweiten rätselhaften Sache. Nachdem
sich Verne und Orphan begeistert über den Schiffskoch ausgelassen hatten,
befahl der erfreute Kapitän, ihn zu holen. Als er in die Kabine trat, sah
Orphan zu seiner Überraschung einen großen, schlanken Jüngling vor sich, der
kaum älter als siebzehn sein konnte und sie verlegen anlächelte. Verne lobte
das Essen in den höchsten Tönen und versuchte in seiner Betrunkenheit, die alle
erheiterte, den Koch abzuwerben.
    Der junge Mann hatte langes, feines Haar sowie ein glattes, kaum
ausgeprägtes Gesicht, das offenbar noch nie rasiert worden war. Bevor er wieder
ging, sah er Orphan kurz, aber eindringlich an und nickte ihm zu, als erkennte
er ihn und wollte etwas bestätigen. Dann wandte er sich ab und verließ die
Kabine.
    Â»Wirklich ein ausgezeichneter Koch«, stellte Verne gestikulierend
fest, wobei er ein wenig Wein verschüttete. Dakkar lächelte zufrieden. Dann
befahl er seinen Männern, sich zu entfernen.
    Anschließend wandte er sich Orphan zu und fixierte ihn mit seinen
kalten dunklen Augen. »Calibans Insel«, sagte er. »Wie oft habe ich versucht,
sie zu finden! Das ist ein Ort großen Übels, denn von dort kommen die Echsen
her. Ebendort sind sie auf der Erde gelandet.« Er schlug mit der Faust auf den
Tisch. »Sie müssen vernichtet werden!«
    Â»Also wirklich, alter Junge«, warf Verne ein. »Nun beruhigen Sie
sich doch. Sie jagen dem jungen Mann ja Angst ein.«
    Â»Indien muss unabhängig werden!«, sagte Dakkar.
    Â»Gewiss«, erwiderte Verne.
    Bald darauf war das Gespräch zu Ende. Wenn Orphan dem Ganzen etwas hatte
entnehmen können, dann nur, dass weder Dakkar noch Verne irgendetwas über die
Insel wussten. Sie wussten ja noch nicht einmal, wie sie sie finden sollten.
    Doch Verne hatte Instrumente – eine ganze Kiste voll –, über die
Orphan lieber nicht nachdenken wollte. Das waren Werkzeuge des Bookman, so wie
Orphan selbst ein Werkzeug war, das der Bookman gegen seine Feinde einsetzte.
    Orphan stieg an Deck und blickte in die Nacht. Einen Moment lang
meinte er, in der Ferne den Ruf eines Wals zu vernehmen. Der Himmel war voller
Sterne.
    Erneut schwor er sich, dass er zurückkehren würde. Dass er Lucy
retten würde. Und was den Bookman betraf …
    Er brach in Lachen aus, weil ihm klar wurde, wie absurd solche
Überlegungen waren. Dann gesellte er sich zu drei Matrosen, um mit ihnen Karten
zu spielen. Nach einer Stunde hatte er eine Handvoll Münzen gewonnen, die ihm
zum großen Teil vollkommen unbekannt waren.
    Die Tage zogen sich dahin, während das Schiff unter hellem,
klarem Himmel seine Fahrt fortsetzte. Fliegende Fische begleiteten die Nautilus und schnellten durch die Luft, wobei ihre
silbernen Flossen im Licht der Sonne glitzerten. In der zweiten Woche tauchte
in der Ferne ein Schwarm Delfine auf. Gelegentlich sah

Weitere Kostenlose Bücher