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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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zurückzukehren. Heute hat der Koch
Xocolatl gekocht, die wir alle lieben – nein, von der wir abhängig geworden
sind! Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie man zu Hause darauf reagieren wird.
Wir alle werden unsagbar reich werden!
    Wieder auf dem offenen Meer. Das Wetter schlägt um, der
Wind nimmt zu und verlangsamt unsere Fahrt. Am Horizont braut sich ein Sturm
zusammen, der immer näher kommt. Irgendetwas an Amerigos Verhalten beunruhigt
mich und erfüllt mich mit bösen Vorahnungen. Die Beschaffenheit von
[unleserlich] habe ich nach und nach herausbekommen, zunächst von den
Mexicanern, später dann von den Arawak, obwohl Geschichten darüber in der
ganzen Karibik kursieren. Diese Geschichten betreffen eine namenlose Insel und
werden nur im Flüsterton erzählt, obgleich das, wovon sie handeln, in
unvordenklichen Zeiten geschehen sein muss – falls es überhaupt geschehen ist.
Zum ersten Mal habe ich die Geschichte von einem Priester der Atlacamani
gehört, der Göttin des Sturms. Es geht darin um eine abenteuerliche Reise – der
unseren vielleicht nicht ganz unähnlich –, die vom Volk der Tolteken
unternommen wurde. Diese lebten im hiesigen Teil der Welt und bauten eine
Flottille von Schiffen, mit denen sie den Ozean erkunden und neue Länder
entdecken wollten, um mit den Schätzen dieser Länder zurückzukehren. Die Flotte
war noch nicht weit gekommen (was vermutlich bedeutet, dass sie noch in der
Karibik war oder sie gerade erst verlassen hatte), als die Nacht plötzlich zum
Tage wurde, wie der Priester ausdrücklich betonte, obwohl ich mich frage, ob
das nicht eine Art Allegorie sein könnte. Eine große Helligkeit hüllte die Schiffe
ein, der Wind flaute ab, sodass die Flotte mitten im Meer festsaß und Panik
ausbrach. Nicht nur Licht kam vom Himmel, sondern auch Hitze, und als die
Seeleute den Kopf hoben, erblickten sie einen Meteor, der, immer größer
werdend, auf die Erde zuraste. Das Licht blendete sie bald so stark, dass sie
sich die Augen zuhalten mussten. Viele starben in jener Nacht. Der Stern ging
nieder, landete aber – durch Zufall oder göttliche Fügung – nicht im Meer,
sondern auf einer kleinen, abgelegenen Insel, die sich [unleserlich] der
Schiffe befand. Die folgende Explosion machte viele der Männer blind, und
etliche von ihnen trugen Verbrennungen davon, bei anderen entwickelten sich
Geschwüre, an denen sie Monate oder Jahre später starben. Die Schiffe
unternahmen keinerlei Versuch, sich der Insel zu nähern, sondern machten kehrt
und ließen den Ort hinter sich, den man bis heute als Stätte der Krankheit
bezeichnet. All das hat mir der Priester mitgeteilt, eine alte Mythe, eher eine
Gespenstergeschichte, die man sich am Kamin erzählt, als der genaue Bericht
eines lange zurückliegenden Ereignisses. Dennoch frage ich mich … und auch
Amerigos Überlegungen gehen, fürchte ich, in diese Richtung.
    Ich sollte vielleicht auch die anderen Geschichten
aufzeichnen, obwohl sie mit Vorsicht zu genießen sind. Die Arawak erzählen sie
nur selten, und wenn, dann in raunendem oder scherzhaftem Ton. Ich fand es
seltsam, dass die alten Tolteken – beziehungsweise ihre Nachfahren, die
Mexicaner – nie den Versuch unternahmen, zur Insel zu segeln, um dort nach
Spuren des niedergegangenen Sterns zu suchen. Doch nicht alle Bewohner der
karibischen Inseln hatten Angst, und ich habe von Fischern und anderen gehört,
die – zufällig oder absichtlich – in die Nähe dieser namenlosen Insel gekommen
sind. Einige von denen sind niemals wiedergekehrt, andere kamen todkrank zurück
oder hatten den Verstand verloren und wussten Geschichten zu erzählen, die
niemand glauben wollte. Manche behaupten sogar, dass sich die Insel bewege,
dass sie selten zweimal an ein und demselben Ort zu finden sei und von einem
bösartigen Geist heimgesucht werde. Zweifellos alles Unsinn, obwohl Amerigo,
der diese Geschichten ebenfalls kennt, von ihnen entzückt ist. »Das muss ein
Meteor von unvorstellbarer Größe gewesen sein«, sagte er neulich zu mir. Seine
Augen nahmen einen versonnenen Ausdruck an, und er fuhr fort: »Wäre es nicht
ein perfekter Abschluss unserer Reise, wenn wir, nachdem wir diese Welt
erkundet haben, auch noch das erkunden würden, was aus einer anderen Welt
gekommen ist?«
    Seine Begeisterung übertrug sich auf mich, wenn auch

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